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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sein, legte er selbst seinen Hut auf die Ablage. Als sein Mantel folgen wollte, entsann sich der dienstbare Geist seiner Pflichten.
    „Pardon, Sir! Ich vernachlässige einen Gast meines Herrn. — Darf ich mir in Abwesenheit Captain Smiths erlauben, Sie willkommen zu heißen?"
    „Abwesenheit?" fragte Kommissar Morry erstaunt tuend, indem er den Sinn dieser Worte sofort begriff.
    „Well, Sir! Captain Smiths erwartet Sie, wie ich bereits erwähnen durfte, erst in einer Stunde. Als er vor einer Viertelstunde das Haus aus einem mir scheinbar äußerst wichtigen Grund verließ, erklärte er, bis zu diesem Zeitpunkt wieder im Hause zu sein." Sonderbar, dachte Morry. Wie konnte der Captain seinem Diener sagen, daß er erst in der nächsten Stunde ihn erwartete. Er konnte sich nicht erinnern, einen genauen Zeitpunkt für seinen Besuch festgesetzt zu haben. — Nun, mochte der Captain aller Wahrscheinlichkeit nach angenommen haben, er, Morry, würde nach Dienstschluß zunächst seine Wohnung aufsuchen und danach erst die Fahrt nach Hampstead antreten. In diesem Falle konnte er frühestens in einer Stunde hier eintreffen. Daß sein Gast jedoch gleich von der Dienststelle aus kommen würde, konnte der Captain nicht ahnen. — Wie dem auch sei, er war nun mal früher erschienen, als es der Hausherr erwartet hatte, jetzt mußte er sich irgendwie die Zeit bis zu dessen Rückkehr vertreiben. Langeweile würde er bestimmt nicht empfinden, denn schon hier in der Diele hingen die Wände voll von allerlei seltenen und fremdländischen Geräten. Erinnerungsstücke eines Mannes, der die Hälfte seines Lebens in fremden Erdteilen verbracht hatte, und die hier an den Wänden ihren Platz gefunden hatten.
    „Darf ich Sie bitten, Sir, einstweilen in diesem Raum Platz zu nehmen."
    Eine am Ende der Diele gelegene Tür hatte der Butler geöffnet und mit einer respektvollen Verbeugung den Kommissar aufgefordert, diesen Raum als Wartezimmer zu benutzen. Es schien das Herrenzimmer Captain Smiths zu sein, das Kommissar Morry betrat. Wäre aber nicht der mächtige Schreibtisch links von der Tür zu erkennen gewesen, so hätte Morry den Raum eher als ein Ausstellungsatelier bezeichnet. Alle Wände, die zwischen der Tür, durch die er in das Zimmer eingetreten war, und dem gegenüberliegenden breiten Fenster lagen, waren mit Ausnahme eines mit einem schweren Vorhang verdeckten Rundbogens, voll behängen mit Trophäen, Feuerwaffen, sowie Schlag-, Wurf- und Stichwaffen aus fast allen Erdteilen. Schon beim ersten oberflächlichen Rundblick erkannte Morry, daß dieser Raum Schätze barg, die einen unbezahlbaren Wert besaßen. Jedes einzelne Stück war eine Seltenheit, und so manches Museum hätte sich glücklich geschätzt, diese Sammlung von alten Waffen zu besitzen. Näher trat Kommissar Morry an die Wand heran. Seine Augen nahmen sich jedes Stück einzeln vor. Es war eine Freude für einen Kenner wie Kommissar Morry, die primitiven Waffen der Menschen von vor über dreihundert und mehr Jahren so nahe und in ihrem Urzustand sehen zu können. Lange verweilte er an dieser ersten Wand, dann wandte er sich um und betrachtete die gegenüberliegende Seite. Zwei über Kreuz aufgehängte malaische Schwerter fanden seine besondere Betrachtung. Sie hingen links neben dem Rundbogen, und Morry durchschritt den Raum, um auch diese Stücke aus nächster Nähe in Augenschein zu nehmen. An dem breiten Schwertabschluß der Waffen waren kleine Kärtchen ange= bracht. Mit leicht zugekniffenen Augen versuchte Morry, die Buchstaben auf den Kärtchen zu entziffern. Es war darauf handschriftlich niedergelegt, wann und wo der Captain diese einmaligen Exemplare erworben hatte. 18. Dezember 1954 — Insel Nor... ´stand in leicht nach rechts neigender Schrift auf einem der Kärtchen. Die restlichen Buchstaben waren von Kommissar Morrys augenblicklichem Standplatz nicht zu lesen. Der Schein des Leuchters reflektierte auf dem unteren Teil der Schrift. Leicht neigte Morry seinen Kopf zur Seite, um vielleicht so den vollen Namen der Insel zu erfahren. Doch dann ließ er von seinem Vorhaben ab. Die herrische Stimme Smiths erklang von der Diele her. Kurz danach schlug eine Tür ins Schloß. Captain Smiths würde nun bald ins Zimmer treten. Kommissar Morrys Blick streifte noch einmal die gekreuzten Schwerter. Unabsichtlich glitten seine Augen an dem schweren Vorhang herunter und verharrten hier kurz.
    Einen kleinen Spalt breit war der Stoff nicht ganz bis an den Holzrahmen des

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