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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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lebendes Fragezeichen und fühlte sich auch so. Gleichzeitig fragte er sich im Stillen, in welche andere Dimension des Universums er hier so plötzlich geraten war.
    Die Verwirrung setzte unglaublich schnell das rationale Denken außer Kraft, und ihm sausten die merkwürdigsten Assoziationen in rasender Geschwindigkeit durch den Kopf. Vielleicht sollte er sich einfach nur ganz langsam rückwärts aus dem Raum herausbewegen, die Tür hinter sich zuziehen und einige Sekunden abwarten, bevor er sie erneut öffnen und sich auf diese Weise in seine eigene Wirklichkeit zurückbegeben könnte?
    »Verzeihung …«, begann er zögernd, während er sich irgendwo in seinem Unterbewusstsein fragte, warum ihm nicht angeboten wurde, sich zu setzen, »aber um welche Art von … Schikane sollte es sich in den genannten Fällen handeln?«
    Harry Runsten hatte Joakim Hill nie zuvor einen derart klassischen Tadel ohne ersichtlichen Grund erteilt; dazu hatte er nie auch nur den geringsten Anlass gehabt. Im Laufe der Jahre hatten schon viele andere die verschiedensten Verweise bekommen, doch immer verdient. Und weil Runsten sich bewusst war, dass Hill nicht zu jenen gehörte, war dem Polizeidirektor die ganze Situation plötzlich noch unangenehmer als seinem Untergebenen.
    »Es geht um Frau …«, sagte er und blätterte ein wenig gehetzt in seinen Unterlagen auf dem Schreibtisch, »Frau Berit Nilsmed.«
    Hill starrte ihn an. Das Ganze war und blieb ihm ein Rätsel.
    »Ich möchte, dass Sie unmittelbar aufhören, Frau Nilsmed zu schikanieren.« Runsten wurde unvermittelt deutlich, während er eilig den Ordner mit Notizen zuklappte und auf den Tisch knallte.
    Hill bemühte sich, in den Äußerungen seines Chefs auch nur den geringsten Anhaltspunkt zu finden, sodass dieses äußerst merkwürdige Missverständnis in vernünftiger Weise aus dem Weg geräumt werden könnte, doch es erschien ihm, verflixt noch mal, unmöglich.
    »Frau Berit Nilsmed«, erklärte Hill ein wenig zurückhaltend, »ist zu diesem Zeitpunkt die Hauptverdächtige in beiden Mordfällen. Wir haben zwar mit ihr gesprochen, ja, aber das kann man wohl kaum als Schikane bezeichnen.«
    »Tja, wie dem auch sei, beenden Sie es bitte!«, schloss Harry Runsten abweisend.
    Er wandte sich dem Fenster zu und merkte, dass er unweigerlich zu schwitzen begonnen hatte. Die weißen Flocken, die vor dem grauschwarzen Himmel turbulent hin- und herwirbelten, spiegelten auf unbehagliche Weise sein eigenes Befinden. Er drehte sich schnell wieder um und dem perplexen Hill zu.
    »Das ist eine Order!«, unterstrich er seine Worte in bemüht strengem Tonfall.
    »Aber«, beharrte Hill, »es gibt eine Menge weiterer Dinge mit Frau Nilsmed zu besprechen. Sie ist, was die Ermittlungen betrifft, für uns unerlässlich.«
    »Sie sagten gerade eben Hauptverdächtige« ,konterte Runsten trocken. »Gibt es überhaupt irgendwelche Beweise?«
    »Nein«, gab Hill zu, »hingegen gibt es Indizien …«
    »Hill, hier folgen wir den Regeln, und das fordert in jedem Fall eine gesicherte Beweislage!«
    »Aber Indizien sind doch immerhin …«
    »Kommen Sie mir nicht mit Indizien. Ich habe es ja bereits gesagt – sie reichen nicht aus, und das wissen Sie, Hill!«, schnaubte Runsten sichtlich irritiert. »Es gibt nichts Pathetischeres als … Indizien!«
    Und ob es das gab, und das wusste er selbst nur zu genau. Ein unehrlicher Polizeibediensteter war weitaus schlimmer, von einem bestechlichen Polizeichef ganz zu schweigen!
    »Und wie sollen wir weiterkommen, wenn nicht …«
    »Das ist mir völlig egal, Hill, das liegt an Ihnen. Aber ich will nichts weiter hören in punkto Schikane, was diese Toch … – ich meine die Ehefrau betrifft!«
    Hill schaute sein Gegenüber sprachlos an.
    Er hatte schon mehrfach erlebt, dass schlechtes Wetter die Psyche von Menschen in reinen Wackelpudding verwandeln konnte, und er hoffte innerlich, dass es sich in diesem Fall ähnlich verhielt. Denn normalerweise hielt er große Stücke auf Harry Runsten. Er war ein ausgezeichneter Chef, ein Typ, der im Allgemeinen wusste, wovon er redete, da er das meiste bereits selbst in seiner langen beruflichen Laufbahn erlebt hatte.
    Aber heute schien er wie ausgewechselt. Hill erkannte ihn kaum wieder. »Hat Frau Nilsmed denn selbst Anzeige erstattet?«, fragte er schließlich.
    »Nein.«
    »Darf man fragen, wer die Beschwerde eingereicht hat?«
    »Ja, sicher«, antwortete Harry Runsten und bürstete umständlich ein paar Fusseln von seinem

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