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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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treiben, der die Vernunft von einem unendlich tiefen, schwarzen Abgrund trennte.
    »Also«, stellte Leif zufrieden fest, während er den letzten Zentiliter aus seinem Glas hinunterkippte, »damit ist dein Alibi wohl hinfällig. Und möge der Teufel selbst dafür sorgen, dass du es ebenso wirst!«
    Ihr verzweifelter Blick flackerte einen kurzen Augenblick über die Wände des gold- und cremefarbenen Salons. Dann drehte sie sich abrupt um und verschwand in der Küche.
    Sie hatte dringend eine weitere Sobril nötig.
     
    Hill und Gårdeman hatten sich mehr als anderthalb Stunden verspätet, als sie endlich einen erneuten Anlauf machen konnten, um nach Ramlösa hinauszufahren.
    Es war allerdings nicht zu leugnen, dass sie in der Zwischenzeit eine ganze Menge äußerst interessanter Informationen von dem älteren Mann erhalten hatten, der Anne Smitts leblosen Körper in dem mitternachtsblauen Mitsubishi entdeckt hatte.
    Er hatte seine traurige Geschichte vollständig vor ihnen ausgebreitet. Es war ihm sichtlich schwer gefallen, sein heimliches Interesse an der nun toten Frau zu offenbaren und sie über den beschämenden Umfang seiner Obsessionen in Kenntnis zu setzen. Für Hill und Gårdeman war es kaum angenehmer gewesen, sein aufrichtiges und qualvolles Bekenntnis entgegenzunehmen, denn ihnen wurde nach und nach die verzweifelt hilflose Situation des Mannes bewusst.
    Anne Smitt war ein Lichtblick in seinem Rentnerdasein gewesen, und er hatte buchstäblich mit ansehen müssen, wie der Schein vor seinen eigenen Augen erlosch.
    »Aber warum«, wollte Hill hauptsächlich aus formalen Gründen wissen, »haben Sie uns das nicht bereits gestern berichtet?«
    »Ich hatte Angst«, bekannte der Mann. »Ich stand unter Schock und hatte außerdem die Befürchtung, vor der Polizei als Hauptverdächtiger dazustehen. Und wenn die Sache darüber hinaus auch noch meiner Frau zu Ohren käme … ja, dann hätte ich nicht einmal mehr ein Zuhause, in das ich zurückkehren könnte.«
    Sie schauten den Mann an, sagten jedoch nichts. Es gab einfach nichts Vernünftiges zu entgegnen.
    »Wie trist und inhaltslos es anderen auch erscheinen mag, und wie unähnlich es dem Leben, das sie offenbar lebte, auch ist«, setzte der Mann erschöpft und mit zitternder Stimme hinzu, »so ist es doch mein Zuhause, mein Fernseher, mein Sofa und letztlich mein altes Weib, zu dem es mich hinzieht, solange ich selbst noch am Leben bin!«
    Sie hatten den Eindruck, dass er gleich vor ihren Augen zusammenbrechen würde, aber es gelang ihm schließlich mit letzter Kraft, sich zu sammeln und ihre Blicke zu erwidern.
    »Ja«, seufzte er und griff mit seinen Arbeiterhänden nach seiner kariert gemusterten, wollenen Kappe, »das war wohl alles, denke ich. Kann ich jetzt gehen?«
    Hill sah sich gezwungen, den Mann zu enttäuschen.
    »Wenn es für Sie machbar ist«, erwiderte er höflich, jedoch ohne Verhandlungsspielraum, »dann würden wir das Ganze gerne noch einmal mit Ihnen durchgehen und einige ergänzende Fragen stellen.«
    Er setzte sich in seinem Schreibtischstuhl auf und wechselte die Kassette des Tonbandgerätes.
    Der Mann aus Råå war schweißgebadet, als das Verhör schließlich vorüber und der Kassettenrecorder ausgestellt war. Gleichzeitig war er dankbar, sein Gewissen erleichtert zu haben und stieß einen tiefen Seufzer aus, als sie ihn endlich nach Hause entließen.
    »Müssen Sie …«, fragte er beunruhigt, bevor er ging, »… müssen Sie es meiner Frau erzählen?«
    Hill rieb sich die müden Augen, doch er sah nicht die geringste Möglichkeit, den ziemlich niedergeschlagen wirkenden Mann vor der Wahrheit zu schützen.
    »Ich weiß es noch nicht genau«, gab er aufrichtig zu, »das hängt davon ab, wie sich alles entwickelt und ob in diesem Fall ein Gerichtsverfahren eingeleitet wird. Dann dürfte es wohl schwer werden, um eine formale Zeugenaussage herumzukommen. Doch bevor sich diese Frage stellen wird, verspreche ich Ihnen, dass sie zumindest von uns nichts erfährt.«
    Das war wenigstens ein kleiner Trost, den der ältere Mann dankbar entgegennahm.
    »Dann vielen Dank«, sagte er, zog die karierte Kappe mit einer routinierten Handbewegung auf den Kopf und folgte in sichtlich ermatteter Haltung dem Assistenten, der ihn heraufgeführt hatte, wieder hinunter ins Foyer.
    Es war ungewohnt still im Raum geworden, nachdem er gegangen war, so als hätten weder Hill noch Gårdeman die andächtige Ruhe entweihen und damit die Bedeutung des Bekenntnisses,

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