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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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vereint vor sich zu sehen und im selben Augenblick, in dem sich das Leben in seinen krassen Gegensatz verkehrte, den heißen Strom seiner Liebe über jegliche Ufer treten zu lassen.
    Es wunderte ihn, dass der Schmerz nicht stärker, allumfassender war. Sicher, es war ein entsetzliches Gefühl – völlig teuflisch und abstoßend –, den Sauerstoff in seinem Kopf so unkontrolliert explodieren zu spüren. Wie Silvesterknaller über dem offenen Feuer. Außerdem merkte er, wie dicke Klumpen seinen Hals verstopften, die das Atmen erschwerten und ihm fast die Augen aus dem Kopf treten ließen …
    Und dann dieses Rauschen in den Schläfen, das zu einem Heulen anschwoll und sich für eine unfassbar kurze Sekunde zu einem höllischen Donnern auswuchs.
    Doch es tat nicht weh …
    Aber warum eigentlich nicht sterben? Natürlich würde er genauso gut das Leben hinter sich lassen können.
    Nur der Körper … der Körper wollte irgendwie nicht …
    Er richtete sich mit weit aufgerissenen Augen abrupt auf. Der Schreibtischstuhl aus gediegener englischer Eiche, der in derselben qualitativ hochwertigen Ausführung und von demselben namhaften Hersteller war wie der, den er auch Anne geschenkt hatte, kippte und fiel hinter ihm zu Boden. Krampfartig umklammerte er die Kaffeetasse und machte einen Versuch, tief durchzuatmen, doch er brachte lediglich ein schwaches Röcheln und ein verzerrtes Grinsen hervor, bei dem sich die Oberlippe spannte und am sekundenschnell orangeverfärbten Zahnfleisch festklebte.
    Nur, wie?
    Sie hatte doch gar nicht …
    Er vernahm Caspers unheilverkündendes Gebell aus dem unmittelbar angrenzenden Gästezimmer.
    Still, verdammter Köter, still!
    Unter spastischen Zuckungen ließ er die Kaffeetasse fallen. Sie schoss quer durch den Raum und zersprang in Stücke. Seine Hände fuhren an den Hals und versuchten, die verengte Kehle vom Druck zu befreien, während sich ein heißer Urinstrom über die einwandfrei gebügelten, beigefarbenen Gabardinehosenbeine ergoss. Doch das spürte er schon nicht mehr. Die Farbe auf seinen Wangen nahm rasch eine ziegelrote Nuance an – das markante Merkmal explodierenden Sauerstoffs.
    Ein intensives weißes Licht erfasste ihn, und es fühlte sich an, als würde er nach oben gezogen und zu schweben beginnen, während sein Körper, der gepflegte und gut aussehende Körper, der ihm einst so treue Dienste geleistet und ihm zuletzt so viel Lust bereitet hatte, auf der frisch polierten Platte seines Schreibtisches zusammensank.
    Reglos blieb er quer über Stapeln mit noch zu unterzeichnenden Verträgen und umfangreichen Auszügen aus seinen verschiedenen Konten liegen. Als es Hill und Gårdeman endlich mit vereinten Kräften gelungen war, die verschlossene Tür zu sprengen und in das Arbeitszimmer einzudringen, war Direktor Leif Nilsmed bereits unwiderruflich tot.
     
    Sahlman war während des restlichen Nachmittags ungemein beschäftigt gewesen. Keiner im Präsidium wusste genau, womit er sich eigentlich befasste, doch man hoffte allseits, dass er es zumindest selber wusste.
    Erst war er unablässig in den verschiedenen Online-Dateien des Internets herumgesurft, sodass sich seine Augen vor Anstrengung gerötet hatten. Daraufhin hatte er verschiedene Telefonate geführt, die ihn anscheinend dahingehend beeinflusst hatten, sich mit ein paar Lagen Schaumstoff, einem Bauarbeiterhelm und einer Rolle Isolierband in seinem Dienstzimmer zu verschanzen.
    Im Präsidium konnte man sich weitaus Sinnvolleres vorstellen, als Sahlman in einer Situation wie dieser zu stören. Also kümmerten sich Susanna und Birgitta darum, ihm einen Teil seiner zu erledigenden Schreibtischarbeit abzunehmen und teilten die verschiedenen Anliegen unter sich auf.
    »Irgendwie war es doch vorhin ziemlich sonderbar, findest du nicht?«, äußerte Birgitta und blieb im Türrahmen zu Susannas Raum stehen, bevor sie sich der zusätzlichen Arbeit zuwandte.
    »Was meinst du denn genau?«
    »Ja, da oben in der dritten Etage – wie hat er den Saal noch gleich genannt?«
    »Den Gästesaal meinst du?«
    »Ja, genau den«, bestätigte Birgitta und verschränkte gedankenverloren ihre Arme vor der Brust. »Ist dir dort nichts aufgefallen?«
    »Nein«, antwortete Susanna wahrheitsgemäß, »ich glaube nicht, dass dort etwas Besonderes stattgefunden hatte. Jedenfalls nicht in der Gegenwart.«
    »Nein … ich meine, an Sahlmans Verhalten.«
    »Knuts?«
    »Ja, er hat den Raum noch nicht einmal betreten. Hast du das nicht

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