Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
Vom Netzwerk:
unterbrach sich. »Ich bin keine Mörderin«, erklärte sie plötzlich bestimmt. »So habe ich das nicht gemeint.«
    »Das ist uns schon klar«, sagte Gårdeman neutral.
    »Unsere Ehe war seit langem nicht mehr die beste …«
    Ihre belegte Stimme driftete in unterschwellig herauszuhörender Trauer über das einst so bedeutsame Versprechen ab, das Leif und sie sich gegenseitig gegeben hatten. Nun kam diesem nicht mehr die geringste Bedeutung zu.
    Doch dann sammelte sie sich wieder. »Eigentlich ist es mir inzwischen egal, was er tut«, erklärte sie trotzig und verstummte erneut, starrte auf das Taschentuch in ihrem Schoß und ließ ihre Finger wieder über den Stoff gleiten.
    Gårdeman starrte wie verzaubert auf das Tuch, das wie in einer eindrücklichen modernistischen Choreographie zwischen ihren Fingern tanzte – zuerst über den Daumen, dann unter dem Zeigefinger hindurch und weiter über den Mittelfinger.
    »Haben Sie und Ihr Mann darüber gesprochen?«, wollte Hill wissen.
    »Schwer zu sagen … Wir reden nicht mehr viel.«
    »Wussten Sie, dass Anne Smitt und Ihr Mann sich regelmäßig in ihrer Wohnung trafen?«, fragte Hill weiter, in der Hoffnung, dass sie nein sagen würde.
    »Ja«, antwortete sie.
    »Wussten Sie, wo sie wohnte?«
    »Ja«, sagte sie kaum hörbar.
    Hill unterdrückte einen Seufzer der Enttäuschung und kam zu der entscheidenden Frage.
    »Wussten Sie, dass Anne Smitt ihre Wohnung jeden Montagabend genau zu dem Zeitpunkt verließ, an dem sie auch getötet wurde?«
    »Ja.«
    Das bedeutete definitiv nichts Gutes.
    »Besitzen Sie einen …«, begann er und schaute zur Sicherheit noch einmal in seine Unterlagen, »… einen Popelinemantel mit Kapuze?«
    Jetzt schaute sie zum ersten Mal auf und richtete ihre rot geweinten Augen fragend auf die Polizisten. Sie nickte vorsichtig.
    »Dürfen wir das als ein ›Ja‹ werten?«, fragte Hill nach.
    »Ja.«
    Nun rutschte Hill befangen hin und her. Es kam eindeutig zu oft ein »Ja«, wo er auf ein klares »Nein« gehofft hatte.
    »Haben Sie jemals mit diesem Mantel bekleidet vor den Fenstern von Anne Smitts Haus gestanden und sie beobachtet?«
    »Ich habe sie überhaupt niemals beobachtet«, gab Berit Nilsmed empört zurück. »Für wen halten Sie mich eigentlich?«
    »Sie sagten jedoch, dass Sie wussten, wo sie wohnte.«
    »Sie arbeitete doch für Nilco. Es war kein Geheimnis, wo sie wohnte.«
    »Frau Nilsmed …« Hill räusperte sich, bevor er weitersprach. »Denken Sie jetzt bitte genau nach, und antworten Sie nach bestem Wissen und Gewissen. Haben Sie in der letzten Zeit Zugang zu Zyanidwasserstoff in irgendeiner Form gehabt oder ihn besessen?«
    Sie starrte erschreckt und gleichzeitig unschlüssig von einem Ermittler zum anderen.
    Sowohl Hill als auch Gårdeman beobachteten sie unablässig. Gab es da etwas – und sei es ein noch so geringer Hinweis auf Schuldgefühle, zum Beispiel ein winziges Blinzeln –, das sie in diesem Moment verraten könnte?
    »Nein«, erklärte sie mit äußerster Bestimmtheit. »Wirklich nicht!«
    Die Stille, die daraufhin eintrat, wirkte fast wie eine Erleichterung.
    Deshalb überwältigte sie alle der plötzliche Krach, der völlig überraschend aus dem Obergeschoss zu ihnen nach unten drang. Etwas war dort oben zu Boden gestürzt. Nicht nur ein Buch oder ein Ordner, sondern etwas bedeutend Schwereres – ein Möbelstück oder …
    Dem Schlag folgten rasch ein Geräusch zerbrechenden Porzellans, einige weitere Schläge und schließlich ein dumpfes Poltern. Irgendwo in der oberen Etage heulte der Hund erschrocken.
    Berit saß wie versteinert und leichenblass an der Sofakante, während Hill und Gårdeman geistesgegenwärtig aufsprangen und die mit Teppichboden ausgekleidete Treppe mit geschmeidigen Sprüngen hinaufeilten.
     
    Was für eine Ironie des Schicksals!
    So weit kam Leif Nilsmed mit seinen gedanklichen Überlegungen, und dabei musste er fast unfreiwillig lachen.
    Gleichzeitig hegte er nicht den geringsten Zweifel daran, was gerade mit ihm geschah. Es war der Kuss des Todes, der seine Lippen umspielte.
    Er hatte sich schon des Öfteren gefragt, wie es wohl sein würde zu sterben. Vielleicht sogar in … ihren Armen? Jegliche Beherrschung fahren zu lassen, alle Grenzen zu sprengen und besinnungslos tief in sie einzudringen, bis er an den Schläfen einen intensiven Schmerz vernehmen würde, der ihn mitten in seiner Ekstase zersprengen würde.
    Wie es sich wohl anfühlen würde?
    Die Ewigkeit mit dem Paradies

Weitere Kostenlose Bücher