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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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herrschte, hindeutete. Einer seiner Jungs lag im Graben, zwei zusammengekrachte Maschinen mitten auf der Fahrbahn, und schließlich all die völlig verängstigten Autofahrer. Ganz zu schweigen von den Lastwagenfahrern, die zu diesem Zeitpunkt bereits aufmüpfig gegen die beiderseitigen Wegsperren protestierten.
    »Wie sieht’s aus, Hasse?«, fragte Albin, offensichtlich von dem Chaos unberührt. »Hast du etwa Wichtigeres vor? Oder sollen wir Stickan vielleicht stattdessen eine Mitteilung machen?«
    Diese Aktion würde tatsächlich den ausgefeilten Plänen des Terminators zwar nur ein vorläufiges, jedoch ein völlig abruptes Ende bereiten, doch er hatte gar keine andere Wahl. Nanes Bekenntnis würde unweigerlich einen Umweg über Göteborg nehmen und die Polizei noch ein Weilchen warten müssen.
    Das Einzige, was er im Augenblick tun konnte, war, viel sagend mit den Achseln zu zucken. »Verdammt auch – hätte er nicht einfach anrufen können?«
     
    Knut Sahlman war es nach und nach gelungen, dem Computer einige nützliche Telefonnummern zu entlocken, er zog es jedoch vor, sich erst einmal der Adresse zu widmen, die geografisch am nächsten lag.
    Er wählte die Vorwahl 0451 für Hässleholm und dann die im Internet angegebene Durchwahl.
    »HoloArt, god middag« ,meldete sich eine Frauenstimme.
    Sie klang angenehm und dienstbeflissen, doch er konnte nicht umhin, sich zu fragen, warum sie ›guten Mittag‹ sagte, wo es bereits weit nach vier Uhr nachmittags war.
    Einmal hatte er einen guten Freund auf einem Chefposten in der Gemeindeverwaltung diesbezüglich gefragt und die Antwort erhalten, dass, grüßte man unabhängig von der jeweiligen Tageszeit mit »guten Mittag«, jedem Anrufer das Gefühl verliehen würde, sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt genau im Mittelpunkt des jeweiligen Tages zu befinden. Damit schuf man seiner Auffassung nach ein gewisse positive Dynamik, die den Kontakt und die Lösung eventueller Probleme oftmals erleichterte. Alles laut der MM-Methode aus den USA, wo ›MM‹ für ›Meaningful Meetings‹ stand. Dies war die aktuell gültige und allgemein verbreitete Konzernleitungsphilosophie, nach der alle höheren Beamten zurzeit geschult würden.
    Sahlman mutete das Ganze allerdings ziemlich merkwürdig an, und er glaubte keineswegs an diese Philosophie.
    Er konnte nichts Positives daran finden, die Unwahrheit zu sagen. Wenn es sich nun um eine Uhrzeit am verdammt frühen Morgen oder auch am späten Abend handelte, so würde man doch, verflixt noch mal, sagen können, wie es war! Andererseits konnte er Vorbehalte gegen eine pedantische Aufrichtigkeit nicht von der Hand weisen: »Guten Morgen, Sie rufen viel zu früh an! Wir sind noch nicht richtig wach, bitte versuchen Sie es in zwei Stunden noch einmal.« Oder: »Was fällt Ihnen ein, so spät noch anzurufen? Wissen Sie denn nicht, dass es bereits fünf Uhr ist und wir gerade nach Hause gehen wollten?«
    Also hatte er beschlossen, sich diesen ewigen ›Guten-Mittag‹-Gruß zumindest für Notfälle anzueignen – und in so einem befand er sich gerade.
    »Ich suche einen … Linus Potrasker«, erwiderte Sahlman, während er etwas gehetzt in seinen Aufzeichnungen blätterte.
    »Direktor Potrasker, einen Augenblick bitte«, antwortete die Frau effizient.
    HoloArt hatte offensichtlich noch nicht in eine musikalisch unterlegte Warteschleife investiert, wofür Sahlman unglaublich dankbar war. Wenn er schon gezwungen war zu warten, zog er die unendliche Stille in der Leitung dem verzerrten Mantovani-Gedudel, das im gesamten Bereich von Telenet rund um die Uhr zu hören war, vor.
    »Ja, Direktor Potrasker hier«, antwortete eine mittelschwedisch gefärbte, wahrscheinlich vom Rauchen kratzige Stimme.
    Sahlman hatte den Verdacht, dass dieser Herr Potrasker kaum ein Direktor im herkömmlichen Sinn war. Er stellte sich sein Gegenüber eher als eine Art Bohème vor, einen bereits gereiften Künstlertypen, der immer noch darauf wartete, dass ihn der Goldesel mit seinen Dukaten beglücken würde, um endlich seinen Traum vom wahren Leben eines Bosses zu verwirklichen und im Zuge dessen seine verwaschenen Bluejeans gegen Gabardine und den alten verrosteten Pick-up gegen einen Porsche einzutauschen. Und das, was er Firma nannte, war wahrscheinlich nicht viel mehr als ein nicht ganz legaler Betrieb, der sich in einer halb verrotteten Scheune irgendwo in den Außenbezirken von Hässleholm zu etablieren versuchte.
    Sahlman aber benötigte gerade jetzt das

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