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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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jedes Mal ein leichtes Ziehen in der Magengegend, wenn er als Autofahrer mit dem weißen, unheilbringenden pulvrigen Gemisch, das vom Himmel fiel, konfrontiert wurde. Wahrscheinlich nahm er deswegen den Fuß nicht schnell genug vom Gas, als er die Autobahn verließ und ins Fjelierondell einbog. Er geriet bedenklich ins Schleudern und brachte sein Fahrzeug erst in letzter Minute wieder unter Kontrolle. Dann reihte er sich ordnungsgemäß in die morgendliche Karawane ein, die sich wie ein abgasspeiender Drache ins Zentrum der Universitätsstadt fortbewegte.
    Nach einer kleinen Weile hätte sich Sahlman gewünscht, an Hills Stelle zu sein. Dieser schien dank seiner Liebesbeziehung zu der niedlichen kleinen Frau Doktor Elgh einen beachtenswerten Überblick über die Stadt und ihre unergründlich komplizierte Verkehrsführung zu besitzen.
    Es gab Kollegen in Helsingborg, die des Öfteren ziemlich eng mit der Polizei in Lund zusammenarbeiteten. Jetzt bereute er, dass er selbst bei Bedarf immer nur zum Telefon gegriffen oder Kontakt per Fax aufgenommen hatte.
    Er konnte nicht genau sagen, wie es kam, doch schließlich stieß er auf eine Parklücke direkt vor der Konditorei Lundagård, die er sogleich einem Minibus von einer lokalen Rohrinstallationsfirma vor der Nase wegschnappte, woraufhin er einen bösen Blick des Fahrers erntete. Die Konditorei Lundagård war ihm natürlich ein Begriff, doch sein letzter Besuch im Café war bereits Jahrzehnte her. Als er den Blick über die ansprechend dekorierten Kunstwerke im Schaufenster schweifen ließ und die große weiße Sahnetorte links im Schaufenster entdeckte, erinnerte er sich wieder, wo er war.
    Das Gebäude der Universität wurde ziemlich oft in den Regionalprogrammen des Fernsehens gezeigt, und hatte man es einmal gesehen, so vergaß man es nicht so schnell wieder. Helgo Zetterwalls neoklassizistischer Bau vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts drängte sich jedem zufälligen Besucher der Stadt – ob er es nun sehen wollte oder auch nicht – regelrecht auf: mit seiner dicken weißen, mit umfangreichen Ornamenten verzierten Fassade.
    »Bingo«, sagte er zu sich selbst und stieg aus, wobei er mit seinen eleganten Schuhen direkt in den Schneematsch zu seinen Füßen trat. Während er leicht irritiert den Wagen abschloss, entdeckte er gegenüber der Konditorei die Lokalredaktion von Sydsvenskan. Gleichzeitig fiel ihm ein, dass er doppeltes Glück hatte. Er würde sich die Gebühren für die Parkuhr sparen können, da die übereifrigen Gebühreneintreiber in Gestalt von unerbittlichen Politessen sich nicht vor neun Uhr auf die verkehrswidrig geparkten Autos stürzen würden, und es war gerade mal 08:15 Uhr.
    Als er vorsichtig die Kopfsteinpflasterstraße überquerte, sah er zu seiner Rechten die gewaltigen Türme der imposanten Domkirche gegen den düsteren Himmel aufragen. In einer merkwürdigen Assoziation erschienen sie ihm fast wie die Arme eines Kindes, die sich der Mutter entgegenrecken. Gott in weiblicher Gestalt – ein eigentümlicher, aber durchaus schöner Vergleich. Diese Assoziation beinhaltete eine weitaus angenehmere Vorstellung als die eines strengen und strafenden Patriarchen.
    Insgesamt erschien ihm jedoch die heilige Stätte zu behäbig und abweisend, und er folgte der Straße weiter in Richtung der weiß verputzten Gipstorte. Dem Licht nach zu urteilen, das aus den hohen Fenstern des Universitätsgebäudes drang, nahm er an, dass er in eine freundlichere, nahezu anheimelnde Atmosphäre eintauchen würde.
    Er rüttelte verzweifelt an den Türen verschiedener Seiteneingänge, bis er schließlich den Haupteingang hinter einem Brunnen entdeckte. Das altehrwürdige Portal bestand aus einigen massiven und hohen, mit Intarsien verzierten Türen, was die Entscheidung erschwerte, auf welche von ihnen er diesmal seine Kraft anwenden sollte.
    Die mittlere machte einen entschieden abgenutzteren Eindruck, hervorgerufen durch jahrzehntelange Benutzung durch unzählige Studenten, die auf dem Weg zu ihren jeweiligen Vorlesungen durch eben diese Tür hindurchgeschleust worden waren. Folglich konzentrierte er seine Anstrengungen auf die anvisierte Tür, und es gelang ihm, mit einem einzigen kraftvollen Druck in die Hochburg der Gelehrsamkeit vorzudringen.
    Eine elegante Frau mittleren Alters kam mit einem Arm voller Papiere aus einem der vielen Räume in den Eingangsbereich, und er beschloss, sie um Rat zu fragen.
    »Oh, da müssen Sie sich an jemanden in der Verwaltung

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