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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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seiner Brüder bei diesem Wetter mißhandelt, so daß es oft ratschende Geräusche von sich geben mußte. — Ein arbeitsreicher Tag lag hinter Kommissar Morry. Während die Railway donnernd etwa achtzehn Meter unter der breiten Fahrbahn der Haverstock Hills in nördlicher Richtung dahinbrauste, schloß Kommissar Morry den dienstlichen Teil dieses Tages ab. Aus Kommissar Morry, dem Leiter des Sonderdezernats Scotland Yard, wurde der Privatmann G. E Morry. Seine abendliche Fahrt galt dem Besuch Captain Smiths', der in Hampstead seine Wohnung hatte und mit dem er einige Stunden des Abends zu verbringen gedachte. „Hampstead High Station", las Morry, als die Railway wiederum einen Haltepunkt anlief. Sein Fahrziel war erreicht, und Kommissar Morry nur einer unter vielen, die aus der Halle auf den nebligen Vorplatz hinaustraten. Keine zehn Minuten brauchte Morry mehr, und er stand vor einem gepflegten Landhaus. Anerkennend pfiff Kommissar Morry durch die Zähne, als er den sauberen Kiesweg entlang auf das Haus zuschritt.
    Hier ließ es sich leben! — Keinen lärmenden Großstadttrubel, keine sich gegenseitig erdrückenden Betonmauern. Nur sorgfältig gepflegte Rasenflächen, bepflanzt mit Ziersträuchern und halbstämmigen Bäumen. Jedes Haus dieser Straße schien das Aushängeschild seines Besitzers zu sein. Die Vorgärten stan= den in keiner Weise dem Hampstead Heath-, dem Hampstead Ponds umschließenden städtischen Park, nach. Eine Gegend also, in der sich ein managerkranker Körper vom ewigen Treiben der Großstadt wohl erholen konnte, und in der sich auch ein Weltenbummler wie Captain Smiths wohlfühlen mußte. Ein beleuchtetes Namensschild wies Kommissar Morry auf die darunter befindliche Glocke hin. Hell hörte er die im Hause anschlagende Klingel bis zu seinem Standort ertönen. Eine Weile blieb alles still in dem Hause an der Sobth End Road 32. Erst jetzt bemerkte Kommissar Morry, daß keines der zur Straßenseite liegenden Fenster beleuchtet war. Sollte etwa Captain Smiths seinen Besuch, den er sich für den heutigen Abend eingeladen hatte, vergessen haben und ausgegangen sein? Morry konnte sich dieses bei einem gewissenhaften Menschen wie Captain Smiths nicht vorstellen. Gleich darauf bestätigte sich seine Vermutung. Schritte näherten sich der Tür, und dann stand Kommissar Morry einem Manne in einer altenglischen Butlertracht gegenüber. Zögernd schaute der weit über sechzig Jahre zählende Diener den im Schein der Dielenbeleuchtung stehenden Kommissar an.
    „Good evening!" grüßte Morry freundlich, griff mit der rechten Hand in seine Rocktasche und übergab dem immer noch fragend den Weg versperrenden Butler, seine aus blütenweißem Büttenpapier 'bestehende Visitenkarte.
    Es war eine der vielen Eigenarten Kommissar Morrys, ständig seine Visitenkarten bei sich zu tragen.
    Sein Verbrauch hierin war sehr groß. Nicht, daß er wie an diesem Abend sehr oft erste Besuche bei gutbeleumdeten Bürgern der Stadt machte und hierbei eine der Karten zur Anmeldung seiner Person benutzte. Nein, sein Hauptverschleiß dieser vornehmen Karten lag sonst bei den Unterweltlern des Landes. Es war eine Art Erinnerungsgabe, die er diesen Leuten übergab und stets gleichbedeutend mit einer Freikarte für den Aufenthalt in einem vergitterten Staatshobel war. Viele Gauner überlief dann schon eine Gänsehaut, wenn sie nur eine Karte in ihrer Nähe sahen. —
    „Der Captain erwartet mich schon", meinte er dabei schmunzelnd. Morry kannte nur zu gut die Art dieser herrschaftlichen Hausdiener, und es belustigte ihn immer wieder, dieses übertrieben Konventionelle an den Männern dieser Kategorie zu betrachten. Sein Takt verbot es ihm aber, seine Gedanken äußerlich zur Schau zu stellen. So blieb er mit unbeweglicher Miene stehen und ließ den Hausgeist einen Blick auf seine Karte tun.
    „G. E. Morry, Kriminal-Kommissar", hörte er den Mann leise murmeln. Urplötzlich veränderte sich das bisher gezeigte Förmliche, Kalte an dem Butler. Weit in den Gang tretend und einen Bückling nach dem anderen machend, überschlug er sich fast vor Unterwürfigkeit.
    „Excuse me, Sir! Ich ahnte ja nicht, daß Sie jetzt schon kommen würden. Captain Smiths erwartet Sie erst in einer Stunde, so sagte er mir vor einigen Minuten noch."
    „Sehen Sie, so sind wir nun mal von der Polizei, wenn wir nicht erwartet werden, tauchen wir auf."
    Lachend war Morry dem Manne gefolgt, und da dieser keine Anstalten traf, ihm beim Ablegen behilflich zu

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