Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
Vom Netzwerk:
das er gerade abgegeben hatte, verwischen wollen.
    Hill fühlte sich schließlich gezwungen, sich aufzuraffen und räusperte sich.
    »Also«, stellte er trocken fest, »angesichts dieser Informationen sieht es für Frau Nilsmed ziemlich übel aus, oder? Die Personenbeschreibung scheint hinsichtlich Größe und Körperbau recht gut auf sie zu passen.«
    »Es würde mich nicht sehr wundern, wenn sie auch noch genau so einen Mantel besitzen würde, wie ihn die spionierende Dame bei ihren nächtlichen Besuchen trug«, bemerkte Gårdeman. Ihm missfiel der Gedanke, dass dieser Stinkstiefel von Nilsmed trotz allem unschuldig zu sein schien. Gårdeman hätte liebend gern gesehen, dass … doch was nützte es, sich in Tagträumen zu ergehen? Eigentlich reichte ihm die Fülle seiner nächtlichen Träume völlig aus.
    »Dann sollten wir uns wohl mal auf den Weg machen«, schlug er vor und rutschte von der Schreibtischkante, auf der er für gewöhnlich hockte.
    Sie meldeten sich also erneut bei Joansson ab und diesmal, so hofften sie jedenfalls, würde es dabei bleiben.
    Die geringe Wärme, die sich vor anderthalb Stunden im Auto auszubreiten begonnen hatte, war inzwischen völlig verpufft. Draußen war es jetzt kälter als zuvor, und der Wagen stotterte eine Weile aus reinem Protest, bevor er sich endlich starten ließ.
    Hill fuhr langsam und zurückhaltend, als wollte er Zeit für eine gedankliche Analyse der Situation gewinnen. Denn auch wenn ihnen die Vorstellung nicht behagte, könnte doch tatsächlich ein ganzes Stück mehr Wahrheit in Leif Nilsmeds Behauptungen liegen, als sie anfangs bereit gewesen waren zu glauben. Nilsmed gehörte sicher nicht zu den angenehmen Vertretern der Menschheit, doch trifft einen Menschen noch lange keine Schuld, nur weil er unsympathisch ist. Das besagte sowohl die uralte Rechtsauffassung als auch sein gesunder Polizistenverstand.
    Nilsmeds Auskünfte ließen die Dinge unleugbar in einem neuen Licht erscheinen. Seine Weste hinsichtlich der Rolle in dem Drama war längst nicht blütenrein, und das allein hätte den Reiz ausgemacht, seine Aussage zu widerlegen. Doch leider stimmte seine Geschichte auf beängstigende Weise mit einer Reihe bereits bekannter Zusammenhänge und Fakten überein und war allein schon aus diesem Grund nicht so leichtfertig von der Hand zu weisen.
    Als sie schließlich an der roten Ampel bei der Feuerwehrwache anhalten mussten, unterbrach Gårdeman die Stille.
    »Langsam nimmt unser Fall wirklich paranoide Ausmaße an«, befand er. »Liebhaberinnen und Spione, Eifersucht und Verrat! Ich werde den Eindruck nicht los, dass alle Beteiligten ein Doppelleben wie in einer Seifenoper führen, in dem nichts ist, wie es scheint. Eins, zwei, drei, taucht unvermutet vielleicht noch irgendein Cousin aus Australien auf …«
    »Mir scheint, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen«, stimmte Hill zu und schaltete sachte in den ersten Gang, als die Ampel auf Grün wechselte. »Vielleicht leben wir alle auf mehreren Ebenen … gleichzeitig«, setzte er philosophisch hinzu.
    Ihm war gerade seine eigene Situation und die Doppelrolle, die er demnächst spielen würde, in den Sinn gekommen.
    Polizist – Papa. Papa – Polizist. Papa Polizei. Polizeipapa.
    »Nur, dass es in unserem Fall hoffentlich nicht mit Mord endet«, schloss Gårdeman.
    Die Nilsmedsche Residenz wirkte heute kaum einladender als gestern Abend. Sie parkten wieder an der Bordsteinkante, brauchten heute jedoch nicht wie überalterte Pizzaverkäufer vor dem Tor zu warten. Nilsmed hatte sich schon eine Weile gefragt, warum sie so lange auf sich warten ließen, und öffnete unmittelbar das elektronische Türschloss, als er sie endlich kommen sah.
    Ja, er hieß sie geradezu herzlich willkommen, bat sie gastfreundlich herein und merkte sichtlich nicht, dass sie seine geschmacklose Scharade längst durchschaut hatten.
    Oder es kümmerte ihn nicht.
    Er schien sich trotz des schmerzhaften Verlustes bester Laune zu erfreuen. Und er hatte sich, was sein Äußeres betraf, erneut gestylt. Die geknöpfte Strickweste aus Kaschmir sowie die teuren italienischen Loafers an seinen Füßen kleideten ihn ausgezeichnet.
    »Bitte, meine Herren«, sagte er mit übertriebener Höflichkeit. »Ich vermute, Sie wollen das Verhör im Salon abhalten?«
    Das war mit Sicherheit nicht das, was sie wollten.
    Zum einen, weil es ihnen so unglaublich falsch vorkam.
    Denn selbst wenn sie die aktuelle Zeugenaussage des Mannes aus Råå berücksichtigten,

Weitere Kostenlose Bücher