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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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viel an Informationen beizusteuern. Obgleich sie sich zum Zeitpunkt des Mordes in derselben Etage aufgehalten hatte, konnte sie ihnen nur die magere Auskunft erteilen, dass sie über die Kopfhörer ihrer Stereoanlage Musik gehört hatte und kein einziger Laut zu ihr vorgedrungen war.
    Sie hatten mehrmals laut anklopfen müssen, bevor sie endlich reagiert und die Tür zu ihrem Teenagerunterschlupf aufgeschlossen hatte. Ein zierliches, junges Mädchen in Latzhose und mit indischem Kopftuch stand vor ihnen und starrte sie mit großen Augen an, während sie einen halbherzigen Versuch unternahmen, ihr zu erklären, dass ihr Vater gerade eben und noch dazu in einem Raum im selben Stockwerk gestorben war.
    Berit Nilsmed waren fürs Erste ebenfalls nicht übermäßig viele Informationen zu entlocken. Nachdem Hill den Todesfall telefonisch weitergeleitet und die Tür zum Arbeitszimmer wieder hinter sich geschlossen hatte, gelang es ihm und Gårdeman ansatzweise, ein Gespräch mit ihr zu führen. Sie wirkte anfangs völlig gefasst, um dann allerdings ganz unerwartet einen hysterischen Zusammenbruch zu erleiden. Erst lachte sie wie eine Wahnsinnige, bis sie schließlich bewusstlos in die weichen Polster des Sofas sank.
    Die Ärztin, eine magere zähe Frau um die fünfzig, die mit der Besatzung des Krankenwagens gekommen war, kümmerte sich sofort um sie. Die Begutachtung des Ehemannes konnte warten, er würde sich wohl kaum vom Fleck bewegen.
    Die Ärztin schaute ihre Patientin kurz an und befühlte ihr die Stirn. Sie hob vorsichtig ein Augenlid und kontrollierte den Puls. Dann öffnete sie ihre Arzttasche, entnahm ihr eine kleine Einwegspritze und hielt sie gegen das Licht.
    »Schock«, stellte sie routiniert fest. »Jedoch nicht so gravierend, dass wir sie nicht einer gewöhnlichen Behandlung unterziehen könnten.«
    Als sie die klare Flüssigkeit injizierte, zeigte Berit Nilsmed keinerlei Reaktion auf den Einstich.
    »Rufen Sie mich, wenn etwas sein sollte«, sagte die Ärztin. »Ansonsten schaue ich noch einmal nach ihr, bevor ich wieder fahre.«
    Sie ging in Richtung Treppe, hielt jedoch auf halbem Wege inne und wandte sich ihnen erneut zu.
    »Beachten Sie bitte«, ermahnte sie Hill und Gårdeman, »… heute Abend keine weiteren Verhöre!«
    Nach einer Weile erwachte Berit Nilsmed wieder aus ihrer Ohnmacht und setzte sich noch immer ziemlich benommen auf, wobei sie etwas ruhiger wirkte als zuvor.
    Nun saß sie im Salon und sprach in gedämpftem Ton mit ihrer Tochter. Die beiden Kriminalpolizisten sahen sich gezwungen, sie spätestens am nächsten Tag ins Präsidium zum Verhör einzubestellen. Sie mussten wenigstens auf einige ihrer Fragen eine vernünftige Antwort erhalten. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hatte sie gelehrt, dass es den Leuten innerhalb der massiven vier Wände des Polizeigebäudes oftmals besser gelang, aus sich herauszugehen und ihr Gewissen zu erleichtern.
    Dennoch bewegten sich Hills Gedanken, was Gespräche anbetraf, im Augenblick nicht primär in diese Richtung. Er konnte sich viel besser vorstellen, über die Zukunft zu reden und nicht über das, was sowieso unwiderruflich der Vergangenheit angehörte.
    »Ja klar, natürlich!«, rief Gårdeman, dem gerade wieder eingefallen war, welche zukunftsträchtige Wendung Hills Leben gerade genommen hatte. »Du wolltest dich ja mit Catharina treffen.«
    Er warf einen raschen Blick in den Salon, überlegte kurz, was an diesem Abend noch zu tun wäre und kam zu dem Schluss, dass er die noch ausstehende Arbeit ebenso gut allein würde bewältigen können. Es würde sich schon jemand finden, der ihm bei eventuellen Zeugenbefragungen assistieren könnte; vor Ort wimmelte es buchstäblich von Polizeibediensteten.
    »Mach dich auf den Weg, Joakim!«, schlug er vor und legte ihm kollegial die Hand auf die Schulter. »Man erwartet nicht jeden Tag ein Kind. Wir kümmern uns schon um alles, was noch ansteht. Fahr jetzt los und hol Catharina ab.«
    Hill warf ihm einen dankbaren Blick zu. Sobald ihn jemand mit Fürsorglichkeit bedachte oder man ihm das Leben in irgendeiner Form erleichterte, gelang es ihm jedes Mal, eine erstaunlich gelungene Imitation eines anhänglichen Welpen abzugeben.
    »Danke, Ulf!«, sagte er erleichtert. »Ich werde mich demnächst revanchieren.«
    »Ist schon in Ordnung. Jetzt beeil dich, dass du sie nicht verpasst!«
    Hill musste sich nicht lange besinnen. Er stürmte durch die breite Eingangstür hinaus, während Gårdeman langsam aufging,

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