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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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Möglichkeit, sich diese verfluchten Gewissensbisse vom Leib zu schaffen. Auch wenn es ihm schmerzlich zusetzen würde, vor der Polizei seine intimen, sehnsuchtsvollen Liebesträume zu bekennen, so hatte doch die Stimme des Gewissens in jedem Fall Recht.
    Er würde gleich morgen, und zwar so früh wie möglich, die Polizei informieren. So eine Art Beichte war wohl tatsächlich das einzig Richtige, und dann sollte herauskommen, was da wolle. Er musste sich diese Last von der Seele reden, damit er in Zukunft nachts wieder ruhig schlafen könnte.
    Und … wenn es ihm damit so schlecht ging, wie würde es ihr erst ergehen, fragte die innere Stimme abschließend. Welche teuflischen Gewissensqualen würde sie mit dem maßgeschneiderten Mantel wohl erst erleiden?
    Er schaffte es nicht länger, darüber nachzudenken. Machte es sich stattdessen in seinem Bett bequem. Und fand zum ersten Mal in dieser Nacht annähernd zur Ruhe.
    Es würde unsäglich gut tun, jetzt schlafen zu können – jetzt, da er sich endlich entschieden hatte.

DIENSTAG 08:15:00
    Der Mann aus Råå war sich seiner Sache nicht mehr ganz so sicher, als er am Dienstagmorgen aufwachte, aufstand und schließlich den Morgenkaffee aufsetzte.
    Heute erschien ihm die Entscheidung, die aus seinen nächtlichen Überlegungen heraus erwachsen war, nicht mehr ganz so plausibel wie noch einige Stunden zuvor, als er sich von seiner inneren Stimme hatte überzeugen lassen und es ihm daraufhin endlich geglückt war, einzuschlafen. Das stahlgraue Licht des neuen Tages hatte die blank geschliffenen Konturen seines aufrichtigen Beschlusses bedenklich verwischt.
    Vielleicht wäre es sogar der reine Wahnsinn, zur Polizei zu gehen.
    Er stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie am Ende gar ihn verdächtigten.
    Nein.
    Er würde es wohl, trotz allem, besser bleiben lassen, denn er hielt es für angebracht, sich nicht in Dinge einzumischen, wenn es nicht unbedingt nötig war.
    Wie auch immer, die Sache würde sowieso bald in Vergessenheit geraten. Es geschahen heutzutage doch so viele Morde, die nie aufgeklärt wurden. Und auch dieser würde sicher in die Geschichte der ungelösten Mysterien eingehen. Warum sollte er dann zur Polizei rennen und die Klatschbase spielen, wenn es einzig zu seinem eigenen Unglück geschähe?
    Zum ersten Mal war er froh, dass der Polizei derart wenig Personal zur Verfügung stand und man dort Mühe hatte, der hohen Quote von Delikten gerecht zu werden. Als diese Lümmel vom Nachbarblock von Haus zu Haus gezogen waren, um die Eingänge zu verschmutzen, hatte er sich oft darüber beklagt, dass die Polizei offenbar nicht in der Lage war, einzugreifen und eine vernünftige Auseinandersetzung mit diesen Randalierern zu führen, die anscheinend aus purer Zerstörungslust handelten.
    Gerade jetzt kam ihm dieser Personalmangel ziemlich gelegen. Er schien ihm wie eine Befreiung von dem Druck, den ihm seine fordernde innere Stimme auferlegt hatte.
    Jetzt, wo er aus diesen höchst einleuchtenden Gründen seine nächtliche Entscheidung, den Helden spielen zu wollen, widerrufen hatte, würde ihm eine Tasse Kaffee so richtig gut tun – ordentlich starker, schwarzer Kaffee, so, wie er ihn gern hatte!
    Da fiel es ihm plötzlich ein.
    Wie von einem Blitzlicht erhellt, erinnerte er sich an das einzige Mal, wo er mit ihr gesprochen hatte.
    Diese Situation im Supermarkt.
    Sie hatte vor dem Kaffeeregal gestanden, ziemlich in Gedanken versunken. Doch dann hatte sie sich etwas abrupt umgedreht und ihn dabei versehentlich angestoßen, als er mit seinem roten Einkaufskorb unter dem Arm den engen Gang entlang gekommen war.
    »Oh, Entschuldigung!«, hatte sie ausgerufen und für den unvergesslichen Bruchteil einer Sekunde beschwichtigend ihre Hand auf seinen Arm gelegt.
    Sie hatte ihm ein göttliches, blendend weißes Lächeln geschenkt, und ihre schönen Augen hatten ernsthafte Aufrichtigkeit ausgestrahlt. Nicht wie so manche anderen jungen Damen. Solche, die einen älteren Mann wie ihn nur sauer anglotzten, als hätte er ihnen allein durch seine bloße Anwesenheit schon Gewalt angetan.
    Nein, sie war etwas ganz Besonderes gewesen.
    »Oh, verzeihen Sie noch einmal«, hatte sie schnell hinzugefügt, »gerade fällt mir ein, dass ich die falsche Sorte gegriffen habe. Die ist ja viel zu stark, ich wollte doch eigentlich die milde Sorte.«
    Dann hatte sie sich erneut dem Regal zugewandt, die Packung zurückgestellt und stattdessen ein Paket milde Sorte aus dem Fach darunter

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