Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
Vom Netzwerk:
hier unten von Menschen nur so wimmelte, und für den Bruchteil einer Sekunde geriet er in Panik. Vielleicht hätte sie sich lieber nicht in dieses Getümmel begeben sollen – jedenfalls nicht in ihrem Zustand! Doch dann wurde ihm bewusst, dass sie wohl diejenige war, die sich auf solche Dinge am besten verstand. Sie war ja schließlich die Ärztin.
    Als er sie endlich aussteigen sah, machte sie tatsächlich keinen mitgenommenen Eindruck. Obgleich sie als eine der Letzten den Zug verließ, strahlte sie förmlich vor überschießender Energie, was ihn einigermaßen verwunderte.
    »Bist du nicht … müde?«, wollte er wissen, nachdem er sie mit einem Kuss begrüßt hatte.
    »Müde? Nein, im Gegenteil! Schwanger zu sein ist ja wohl keine Krankheit«, lachte sie. »Es gibt mir anscheinend einen richtigen Kick. Ich fühle mich jedenfalls super!«
    »Gut, gut.«
    »Und außerdem bin ich wahnsinnig hungrig«, erklärte sie froh. »Wo können wir etwas essen?«
    »Tja, wo du willst«, antwortete er etwas vage. »Worauf hast du denn Appetit?«
    »Pizza. Oder chinesisch, oder warum nicht Steak? Eine Vorspeise und ein richtig großes Steak mit viel Beilagen. Und Nachtisch! Eis … Eis und gegrillte Bananen.«
    So viel also zu dem kleinen Imbiss, an den er gedacht hatte!
    Hill wurde augenblicklich klar, dass die nächsten, noch verbleibenden acht Monate in dieser Hinsicht recht stressig werden könnten. Lachend nahm er Catharina beschützend in den Arm und schob sie zur Rolltreppe, die sie zu den Restaurants nach oben bringen würde.
     
    »Hallo, Dunkelheit, hast du mich vermisst?«, flüsterte sie dem Schleier der Nacht zu.
    Die Dunkelheit umhüllte sie ein weiteres Mal und gab ihr endlich wieder die Geborgenheit, die sie vor viel zu langer Zeit zuletzt gespürt hatte. Sie hatte die Schwärze der Nacht jedenfalls vermisst – und sie hoffte, dass diese sie auch vermisst hatte. Denn jetzt war sie erneut und mehr denn je auf sie angewiesen. Nach all den Verhören und fragenden Blicken, nach all dem lapidaren Argwohn fühlte sie sich nun endlich wieder von ihrer pechschwarzen, eiskalten Freundin beschützt.
    Es war viel anstrengender gewesen, als sie es sich hätte vorstellen können: Rache zu nehmen und sein Recht einzufordern, ohne sich zu offenbaren. Doch zu ihrer großen Verwunderung merkte sie, dass diese Prüfung ihr auch eine gewisse Kraft verliehen hatte. Eine ungeahnte Kraft, ein Gefühl von Allmacht, das sie zugegebenermaßen unerhört verlockend fand.
    Noch dazu hatte sich alles irgendwann wie von selbst ergeben. Es war wie eine genau vorgezeichnete Linie, der sie einfach nur zu folgen brauchte.
    Sie hatte das Ganze natürlich nicht von Anfang an so geplant. Damals waren ihre Pläne bescheidener – ja, in ihrer ganzen Oberflächlichkeit sogar ziemlich lächerlich gewesen.
    Doch dann war alles plötzlich so unglaublich leicht gegangen.
    Und dieser rote Faden hatte begonnen, in ihr eine Art Eigenleben zu entwickeln. Auch wenn er nicht den Weg einschlug, den sie von Beginn an gehen wollte, so war es dennoch ein Leichtes gewesen, ihm zu folgen.
    Denn er hatte sich ja keinen Deut verändert, danach.
    Im Gegenteil.
    Er war vielleicht sogar noch höhnischer und liebloser geworden. Überlegen und unaufhaltsam in seinem Entschluss, das Leben, das sie so sehr geliebt hatte, in Stücke zu reißen.
    Also musste er verschwinden – auch er.
    Beim zweiten Mal war alles so viel einfacher gewesen.
    Ja, sie hatte es fast genossen. Hatte den lieblichen Geschmack des Sieges in ihrem vor Spannung ausgetrockneten Mund auf der Zunge zergehen lassen, während sie in Gedanken seinen sinnlosen Todeskampf im verschlossenen Arbeitszimmer verfolgt hatte.
    Und vielleicht war das tatsächlich genau der Weg, der ihr zu einem neuen, unabhängigen Leben verhelfen konnte?
    Sie war sich jetzt sicher. Sie musste nur vollkommen frei sein. So frei, dass sie, wie jedes Mal im Schutz der Dunkelheit, die Dinge unerwartet klar vor sich sehen konnte.
    Und sie musste sich aus der Abhängigkeit befreien, um ihr Leben nach ihren eigenen Wünschen formen zu können.
    Um das zu erreichen, würde sie sich von allen Zwängen und Einschränkungen lösen müssen – von allem und jedem.
    Was sie begonnen hatte, musste sie nun logischerweise auch zu Ende bringen.
    Denn sie besaß ja noch eine Kapsel, und das Einzige, was sie zu tun hatte, war, die Spritze aufzuziehen und …

MITTWOCH 07:58:00
    Der Mittwochmorgen war für Kriminalkommissar Joakim Hill fast so etwas

Weitere Kostenlose Bücher