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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Keeper mehr gewaltsam als freiwillig von durstigen Zechern ohne Geld erworben hatte, herhalten müssen. Rob Austick wollte in dieser Nacht auch auf diesem Gebiete kein Risiko eingehen. Zwei einigermaßen gutgekleidete Männer fielen in der Railway auch weniger auf. Auch kannten die Cops auf der East India Dock Road die Gesellen aus den Slums von Limehouse schon von weitem an ihrer ungepflegten und mehr oder weniger zerlumpten Kleidung. Diese Gefahr, so dachte wenigstens Rob Austick, war mit dem Wechseln der Bekleidung nun ausgeschlossen. In der Tat! Swen Collins und Ernest Pookfield waren auf den ersten Blick in ihrem geliehenen Staat nicht wiederzuerkennen. Swen Collins sah in seinem hellgemusterten Mantel und seinem steifen Hut wie ein Bürokrat aus. Die dunkle Aktentasche, in der er die Ware untergebracht hatte, erhöhte diese Wirkung noch und unterstrich die Annahme, ein Federfuchser zu sein. Anders dagegen verhielt es sich mit Ernest Pookfield. Sein Stutzer, den er übergezogen hatte, hätte gut und
    gerne zwei Nummern kleiner sein können. Aber so sehr Rob Austick auch bemüht war, etwas Besseres aus Dickens Einbehaltungsstücken herauszufinden, mußte er sich doch am Ende mit diesem knielangen Bekleidungsstück begnügen. Da saßen sie nun, und Ernest Pookfield warf nach Swen Collins Worten einen gehetzten Blick in die Runde. ,Will denn keiner für mich gehen', flehten seine Augen.
    Doch wohin er auch schaute, es trafen ihn nur kalte, egoistische Blicke. Und wer sollte auch für ihn gehen? Dan Marcher etwa, der alte Mann, der den ganzen Abend über noch kein Wort gesprochen hatte und auch nicht sagen wollte, woher er die gänsegroße Beule und das blaue Ohr bekommen hatte. Außerdem war er betrunken und konnte sich wohl gar nicht mehr auf seinen Beinen halten. Rob Austick und Swen Collins waren ja schon die letzten dieser Runde, denn Trusty Godophin hatte sich sofort nach Erhalt seines Geldes wieder aus dem Staube gemacht.
    Swen Collins hatte das gleiche Los wie er gezogen, und Rob Austick würde ihn nur böse anknurren, würde er auch nur eine Silbe in dieser Richtung hervorbringen.
    „Dann werde ich wohl gehen müssen!" murmelte er zwischen seinen geschlossenen Zähnen hervor und griff noch einmal zum Schnapsglas. Erst jetzt bemerkte er, wie hart seine Kinnladen gegeneinander schlugen, so, als würde sein ganzer Körper von einem Schüttelfrost ergriffen. Der Inhalt seines halbgefüllten Glases kam in bedenkliche Nähe des oberen Randes. Nur gut, daß die anderen nicht auf seine Hände geschaut hatten. Der letzte Rest seiner Gaunerachtung wäre dahin gewesen.
    „Gehen wir!" krächzte er mit heiserer Stimme, stülpte seinen Leihhut auf und wankte wie ein Angetrunkener zur Tür, die in den Hinterhof von Dickens Bar führte. Mit den gleichen unguten Vorahnungen folgte ihm Swen Collins. Er hatte sich aber noch besser in der Gewalt, und er war es auch, der sofort den Weg zur East India Dock Road einschlug. Obwohl sie den Weg über die Hinterhöfe und durch Häusergassen genau kannten, kamen sie nur schrittweise vorwärts. Immer wieder blieben sie stehen und horchten mit überreizten Nerven in den Nebei hinein. Nichts! — Nur ihr keuchender Atem war zu hören. Mit angehaltenem Atem und schweißnaß erreichten sie die East India Dock Road. Hier, wo hin und wieder Bogenlampen schwaches Licht spendeten, fühlten sie sich sicherer und wohler. Vereinzelt tauchten Gestalten aus dem Nebeldunst vor ihnen auf und wurden wenige Meter danach wieder vom Nebel verschluckt. Nur ihre Schritte hallten noch einige Sekunden auf dem nassen Pflaster wider. Je näher sie der Town Hall kamen, um so schneller wurden ihre Schritte. Die letzten zweihundert Meter legten sie fast im Laufschritt zurück.
    „Hell und devil!" keuchte Swen Collins und bremste kurz vor den parkenden Caps seinen Lauf ab.
    „Wir benehmen uns wie die blutigen Greenhorns. Wenn wir mit diesem Affenzahn angebraust kommen, nehmen die Boys mit ihren Cabs Reißaus und hetzen uns die Cops auf den Hals."
    „Sorry Swen, du kannst recht haben!" pflichtete der am ganzen Körper bibbernde Emest Pookfield seinem noch klar denkenden Begleiter bei.
    „Come on, Ernest! — Heute können wir es uns leisten, auf Kosten des Chefs die Herren zu mimen."
    Swen Collins machte von nun an den Sprecher.
    Gleich beim Fahrer des ersten Cabs hatten sie Glück. Er schaute sich nur kurz seine Fahrgäste an und ließ sie dann einsteigen. Hier bewies es sich schon, wie nützlich es für sie

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