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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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gegen den Rahmen.
    „Bist du wahnsinnig?" hörte er Rob Austick den Killer anschreien.
    „Der Chef hat ausdrücklich angeordnet, du sollst Mat Heflin lebend hier abliefem. Und was machst du? Du knallst ihn ab, nur weil er dich überlistet hatte und dir einen winzigen Augenblick überlegen war."
    „Brüll nicht wie ein Stier! Wenn wir in dieser Lautstärke weiterreden, brauchten wir die Leute nicht herauszuschicken", erwiderte der Killer in der gleichen Art.
    Sofort wurde die Unterhaltung wieder im Flüsterton geführt, doch Dan Marcher, der schon beim Eintritt des Killers eine ungute Vorahnung hatte, hörte doch noch das, was er wissen wollte.
    „Im Themsetunnel, zwischen Wapping und Rotherhithe", flüsterte er mit bebender Stimme — und da vernahmen seine gespitzten Ohren noch Rob Austicks grausamen Entschluß: „Ist nun mal geschehen, Chadlo. Lassen wir ihn dort liegen, bis sein Kadaver zerfällt oder auch vorher entdeckt wird. Uns soll es gleich sein."

    *

    Nachdem die übrigen Mitglieder wieder von Austick in das Zimmer zurückgerufen worden waren, dauerte es keine zehn Minuten mehr, und der Verein hatte sich für diesen Abend aufgelöst. Nicht eine Silbe hatte Austick über die mit dem Killer geführte Unterhaltung fallen lassen. Da auch in dieser Hinsicht von den anderen keine Fragen gestellt wurden, ging die Einteilung des nächsten und letzten Coups, den sie vor ihrer großen Ruhepause noch durchzuführen gedachten und bei dem Rob Austick selbst die Rolle des Überbringers übernehmen wollte, ohne viel Getöse vonstatten.
    „Marcher", hielt Austick den alten Mann noch einige Sekunden länger auf, „wir müssen uns morgen Nachmittag einmal Trustys Boot ansehen. Ich möchte nicht, daß wir mit dem alten Kahn schon auf dem Bach eine Pleite erleben. Der Motor ist auch überholungsbedürftig."
    „Okay, Austick! Wann?"
    „Fünfzehn Uhr bei Trusty."
    „Well, dann bis morgen fünfzehn Uhr."
    Als Dan Marcher auf dem Gehweg der Morant-Street stand und durch den dichten Nebelschleier das Schild der Colibri-Bar sah, drohten seine Beine ihren Dienst zu versagen. Ein Stöhnen entrang sich seiner Brust. „Ich muß mir Gewißheit verschaffen, bevor ich dem Mädel dort in der Bar das Herz zerbreche", flüsterten seine Lippen. Mit einem Ruck wandte er sich um und schritt die dunkle Straße hinunter. Der Weg bis zum Themse-Tunnel bei Rotherhithe war weit, besonders für einen alten Mann. Pfeifend verließ schon nach kurzer Zeit der Atem seine schweratmende Brust. Immer wieder trieb er mit letzter Willenskraft seine müder werdenden Beine vorwärts. Er wußte selbst nicht, warum er sein Tempo so sehr forcierte, daß er bald über sein eigenes Gehwerk fiel.
    ,Mat Heflin ist tot, du kannst doch nichts mehr retten, hämmerte sein Blut bei jedem Herzschlag. — Und doch trieb es ihn wieder vorwärts.
    Als er in der Mitte des Rotherhithe-Tunnels — ein etwa eine halbe Meile ostwärts des Themse-Tunnels gelegener Fahrstraßen-Tunnel — eine Pause einlegen mußte, war er fast am Ende seiner Kräfte. Dicke Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Sein ganzer Körper bebte vor Anstrengung, und die Knie zitterten wie Espenlaub.
    ,Es ist ja Wahnsinn, daß du deine Kräfte so vergeudest. Wo Phil Chadlo einmal seine Waffe hingehalten hat, da ist kein Funken Leben mehr drin. Dennoch, Dan Marcher marschierte mit dem gleichen Tempo weiter. Von der Swan Road bog er auf einen Fußweg ab. Dreihundert Meter noch, dann hatte er den Themse-Tunnel erreicht. Dunkel gähnte ihm der erste Teil der Ausfahrt entgegen. Erst hundert Schritt tiefer hinein begann die Beleuchtung. Mit angehaltenem Atem lauschte Dan Marcher in die Nacht hinein. Nichts war zu hören. Kein Laut drang an seine Ohren. Nur sein eigenes Blut rauschte und verursachte einen harten Druck in den Schläfen. Fröstelnd blickte sich Dan Marcher nach allen Seiten um. Nichts. Auf allen vieren rutschte er die Böschung herunter. Vorsichtig tastete er sich in den Tunnel hinein. Als der Schein der ersten Lampe etwas mehr Licht spendete, hastete er, so schnell es ging, weiter. Der erste Spalt tauchte auf. Gespannt spähte er in das Loch. Es war leer. Weiter pirschte er sich vor. Schon von weitem sah er auf der gegenüberliegenden Tunnelseite einen aufgeschichteten Schwellenstapel. Er wechselte auf die andere Seite über. Zehn Meter vor dem Stapel stockte sein Schritt. Seine Augen hatten eine Schleifspur auf dem Tunnelboden entdeckt. Ein großer, dunkler Fleck am Anfang der Spur

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