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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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,Hoffentlich habe ich Glück und der Zug hält in Höhe dieses Wagens', dachte er und peilte aus dem Fenster heraus.
    „Wapping-Station." Die Railway hielt. Nur einige Gestalten standen auf dem Bahnsteig herum. So sehr Mat Heflin auch seine Augen anstrengte, die Uniform eines Cops konnte er nicht erblicken. Entschlossen drückte er die Türverriegelung hinunter und sprang auf den Betonboden des Bahnsteiges. Noch einmal warf er einen kurzen Blick zurück zu dem Wagen, in dem sein Freund auf ihn wartete, dann schritt er eiligst dem Treppenniedergang zu und stieg hinab. Über ihm begannen die Räder wieder einen gleichmäßigen Takt zu schlagen. Schneller wurden die Geräusche und verstummten langsam. Aber auch etwas anderes drang bis zu seinem Standort hin. Töne, die jedem Menschen bekannt sind und die in diesem Moment mit einer Dissonanz abbrachen. Durch den Stationausgang war für Mat Heflin kein Durchkommen mehr. Die Flitzer mit den allen bekannten Sirenen hatten die Wapping-Station erreicht. Ihre Besatzungen riegelten die Ausgänge ab. Zwei Herzschläge lang blieb Mat Heflin wie erstarrt stehen. Vor ihm sah er bereits die letzten Fahrgäste der Railway aus seinem Blickfeld verschwinden. Nur der Weg zurück war für seine Flucht noch frei. Kein weiterer Spätheimkehrer kam mehr hinter dem Niedergang hervor. ,Umkehren!' schoß es ihm heiß durch die Glieder, und schon hatte er mit zwei, drei langen Sprüngen den zum Bahnsteig führenden Aufgang erreicht, wollte weiter die Treppe hinauf jagen, um sich dort oben irgendwo zu verbergen, vielleicht durch den Underground-Tunnel, der von hier aus unter der Themse herführte, zu entkommen. Aber schon im unteren Drittel der Treppe wurde sein schneller Lauf plötzlich abgebremst. Ein Mann tauchte über ihm auf. Ein Mann, dessen widerliche Visage ihn wie ein Buddha angrinste und der breitbeinig einige Stufen höher als er stand. Die Hände hatte der Kerl wie ein typischer Schießer in den Taschen vergraben.
    „Hallo, warum so eilig, Mister Heflin?" hörte er höhnisch seinen Namen nennen. Mat Heflin fühlte Ekel in sich aufsteigen, als er dem Mann offen in das Gesicht geschaut hatte und beim Zischen seines Namens einen Blick in den zahnlosen Rachen hatte tun müssen.
    Wie kam dieser Abklatsch eines normalen Menschen hierher? Ausgerechnet in einem Augenblick, wo er es doch so eilig hatte. — ,Damn't, das Gesicht hatte er doch schon ein paarmal unten in der Hafengegend gesehen', erstaunte er sich. — ,Selbstredend!'
    Jetzt erinnerte sich Mat Heflin genau daran, wo er diesen Mann ohne Nase schon gesehen hatte. Es war in Limehouse, damals — und in Begleitung dieses Mannes, der den Spitznamen ,Killer' trug, befand sich seinerzeit Rob Austick. In etwa konnte sich Mat Heflin nun einen Reim darauf machen, warum ihm der ,Killer' gefolgt war und jetzt, da er die Polizei auf den Fersen hatte, den Weg versperrte. Ein guter Freund schien Sehnsucht nach ihm bekommen zu haben. Wer dieser lieber Freund war, war leicht zu erraten. Kein anderer als dieser Judassohn Rob Austick.
    „Werde meine besonderen Gründe dafür haben, Killer", gab er mit gleicher Münze zurück.
    „Und wenn du hier noch ein langes Palaver abhältst, werden auch dich die Herren von der Police abservieren", sprach Heflin in der einzig verständlichen Art, die die Menschen von der Sorte Phil Chadlos gut verstehen konnten und versuchte, an dem Mann vorbeizukommen.
    „Halt, Freundchen!" Unmißverständlich wurde Chadlos Aufforderung durch die plötzlich in seiner rechten Hand liegende, langläufige Pistole unterstrichen. „Bleib stehen, wo du bist, und dir wird nichts geschehen."
    „Was soll dieser Unsinn?" wurde Heflin aufgebracht. — Wollte ihn der Killer etwa nicht, wie er angenommen hatte, nach Limehouse bringen, sondern hier festhalten und der heranrückenden Polizei ausliefern? Jeder andere hätte sich die für ihn ausgesetzte Fangprämie verdienen können, nicht aber der Killer. Für ihn interessierte sich die Polizei doch ebenfalls, und so verlockend der Betrag auch war, so dumm würde der Killer mm doch nicht sein und sich selbst ans Messer liefern. Warum also hielt er ihn noch auf, anstatt zu versuchen, einen möglichst weiten Abstand zwischen sich und der Polizei zu bringen. Im nächsten Augenblick sollte Heflin erfahren, daß er noch viel lernen mußte, wollte er wie dieser alte Gauner der Polizei ein Schnippchen schlagen. Die Pistole weiterhin auf die Brust Heflins gerichtet, warf der alte Fuchs einen

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