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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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Rappen dorthin begeben. Er stellte also das Auto auf dem Dienstparkplatz ab und lief das restliche Stück in Richtung der Katakomben von Knutpunkten.
    Das Einzige, was an diesem Wahnsinnsbau, der sich unterdessen rasch vor ihm auftürmte, von vornherein nicht vernünftig bedacht zu sein schien, waren die sozialen Folgen. Mit seiner Beleuchtung und seiner angenehmen Wärme, den bequemen Konsummöglichkeiten jeglicher Art und schließlich all seinen verborgenen Ecken und Winkeln hatte sich der Gebäudekomplex schnell zu einem Treffpunkt entwickelt, der soziale Randgestalten anzog wie Zuckerwasser die Wespen. Und infolgedessen ebenso Dealer und andere illegale Händler, die dort ihren höchst lukrativen Interessen nachgingen.
    Da die knapp bemessenen Ressourcen der Polizei in Zeiten des allgemeinen Stellenabbaus ohnehin nicht ausreichten, konnte man hier Tag und Nacht die Männer der Sicherheitsdienste patrouillieren sehen. Sie kümmerten sich darum, dass die Kriminalität und das Austragen zwischenmenschlicher Tragödien in der Öffentlichkeit den allgemeinen Verkehr nicht zu stark beeinträchtigten und taten vor ihrem Publikum, das sich aus einem nicht abreißenden Strom von Reisenden zusammensetzte, stets so, als trügen sie die Verantwortung für die gesamte Gesellschaft.
    Von Knutpunkten aus konnte man mit den verschiedensten Verkehrsmitteln und aus den unterschiedlichsten Anlässen heraus eine Reise antreten. Von hier fuhren Busse, Züge und Schiffe unablässig in alle möglichen Richtungen, während sich die Passagiere einzig entscheiden mussten, welches Fahrtziel sie ansteuern wollten. Viele kauften sich eine Fahrkarte, um mit einem besonderen Anliegen an einen bestimmten Ort zu gelangen, während andere eigentlich überhaupt nirgends so richtig ankamen.
    Das waren die so genannten »Dauerausflügler«.
    Einen Ausflug zu machen, bedeutete nämlich nicht, wie man hätte vermuten können, eine Fahrt hinüber nach Dänemark anzutreten, um dort einzukaufen. Einen richtigen Ausflug machte man nur dann, wenn man nicht an Land ging, sondern es vorzog, an Bord exklusiv und so lange man wollte zu speisen und dementsprechend den Sund per Schiff so oft passierte, wie man es eben beabsichtigte.
    Auf genau so einem Ausflug war Hill vor etwas mehr als einem halben Jahr in einer der Herrentoiletten auf der Sundfähre Aurora brutal zusammengeschlagen worden. Offensichtlich verfügte das Gehirn über eine besondere Fähigkeit, das Unangenehme auszuradieren, denn er erinnerte sich nicht besonders stark an die Schmerzen. Stattdessen kam ihm in den Sinn, wie liebevoll Catharina ihn danach verpflastert hatte.
    Heute Abend hatte er Lust auf eine bedeutend privatere Atmosphäre. Ein Zusammensein, das ihnen beiden ermöglichte, die neue Richtung, die ihr Leben gerade eingeschlagen hatte, nachzuvollziehen und gebührend zu feiern. Nachdem sie irgendwo in der Stadt eine Kleinigkeit gegessen hätten, wäre es sicher eine ausgezeichnete Idee, zu ihm zu gehen und es sich in seiner netten, kleinen Wohnung gemütlich zu machen.
    Draußen hatte es angefangen zu schneien. Daunenweiche, weiße Flocken tanzten um ihn herum, als er beim Gerichtsgebäude um die Ecke bog und in Richtung Järnvägsgatan weiterging.
    Die Fußgängerampel sprang gerade auf Rot um, als er oben in der Kurve, über die der Schienenverkehr in Richtung Bahnhof geleitet wurde, bereits einen der lilafarbenen Pendelzüge in den Tunnel hineinfahren sah. Er warf einen berechnenden Blick auf die wartenden Autos. Würden sie jeden Moment Grün bekommen und losfahren?
    Kurz entschlossen beging er eine kleine Ordnungswidrigkeit, ignorierte das rote Signal und schaffte es gerade noch auf den gegenüberliegenden Bürgersteig, bevor die Autos anfuhren.
    Er machte angesichts des Neuschnees bedenklich große Sprünge, behielt jedoch die Balance und erreichte sicher den Eingang zu Knutpunkten. Rasch befand er sich auf der Rolltreppe, die zu den Gleisen hinunterführte. Im Zickzack bahnte er sich einen Weg vorbei an sämtlichen Reisenden, die ein langsameres Tempo als er bevorzugten, und erreichte Gleis 2 genau in dem Moment, als Nils Holgersson sanft am Bahnsteig zum Stehen kam.
    Die Luft hier unten im Tunnel war feucht und womöglich noch kälter als zu ebener Erde. Die steinerne Konstruktion der Bahnhofshalle schien gierig sowohl Nässe als auch Kälte zu speichern, und es roch intensiv nach Elektrizität und feuchtem Beton.
    In der Hauptverkehrszeit war es nicht verwunderlich, dass es

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