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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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wenden«, mutmaßte sie und setzte ihren Weg quer durch die Halle zu einigen großen Anschlagtafeln fort.
    »Aber dieses Gebäude«, wollte Sahlman etwas irritiert wissen, »ist doch die Universität, nicht wahr?«
    »Ja, selbstverständlich«, bestätigte ihm die nun etwas resoluter auftretende Dame. Sie verzog ein wenig den Mund und strich eine kaum erkennbare Falte an ihrem Rock auf Höhe der rechten Hüfte glatt, »aber hier finden Sie nichts weiter.«
    »Hier finde ich nichts weiter?«
    »Nein, hier befinden sich nur die Diensträume der Rektoren.«
    Sie betrachtete den so bemerkenswert uninformierten Mann aus dem Augenwinkel, während sie ein maschinengeschriebenes Protokoll nach dem anderen auf dem schwarzen Brett vor sich austauschte.
    »Und … wo finde ich sie?«, fragte Sahlman und fühlte sich ziemlich inkompetent.
    »Wo finden Sie was?«, fragte die Dame zurück.
    Ihr Tonfall spiegelte nun deutlich ihre Irritation wider. Dieser Mann schien ja aus einer völlig anderen Welt zu kommen, und er hatte nicht den geringsten Einblick in die ihrige. Das konnte man nur in zweierlei Richtungen deuten – entweder als Unverschämtheit oder als eine Missachtung des mittelalterlichen Weltbildes. Seit Menschengedenken umhüllte diese Weltsicht doch wohl die akademische Residenz als fest in ihr verankertes Zentrum.
    »Wo finde ich die Universität?«
    Sahlman warf unterdessen einen Blick nach oben in die sich über ihm erhebende gigantische weiße Kuppel, in der ein gewaltiger Kronleuchter angebracht war, dessen unzählig funkelnde Glasprismen das Obergeschoss hell erleuchteten. Er fühlte sich dort unten angesichts der grandiosen, gewölbten Dachkonstruktion regelrecht zwergenhaft. Der Anblick imponierte ihm, wenngleich auch das gesamte Gebäude etwas Suggestives, Philisterhaftes ausstrahlte.
    »Ja, das kommt darauf an«, sagte sie.
    »Das kommt darauf an?«
    »Ja.«
    Mit Todesverachtung führte sie eine Stecknadel zu den Lippen, während sie eine alte Bekanntgabe des Rektors von der Tafel nahm und sie durch eine neue ersetzte.
    »Worauf kommt es an?«, wollte er wissen.
    »Es kommt darauf an, wen Sie suchen«, erklärte sie ihm.
    »Aber das ist es ja gerade. Ich weiß es nicht genau!«, platzte es aus ihm heraus.
    Er fragte sich, ob es wirklich so geschickt gewesen war, sich dermaßen unvorbereitet direkt in die Höhle des Löwen zu begeben. Er hätte vielleicht doch vorher anrufen sollen.
    Die elegante Dame schien ihre Verärgerung gerade noch unterdrücken zu können und strich in einer Ersatzhandlung – wie in einem beherzten Versuch, in ihrem Amt als Sekretärin des Rektors der Universität Lund absolute Perfektion walten zu lassen – eine wiederum kaum erkennbare Falte ihres Rockes auf Höhe der linken Hüfte glatt.
    Ihr war anzumerken, dass ihr nichts lieber wäre, als nicht weiter belästigt zu werden, sprich, dass er einfach aufgeben und seiner Wege gehen würde, sodass sie in Ruhe ihre Schriftstücke aufhängen könnte.
    Doch er blieb unverdrossen stehen.
    »Um was geht es denn?«, fragte sie schließlich.
    »Ja also, es geht um Gehaltsauszahlungen.«
    »Aha, dann müssen Sie sich in jedem Fall an eine Person in der Verwaltung wenden«, informierte sie ihn sichtlich erleichtert. »Fragen Sie, wenn Sie dort sind, im Büro nach.«
    Doch er folgte ihrem Hinweis nicht und fragte weiter. »Und … wo genau befindet sich die Verwaltung?«, wollte er wissen.
    Sie traute ihren Ohren nicht! War der Typ ein vollkommener Idiot? »Ver-wal-tung!«, verdeutlichte sie wie für einen geistig Minderbemittelten.
    Dann kam ihr der Gedanke, dass er vielleicht … genau so einer war. Und keiner sollte sagen, dass man in Lund nicht auf geistig Behinderte Rücksicht nahm. Also legte sie ihren Papierstapel auf den Marmorboden und nahm ihn entschlossen beim Arm. Sie zog ihn in Richtung Ausgang durch das Foyer und beförderte ihn mittels der Betätigung eines behindertengerechten Türöffners ans – mittlerweile als solches zu erkennende – Tageslicht.
    Sie zeigte in bemüht pädagogischer Manier nach draußen. »Hier nach links – direkt gegenüber in der Paradisgatan. Es ist ein großes graues Gebäude. Sie können es nicht verfehlen, nicht mal einer von der Kriminalpolizei könnte es verfehlen!«
    Dann signalisierte sie ihm unmissverständlich, dass sie nun absolut nicht länger bereit war, sich auf weitere Fragen einzulassen, ob er die Wegbeschreibung nun verstanden hatte oder nicht.
    Die gewaltige Tür schlug mit einem

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