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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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den Eindruck, dass alles wieder an Bedeutung gewann.
    Er sah sich in dem edlen Spiegel, der wie von Diamanten in seinem facettengeschliffenen Rahmen eingefasst schien, prüfend in die Augen. Sie hielten seinem Blick stand, den er sorgfältig analysierte. Die Trauer offenbarte sich schonungslos, doch sie war ohne Reue. Er bereute keinen Augenblick. Nicht einen einzigen. Stattdessen setzte sie in ihm einen neu erwachten Lebenswillen frei, der durch das Drama des gestrigen Abends erst richtig beflügelt worden war.
    Denn was nützte es jetzt zu grübeln? Das Einzige, was zählte, waren Taten, und war das nicht die Einstellung, die ihn zu dem erfolgreichen Geschäftsmann gemacht hatte, der er jetzt war?
    Er stieg in die gekachelte Duschkabine, die von Türen aus gehärtetem Rohglas halbmondförmig umschlossen wurde, stellte den Thermostat auf die heißeste Stufe und öffnete den Hahn. Das Wasser brannte auf den Schultern und den straffen Pobacken, brachte jedoch sofort seinen müden Kreislauf in Schwung. Langsam entspannten sich seine verkrampften Muskeln unter dem herrlich dampfenden Wasser.
    Seine Gedanken wanderten planlos umher. Er begann sich zu fragen, wer ihn jetzt seinen Körper spüren lassen würde, bis er Muskelkater bekam … jetzt, da Anne nicht mehr da war?
    Einzig auf seine ausgedehnten Spaziergänge mit dem Hund würde er sich in Zukunft freuen können.
    Anne hatte Casper geliebt.
    Berit hasste ihn, wie sie das meiste andere auch hasste.
    Gerade als er aus der Dusche stieg und sich mit dem Badehandtuch mit schnellen, harten kreisförmigen Bewegungen abfrottierte, spürte er einen entsetzlichen Druck auf der Blase. Er urinierte in die taubenblaue WC-Schüssel und trocknete den letzten Tropfen mit ultraweichem Toilettenpapier ab. Warf es hinein und drückte den Spülknopf am Wasserbehälter.
    Es rauschte, und während frisches Wasser nachfloss, stellte er mit Wohlbehagen fest, dass er seine gesamte Vergangenheit auf genau dieselbe wirkungsvolle Weise herunterspülen würde.
    Alles sollte endlich so rein und perfekt werden, wie er es haben wollte.
    Im selben Augenblick, als er die Treppe hinunterschlenderte, kam ihm Berit aus der Küche entgegen.
    »Du bist also zu Hause?«, stellte sie tonlos fest. »Ich dachte, sie hätten dich festgenommen? Es ist ja sowieso nur eine Frage der Zeit, bis die ganze schmutzige Wahrheit über dich und deine ekligen Sexspiele ans Licht kommt und sie dich schnappen.«
    Ihr Mienenspiel signalisierte puren Hass und abgrundtiefe Verachtung.
    Doch er grinste überlegen. »Liebesverhältnisse sind nun wirklich nicht strafbar. So etwas gibt es nur in den USA und wenn man dort zufälligerweise Präsident ist.«
    »Nein, aber Mord ist strafbar«, entgegnete sie unbeirrt.
    »Aus welchem Grund sollte ich sie ermordet haben?«, fragte er in fast verwundertem Ton. »Ich habe sie doch geliebt.«
    Sie fuhr angesichts seiner schonungslosen Offenheit zusammen, sammelte sich jedoch sogleich wieder.
    »Du sagtest doch, dass sie schwanger war. Da begann sie wohl, etwas beschwerlich zu werden, oder? Stellte vielleicht überzogene Ansprüche.«
    »Wenn ich jemanden ermorden würde«, polterte er los, »so wüsste ich genau, wen. Doch in diesem Fall hier wird es sich kaum um meine Wenigkeit handeln, die man zum Verhör einbestellen wird.«
    »Und was meinst du damit?«
    »Das kannst du dir wohl selber ausrechnen, du Spatzenhirn.«
    Sie hielt ihn auffordernd am Arm fest, als er sich an ihr vorbei in den Salon drängte. Mit einer schroffen Bewegung schüttelte er ihre Hand ab und ging weiter zum Barschrank.
    »Nein, ich will wissen, was du meinst! Sag es jetzt!«
    »Denkst du vielleicht, sie könnten nicht eins und eins zusammenzählen?«
    »Wovon sprichst du?« Ihre Stimme wurde jetzt bedeutend lauter, und es hatte sich ein auffallend ängstlicher Klang eingeschlichen.
    »Tja, was glaubst du wohl?«, verhöhnte er sie.
    Heute bevorzugte er Whisky – gewissermaßen ein überlegeneres geistiges Getränk als der Cognac von gestern Abend. Der Flaschenhals stieß klingend an den Rand des Tumblers, und mit einem dezenten Gluckern ergoss sich der 45,8-prozentige Talisker in das edle Kristallglas.
    Die Angewohnheit zu fluchen war ihr ansonsten eher fremd, doch nun konnte sie sich nicht länger zurückhalten.
    »Ich habe, zum Teufel noch mal, nichts mit der Sache zu tun!«, schimpfte sie.
    Ihm gefiel ihr Fluchen, weil es so offenkundig darauf hindeutete, dass sie auf dem besten Weg war, die Fassung zu

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