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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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war, einigermaßen gut angezogen zu sein. — Es war bekannt, daß die Taxiboys an der Town Hall vorsichtige Männer sein sollten, und in ihrer alten Kleidung wäre es ihnen kaum gelungen, einen dieser Männer zur Beförderung zu überreden. —
    „Wohin, meine Herrschaften?" fragte der bärenstarke Fahrer, bevor er sich hinter das Steuer klemmte und seinen Taxameter auf Fahrt stellte.
    „Shadwell Station!" war die Antwort — und schon fuhr das Cab in den Nebel hinein, wendete in der Einfahrt des Town Hall Hotels und zockelte auf der Commercial Road in Richtung City dahin.
    Gänzlich apathisch kauerte Emest Pookfield neben seinem Komplicen im Fond des Wagens. Er wagte sich nicht zu rühren und stierte unablässig auf den breiten Rücken des Fahrers. Der Stadtteil Stepney lag bereits hinter ihnen, als sie von einem zweiten Cab überholt wurden.
    „Idiot!" brüllte der Fahrer ihres Wagens los und riß gleichzeitig sein Steuer nach links. Quietschend radierten die Reifen des überholenden Taxis auf dem feuchten Asphalt, fegte um Haaresbreite an dem Kühler des langsamer fahrenden Wagens vorbei und brauste davon. Im ersten Impuls trat der Fahrer ihres Cabs das Gaspedal tiefer durch, betätigte aber sofort wieder die Bremsen und wäre bald über die wegverkürzende Abzweigung zur Shadwell Station gefahren. Nur noch schwach sahen sie die roten Schlußleuchten des anderen Wagens auf der Commercial Road verschwinden.
    „Welch ein Wahnsinn, bei diesem Sauwetter so zu jagen und dabei noch auf einer Kreuzung überholen", knurrte ihr Fahrer und bog in die Sutton Street hinein.
    „Was war das?" fragte Ernest Pookfield atemlos.
    „Keine Ahnung, vielleicht ein Verrückter!" meinte Collins trocken.
    „Swen, das war doch nicht...?"
    Pookfields Gesichtsfarbe wurde noch grauer, als sie schon war. Kaltes Entsetzen stand in seinen Auf gen. Er wagte es nicht, den angefangenen Satz auszusprechen. Swen Collins rieb derweil mahlend seine Zähne aufeinander. ,Damn't, diese Nacht bringt mich noch um meinen Verstand', ging es ihm durch den Kopf. ,Wenn das soeben das Phantom war, können wir noch allerhand erleben.'
    Stumm und verbissen überlegte er, wie sie sich nun verhalten sollten. Dann fiel ihm Lee Raynolds ein. Lee Raynolds stand ja irgendwo an der Station und mußte es gesehen haben, falls kurz vor ihnen eine Taxe vorgefahren war. Wenn es so war, dann hatte das Phantom den zwar weiteren Weg gewählt, konnte aber bei jeder Geschwindigkeit des Cabs trotzdem früher an der Station eintreffen. Lee Raynolds mußte in diesem Falle die Railway- fahrt mitmachen. Die Partie stand dann drei zu. eins und konnte in Whitechapel auf vier und später noch auf fünf zu eins zu ungunsten des Phantoms erhöht werden. ,Fünf zu eins', ein Gedanke, der Swen Collins Auftrieb gab und sein rauschendes Blu.t ruhiger durch die Adern fließen ließ.
    Als die matten Lichter der Station vor ihnen auf= tauchten, teilte er Emest Pookfield schnell seinen Plan mit.
    „ ... Klar, Ernest? — Wenn vor uns eine Taxe dagewesen sein sollte, fährt Lee mit", beendete er seinen Speech und zahlte, noch im Fond bleibend, den geforderten Fahrpreis. Nur zögernd verließen sie das Fahrzeug, und nach allen Seiten spähend huschten sie wie zwei flüchtige Schatten auf den Eingang der Underground Station zu. Im Schalterraum befanden sich nur wenige Menschen. Gehetzt ließen sie ihre Blicke über die herumlungernden Gestalten fliegen. Fester faßte Swen Collins seine Aktentasche und schritt auf den letzten, um diese Zeit noch geöffneten Schalter zu.
    Als er das zurückerhaltene Kleingeld achtlos in seine Manteltasche fallen ließ, erhielt er einen leichten Stoß in den Rücken. Ruckartig wandte er sich um und erhob abwehrend seine noch freie Hand. — Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn, als er erleichtert aufatmete und das feixende Gesicht Lee Raynolds erblickte.
    „Goddam! — Wo hast du denn eben gesteckt? Als wir hereinkamen, warst du nicht hier in der Halle", fauchte er ärgerlich.
    Der Angesprochene bequemte sich zunächst zu keiner Antwort, sondern zog sein Lachen noch breiter, und es hatte den Anschein, als wolle er seine eigenen Ohren verschlucken.
    „Was soll dein blödes Grinsen?" fragte Swen Collins. „Ihr beide seht köstlich aus, müßtet euch mal im Spiegel betrachten, Kinder. Wer bei diesen Gesichtern noch ernst bleiben kann, ist durch gar nichts mehr zu retten."
    „Red' jetzt keinen Unsinn", meldete sich Emest Pookfield erstmalig in diesem Gespräch,

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