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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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handelte es sich immer noch nur um Indizien und kaum um einen angemessenen Verdacht. Man stelle sich nur vor, dass Frau Nilsmed überhaupt keinen Popelinemantel dieser Art besaß. Vielleicht trug sie lieber Pelz oder Kamelhaar?
    Zum anderen, weil der Salon zu großen Teilen mit empfindlichen chinesischen Teppichen ausgelegt war, was zur Folge hatte, dass sie ihre Schuhe im Flur hätten ausziehen und sich nur auf Strumpfsocken der delikaten Aufgabe eines Verhörs hätten widmen müssen. Das wiederum würde einen bedeutenden Autoritätsverlust nach sich ziehen.
    Doch das Gespräch musste geführt werden, auch wenn sie es beide vorgezogen hätten, Nilsmeds hochdramatisches Bekenntnis als einen jämmerlichen Versuch, die Aufmerksamkeit von seiner Person abzulenken, in den Wind zu schlagen.
    Sie hatten ja bereits in gewisser Weise seine Frau getroffen. Hatten ihr auf dem Sofa im Salon zugenickt, wo sie gestern Abend gesessen und vor sich hin gestarrt hatte, als befände sie sich in einer anderen Welt.
    War sie wirklich in der Lage, so viel Entschlossenheit aufzubringen, um eine Rivalin zu ermorden? Oder überhaupt irgendjemanden?
    »Ja, ich verstehe, dass die Herren allein mit meiner Frau zu sprechen wünschen«, grinste Leif Nilsmed spöttisch. »Bitte entschuldigen Sie mich, doch die Geschäfte erfordern meine ungeteilte Aufmerksamkeit.«
    Er zog sich mit einer triumphierenden Miene und einer großen Tasse schwarzen Kaffee in der Hand zurück. Nach einem letzten höhnischen Blick auf seine Frau nahm er die Stufen der Treppe ins Obergeschoss mit erstaunlicher Leichtigkeit.
    Hill räusperte sich verlegen und schaute zu Gårdeman, doch dieser schüttelte nur den Kopf. Sie hatten keine andere Wahl, als diese zerbrechliche Person mit unangenehmen Anschuldigungen zu konfrontieren, und es würde für alle Beteiligten in keinster Weise leicht werden.
    Hill blieb nichts anderes übrig, als die weichen Wollteppiche zu betreten. Vorsichtig ging er auf Berit Nilsmed zu, die immer noch unbeweglich auf ihrem Sofa saß.
    »Guten Tag«, sagte er zur Begrüßung und streckte die Hand aus.
    Sie wich seinem Blick aus, erwiderte jedoch flüchtig seinen Händedruck. Ihre Hand war unangenehm kalt und feucht.
    »Ich bin Kriminalkommissar Joakim Hill«, stellte er sich vor, »und das ist mein Kollege, Inspektor Ulf Gårdeman. Wir waren gestern Abend hier, wenn Sie sich erinnern. Ist es in Ordnung, wenn wir uns kurz zu Ihnen setzen?«
    Sie wand sich nervös, nickte aber.
    Das Sofa war ausgesprochen bequem, und sowohl Hill als auch Gårdeman träumten einen kurzen Moment davon, ein ähnlich göttliches Möbelstück zu besitzen.
    »Leider müssen wir Ihnen einige Fragen stellen, Frau Nilsmed«, sagte Hill einleitend. »Bezüglich des Todesfalles, über den wir schon mit Ihrem Mann gesprochen haben. Es handelt sich um die junge Frau, die gestern Abend draußen in Råå starb.«
    Ihr Blick flackerte, doch es gelang Hill, ihn für einen verschwindend kurzen Moment aufzufangen.
    Er war voller Unruhe, ja geradezu erschrockener Nervosität. Hill musste unweigerlich an den Bericht des Mannes aus Råå denken. Er konnte sich nicht helfen, aber selbst wenn er den Beschuldigungen durch ihren Ehemann keinen Glauben schenkte, so musste er sich doch fragen, was Berit Nilsmed so ängstlich stimmte.
    »Die Frau hieß Anne Smitt«, stellte er sachlich fest, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu wenden, »kannten Sie sie?«
    »Nein.«
    Sie antwortete so leise, dass man sie kaum verstehen konnte.
    »Wie bitte?«, fragte er, obwohl er ansonsten keinerlei Probleme mit den Ohren hatte. Er wollte ihr eine weitere Chance geben, ehrlich zu antworten, und sie nahm sie an.
    »Ja, ich wusste, wer sie war. Aber ich … ich kannte sie nicht persönlich. Mein Mann kannte sie natürlich. Sie war ja seine … Geliebte.«
    »Haben Sie lange davon gewusst?«, wollte Hill wissen.
    Plötzlich hielt sie wieder das Taschentuch, genau wie gestern, zwischen ihren langen, sehnigen Fingern, während die Spitzen von der einen Hand hinüber zur anderen glitten. Er begriff, dass diese unbewusste Beschäftigung ihr Blitzableiter – ihr eigener persönlicher Herzenströster – sein musste. Eine Möglichkeit, ihre inneren Spannungen zu kanalisieren, sie über die Fingerspitzen in den weichen Baumwollstoff zu leiten und dort zu neutralisieren.
    »Eine ganze Weile«, sagte sie vage.
    »Und wie haben Sie darauf reagiert?«
    »Ich habe sie natürlich gehasst …«, antwortete sie. »Und …«
    Sie

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