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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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was seine Großzügigkeit eigentlich für ihn persönlich bedeutete. Er musste schließlich einsehen, dass es auch heute wieder nicht drin war, den Feierabend mit einem raffiniert zubereiteten, gemeinsamen Abendessen zu krönen.
    Wie dem auch sei. Lena lebte ja schon eine Weile mit seinen notorisch voll gepackten Arbeitstagen, aber sie wusste, was das bedeutete, denn sie war ja schließlich selbst fünfundzwanzig Jahre lang bei der Polizei gewesen. Und eigentlich hatte er in der ganzen Zeit unverschämt viel Glück gehabt. In all den Jahren seiner Amtszeit war er nie ernsthaften Bedrohungen ausgesetzt oder in gefährliche Situationen verwickelt gewesen; was spielte es also für eine Rolle, wenn er ein oder zwei romantische Abendessen verpasste? Er würde seine abendliche Abwesenheit damit ausgleichen, dass er sich wieder einmal um die Wäsche kümmerte. Blieb nur zu hoffen, dass es trotz allem nicht zu spät würde.
    Hill lief unterdessen mit großen Schritten den Kiesweg entlang in Richtung Auto, doch als er dort ankam, stand sie erneut in der Menschenmenge – Lotta Jönsson von Kvällsposten.
    Es war eigentlich ziemlich erstaunlich, wie schnell es sich herumsprach, wenn irgendwo etwas Unerwartetes geschah. Die Menschen schienen von Unglücksfällen geradezu magisch angezogen zu werden. Selbst Sydnytt und TV4 Schonen hatten jeweils ein Team in den Källvattenvägen geschickt, doch es gelang Lotta Jönsson, sich beharrlich nach ganz vorne zu schieben und die erste Frage zu stellen.
    Hill musste sich damit abfinden, dass er keine Chance haben würde, sie heute erneut abzuschütteln. Jedenfalls nicht, wenn er nicht als neuestes Opfer unter der Rubrik ›Die Polizei verschweigt die Wahrheit‹ angeprangert werden wollte.
    Also gab er sich geschlagen und wandte sich ihr mit einem missmutigen Seufzer zu. Sie ließ sich davon jedoch nicht irritieren und schoss sozusagen direkt aus der Hüfte.
    »Hat dieses Polizeiaufgebot in irgendeiner Weise mit dem gestrigen Mord zu tun?«, fragte sie.
    Sie ahnte bereits selbst die Antwort, doch eine Bekräftigung durch die Polizei war immerhin ein Coup.
    »Darüber können wir noch nichts sagen«, antwortete er, während die anderen Vertreter der Medien mit ihrer Technik hantierten, um sicherzugehen, dass seine Kommentare auf ihren heruntergekühlten Tonbändern fixiert wurden.
    Sie begnügte sich nicht mit seiner ausweichenden Antwort, sondern kam direkt zur Sache. »Handelt es sich eventuell sogar um ein Dreiecksdrama?«
    »Es so zu bezeichnen, wäre in diesem Stadium der Ermittlungen ein voreiliger Schluss«, wich er ein weiteres Mal professionell aus. »Wir haben noch nicht alle Zeugen vernehmen können. Von daher ist es nicht möglich, eventuell neu hinzukommenden Fakten vorzugreifen.«
    »Aber es stimmt, dass Anne Smitt und Leif Nilsmed ein Verhältnis hatten?«
    Wie schmerzlich es für die Tochter wohl werden wird, diese Aussage morgen in der Zeitung zu lesen?, dachte er. Theorien und wilde Spekulationen mitten in dem unfassbaren Unglück, das die Familie erschüttert hat. Doch ihm war klar, dass er dieser beharrlichen Journalistin wenigstens einen kleinen Bissen zuwerfen müsste, um auch nur die geringste Chance zu haben, sich bald aus dem Staub machen zu können.
    »Ja, das ist richtig.«
    »Woher wussten Sie das?«
    »Ja, und Sie?«, fragte er zurück.
    Doch sie lächelte nur.
    »Nilsmed hat es selbst zugegeben«, sagte er nach einer Weile, hätte sich jedoch auf die Zunge beißen können, wie er unmittelbar darauf feststellen musste.
    Als Reaktion auf sein Entgegenkommen entlud sich nämlich ein regelrechter Hagel an Fragen über ihm.
    »Zugegeben? War er in irgendeiner Weise verdächtigt? Möglicherweise im gestrigen Mordfall?«
    »Falsche Wortwahl«, kommentierte er die Mutmaßungen. »Ein Liebesverhältnis ist nicht strafbar. Wir haben Leif Nilsmed gestern zweimal und auch heute wieder verhört, da die Frau, die gestern Abend tot in Råå aufgefunden wurde, Übersetzungsaufträge für seine Firma ausgeführt hat. In diesem Zusammenhang informierte er uns darüber, dass die beiden ein Verhältnis hatten.«
    »Wann wurde Nilsmed zuletzt verhört?«, fragte Lotta Jönsson schnell. Sie dachte nicht daran, ihn so schnell wieder entkommen zu lassen, wo sie ihn endlich dazu gebracht hatte, sich zu dem Fall zu äußern.
    »Heute Mittag.«
    Im Augenwinkel nahm er wahr, wie in einem der Fenster des oberen Stockwerks eine Gardine zugezogen wurde, und für einen kurzen Augenblick

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