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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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bald war er wieder allein auf der Straße. Der weinrote BMW des Unbekannten ließ sich trotz des ungemütlich feuchtkühlen Herbstwetters perfekt starten. Nahezu lautlos glitt er vom Bordstein und fuhr weiter in Richtung Landskronavägen über die Brücke von Lussebäcken, bis er aus seinem Blickfeld verschwand.
    Dem ungewollten Zuschauer aus Råå war das Herz schwer wie Blei. Er hatte durch Zufall eine Wahrheit erfahren, von der er gar nichts wissen wollte, und dieser Wermutstropfen besudelte seine idyllische Traumwelt und machte seine heimlichen Fantasien schmerzlich zunichte.
    Sie hatte einen Liebhaber. Der Kerl konnte ja kaum viel jünger als er selbst sein! Höchstens zehn Jahre!
    Völlig am Boden zerstört kehrte er schließlich mit dem bestimmten Vorsatz nach Hause zurück, nie wieder an ihrem Haus vorbeizugehen.
    Doch er konnte sie einfach nicht im Stich lassen.
    Als hätte er geahnt, dass sich eine Tragödie anbahnen würde, entwickelte er intuitiv eine Art Verantwortungsgefühl für das Mädchen. Denn sie war eigentlich fast noch ein Kind und brauchte sicher jemanden, der ein wachsames Auge auf sie warf.
    Unter diesem Vorwand hatte er seine endlosen Beobachtungen wieder aufgenommen und weit mehr gesehen und gehört, als ihm lieb war.
    »Wenn du verstehst, ich glaube, sie ist in anderen Umständen!«
    »Ja, mein Gott – die Jugend heutzutage!«
    Die Altenriege der Straße entwickelte eine Art Marktschreiermentalität.
    Und letzten Endes sah auch er es, als er sie eines Tages im Geschäft verstohlen musterte. Der Mantel wölbte sich ordentlich nach außen: Es war eindeutig. Schließlich wagte er noch einen fragenden Blick hinauf in ihr Gesicht – aber sie wirkte nicht im Geringsten unglücklich oder zumindest beschämt.
    Im Gegenteil. Sie zeigte ihr strahlendes Lächeln genauso selbstverständlich wie vorher. Diesmal galt es allerdings der Kassiererin, die gerade dabei war, ihr das Wechselgeld zu reichen.
    Ja, das alles war schon seltsam. Eine außereheliche Schwangerschaft. Das, was in seiner Jugendzeit immer als große Tragödie gegolten hatte, schien heute einem Triumph gleichzukommen!
    Spätestens ab da hätte ihm doch einfach alles egal sein können. Sie war sicher nicht auf seine wohlgemeinte Fürsorge angewiesen und würde sich höchstwahrscheinlich ausgezeichnet selbst zu helfen wissen.
    Doch, ob er wollte oder nicht – die Sorge um ihr Wohl war ihm zu einer neuen Mission in seinem Leben geraten. Würde sie schon nicht ihm gehören, so wollte er wenigstens darauf achten, dass ihr nichts zustieß.
    Als ihm dann einige Wochen später die andere Frau aufgefallen war, hatte er sich innerlich in seiner Entscheidung bestätigt gefühlt. Diese dunkel gekleidete Gestalt vor dem Haus von Anne Smitt, die aussah, als entspräche gerade die Wahl gedeckter Farbtöne ihrem natürlichen Kleiderstil, tauchte jeden Abend auf. Völlig unbeweglich, wachsam und unermüdlich harrte sie dort aus.
    Genau wie er selbst.
    »Hast du Kaffee gekocht?«
    Seine Ehefrau brachte ihn mit ihrem plötzlichen Auftauchen in der Küche völlig aus der Fassung. Die Tasse, die er in der Hand hielt, klapperte gegen die Untertasse, und er war kurz davor, beides fallen zu lassen.
    »Oh, wie gut das duftet«, plapperte sie ahnungslos drauflos. »Hast du auch eine Tasse für mich?«
    »Wie bitte? Ja, natürlich – hier, ich schenk dir ein.«
    »Danke.«
    Dann schaute sie ihn verwundert an. Was machte er eigentlich hier draußen in der Küche? Die letzte Schokolade aus dem Schrank hatten sie doch am vorigen Samstag zum Bingospielen aufgegessen. Also, warum zum Teufel stand er hier und grübelte?
    »Du, kannst du mich nachher in die Stadt fahren?«, fragte sie unvermittelt. »Ich muss dieses Garn hier umtauschen. Ich komme mit meiner Stickerei sonst nicht weiter. Dieser dämliche Trottel im Nähladen hat mir Azurblau anstatt Blassblau verkauft, und ich werde ihm wahrhaftig …«
    »Natürlich. Das ist kein Problem. Ich habe sowieso selbst etwas in der Stadt zu erledigen«, entgegnete er, aber sie hörte ihm gar nicht zu.
    »… erzählen, was ich davon halte, völlig falsch beraten zu werden, und er kann in der Tat die Benzinkosten gleich mit übernehmen!«
    Gewiss, es passte ihm ausgezeichnet. Er dachte genau wie sie. Er würde ebenfalls nicht weiterkommen, wenn er nicht Klarheit in die Sache bringen würde. Es war ihm zwar nicht gelungen, sie zu beschützen, aber vielleicht würde er sich wenigstens nützlich machen können, wenn es um den

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