Kommissar Morry - Das Phantom

hin, und wäre nicht der Mund des Killers schon vor dieser liebevollen Behandlung zahnlos gewesen, so hätten zumindest in diesem Augenblick einige seiner Beißerchen dran glauben müssen. Nun aber spuckte er nur etwas Blut heraus, und dann fiel der berüchtigte Killer Phil Chadlo lang aufs Gesicht. Die wieder erhobene Faust Mat Heflins fiel zurück. Er war kein geborener Schläger und konnte auf keinen Menschen, der wehrlos am Boden lag, weiter einhauen. Nicht einmal auf einen Mann, der wenig Menschliches an sich hatte und eher als ein Tier bezeichnet werden mußte. Voller Abscheu wandte er sich von dem regungslos am Boden liegenden Killer ab und ging einige Schritte auf die nicht mehr weit entfernt liegende Tunnelausfahrt der Underground-Railway, die hier am südlichen Themseufer ans Oberlicht kommt, zu. ,Fort von hier! Fort von diesem Mörder', war sein augenblicklich sehnlichster Wunsch. Es war ein unverzeihlicher Fehler, den Mat Heflin da beging. Kaum hatte er eine Entfernung von knapp fünfzehn Meter zwischen sich und dem, wie er glaubte, träumenden Killer hinter sich gebracht, als zwei peitschende Schüsse durch den Tunnel rollten. ,Die Pistole! — Ich hätte ihm wenigstens noch die Waffe abnehmen sollen', waren Mat Heflins Gedanken, als ihn zuerst ein harter Schlag am linken Oberarm traf und sich dann etwas Heißes an seiner Kopfhaut entlangzog.
    Schlagartig verloschen die Lichter der Tunnelbeleuchtung vor seinen Augen. Hart schlug er mit seinem Hinterkopf gegen eine Mauer. Mat Heflin spürte schon nicht mehr diesen erneuten Schmerz. Auch hörten seine Ohren nicht mehr die weiteren Detonationen, die aus Phil Chadlos Pistole hervorgerufen wurden. Eine wohltuende Ohnmacht hielt ihn umfangen. Sekunden danach stand der Killer wie ein Rachegott über ihm. Die Mündung der noch rauchenden Waffe senkte sich langsam gegen seinen Hinterkopf. Mit einem grimmigen Wutlaut riß Phil Chadlo, der gnadenlose Killer, den Stecher seiner Waffe durch... „Klick!" war das einzige, was seine Waffe noch herzugeben vermochte. Noch vier- oder fünfmal machte es „Klick", dann merkte der wutschäumende Chadlo erst, daß seine Waffe leergeschossen war. Alle acht Patronen, die sich stets in seiner Pistole befanden, hatte er in einem Anfall von Raserei auf den jetzt vor ihm liegenden Mat Heflin abgefeuert.
    „Das genügt auch!" murmelte er danach zur Bestätigung seiner kurzen Untersuchung, die er an Mat Heflin vorgenommen hatte, in den Bart. Der Schuß, der Mat Heflin am Kopf getroffen hatte und aus dessen Wunde immer noch das Blut floß, hatte seiner Meinung nach genügt, um diesem Mann das Lebenslicht auszublasen. Seelenruhig, als befände er sich allein auf dieser Welt, schaute er sich nach einem Versteck für die vermutliche Leiche Mat Heflins um. Die Einbuchtung, die hinter dem Schwellenstapel zu sehen war, schien für ihn der geeignete Ort für sein Vorhaben zu sein. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß nicht ein zufällig Vorübergehender oder der Streckenläufer der Railway sogleich den Körper Mat Heflins entdecken würde, pirschte er sich an den Ausgang heran und hatte bald unbehelligt den Stadtteil Limehouse erreicht.

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    „ .. das begreife ich nicht." Rob Austick faßte sich hinter seinen schmutzigen Hemdkragen und schluckte schwer. „Jeff Parker und auch Lee Raynolds erklären, alles hätte an ihren Kontrollpunkten wie am Schnürchen geklappt, und du sagst, weder Swen Collins, noch Ernest Pookfield hätte sich am Bishopsgate-Goods-Depot zu erkennen gegeben. All skies, und keiner von beiden hat an einem Fenster des letzten oder vorletzten Wagens gestanden?"
    „No, Rob! Ich sagte doch schon, daß ich verdammt scharf meine Augen eingestellt hatte, aber keinen der beiden gesehen habe."
    „Ich kann mir nicht helfen, Boys, die Sache scheint irgendwie schief gegangen zu sein", mischte sich der ständig grinsende Lee Raynolds ein.
    „Verdammte Sauerei!" brüllte der immer nervöser werdende Austick los. „Was soll denn diesmal wieder passiert sein? — Es waren doch zwei Mann mit der Ware unterwegs. Sie können doch nicht so einfach vom Erdboden verschwinden. — Oder glaubt ihr etwa, das Phantom hätte die beiden in Luft aufgelöst?"
    „Warte doch ab, Rob. Einer wird schon wieder zurückkommen. Er wird dir dann auch sagen können, was geschehen ist und warum sie sich nicht am Goods-Depot gezeigt haben...", versuchte einer der Anwesenden den schwitzenden Austick zu beruhigen.
    „Abwarten? — Lee, sie