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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Rundbogens gezogen worden. Der Lichtschein, der durch diesen Spalt fiel, beleuchtete in einem schmalen Streifen allerlei Gegenstände, die Captain Smiths bei erholsamen Stunden zu benutzen pflegte. Eine Anzahl Angelstöcke standen da zwischen Golfschlägern und weiteren Sportgeräten, die vorwiegend von Männern des älteren Semesters benutzt werden. Auch schien Captain Smiths seinen gesamten Kofferbestand hier aufgestapelt zu haben.
    Man sah es ihnen an, daß sie viel benutzt worden waren. Nicht alle, die Kommissar Morry sah, befanden sich in einem noch brauchbaren Zustand. An einigen hatten während der Überfahrt die Schlösser gelitten, so daß sie gewaltsam erbrochen werden mußten. Nun, wo gehobelt wurde, mußten zwanglos auch Späne fallen. Captain Smiths dachte bestimmt nicht mehr daran, noch einmal diese Koffer zu benutzen. — Oder doch.. . ? Wer konnte es wissen? Der Mensch weiß ja nie, wohin ihn das Schicksal noch wehen wird.
    Kommissar Morry wollte sich soeben in einen Sessel fallen lassen, als Captain Smiths in den Raum trat. Er mochte sich wohl nach seiner Rückkehr kurz gesäubert haben, denn seine Hände fühlten sich noch feucht an, als er seinen Gast begrüßte. Auch schien es Kommissar Morry, daß die Gesichtszüge des Captains entspannter waren und er somit viel jünger wirkte, als es bisher in den Räumen des Scotland Yard der Fall war.
    „Ich bin untröstlich, Kommissar Morry, daß ich Sie habe warten lassen", begann der Captain sogleich mit einer weltmännischen Nonchalance auf Morry einzureden. „Hätte ich gewußt, daß Sie zu dieser Stunde kommen würden, ich hätte by Gosh nicht meine Verpflichtungen als Gastgeber so vernachlässigt, wie es bei Ihnen der Fall war. Bitte entschuldigen Sie."
    „Nicht der Rede wert, Captain", winkte Morry ab und ließ sich in den Sessel nieder.
    Kaum, daß er saß, erschien auf leisen Sohlen der Diener des Captains mit einem silbernen Tablett und hielt Kommissar Morry eines der darauf stehenden Gläser hin.
    „Etwas ganz Besonderes, Kommissar", meinte der Gastgeber vielbedeutend, indem er sein Glas in die Hand nahm und es in die Nähe seiner Nase brachte.
    Auch Kommissar Morry nahm sein Glas hoch und betrachtete den goldgelben Inhalt.
    ,Bester französischer Kognak, mindestens fünfundzwanzig Jahre alt", gab Morry abschätzend zurück.

„Nicht ganz, Kommissar. — Aber seine zwanzig Jährchen wird er schon haben."
    Dann gab er seinem Gast Bescheid, und die beiden Officer ließen das edle Getränk kennerhaft durch die Kehlen laufen.
    „Nun, Kommissar, habe ich Ihnen zuviel versprochen?"
    „Keineswegs! — Ich glaube, es werden wohl schon zwei Jahre vergangen sein, daß ich letztmalig Gelegenheit hatte, einen echten französischen zu trinken."
    „Es freut mich. — Doch meine Frage galt nicht mehr dem Kognak, Kommissar. Hm, — ich war bereits mit meinen Gedanken bei dem eigentlichen Grund Ihres Besuches. Ich meinte natürlich meine Sammlung."
    ,Etwas zu sprunghaft', registrierte Morry im stillen, innerhalb einer einzigen Minute zunächst einen Kognak loben und im gleichen Atemzug schon auf den Wandbehang seiner Wohnung übergehend/
    „Ich habe mir erlaubt, Captain", wechselte Kommissar Morry nun auch auf das angeschnittene Thema des Gastgebers über, „während Ihrer Abwesenheit Ihre erstaunlich vielseitige Sammlung zu bewundern. Sie haben nicht übertrieben. Ihre Stücke zählen zu den seltensten, die wohl in einer Privatsammlung zu finden sind."
    „Thanks, Kommissar Morry! Die Worte eines Kenners, dazu noch eines so berühmten Mannes wie Sie, machen mich besonders stolz. — Darf ich nun einige äußerst seltene Exemplare herausgreifen und Ihnen an Hand meiner hierüber gemachten Aufzeichnungen den Werdegang dieser Stücke berichten."
    „Please, Captain Smiths!"
    Während Captain Smiths sich erhob und an den mächtigen Schreibtisch trat, um eine aus Krokoleder bestehende Schreibmappe zu holen, ließ Kommissar Morry sich noch tiefer in den behaglichen Sessel sinken. Gleich das erste Schwert, das Smiths in die Hand nahm, hatte eine Geschichte, die über Hunderte von Jahren zurücklag und die dem andächtig lauschenden Morry ein Bild von Eroberungszügen und Vernichtungsschlachten verschiedener Hautfarben vermittelte, die in keiner Weise den jüngstvergangenen Völkerausrottungsmethoden nachstand.
    „Und Sie dürfen nicht etwa annehmen, daß dieses Schwert nur zur Zierde eines Stammeshäuptlinges gedient hat", beendete der Captain beredt die

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