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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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jagten schwarze Regenwolken. In der diesigen Luft hingen strähnige Schleier. Ein graues Gemisch aus Regen und Nebel troff auf das Pflaster nieder.
    „Wir nehmen den kleinen Lieferwagen“, knurte Guy Hamper. „Damit fallen wir am wenigsten auf. Ich werde selbst steuern. Du hast vorerst nichts zu Tim.“
    Sie fuhren kreuz und quer durch das Hafenviertel und stellten dann an der rückwärtigen Toreinfahrt des E.R.P. Lagers ihren Wagen ab. Rings um das Waffendepot zog sich eine hohe Mauer. Irgendwo hörte man das eintönige Klappern genagelter Militärstiefel.
    „Was ist das?“ fragte Burt Holländer gedämpft. „Es sind die Posten“, gab Guy Hamper halblaut zurück. „Sie haben mindestens zehn Wachen im Lager. Wir werden höllisch aufpassen müssen.“
    Nach allen Seiten witternd, schlichen sie an der Mauer entlang. An einer dunklen Stelle kletterten sie über die schmale Zinne.
    „Du bleibst hier“, zischelte Guy Hamper. „Wenn's brenzlig wird, kommst du mir zu Hilfe. Im äußersten Fall mußt du eben dem Posten eins übers Ohr geben.“ Er kümmerte sich nicht länger um seinen Spießgesellen, sondern kroch wie ein Schatten auf das nächste Depot zu. Sooft er den Schritt eines Postens hörte, duckte er sich regungslos zu Boden. Er brauchte zehn Minuten, bis er das Depot erreichte. Aufatmend pirschte er sich an die Tür heran. Er nahm einen Sperrhaken aus der Tasche und hantierte am Schloß herum. Dabei schielte er ängstlich nach links und rechts. Früher hatte er nur vor dem Posten Sorge haben müssen. Aber nun fürchtete er sich auch vor Antony Fingal. Er hatte ständig das Gefühl, als schliche dieser aalglatte Bursche hinter ihm her. Bestimmt wollte er sich für den vermeintlichen Verrat rächen. Ganz sicher hatte er sich schon eine Bestrafung ausgedacht. Eine Bestrafung, die gleichbedeutend war mit dem Tod. Vielleicht sehe ich Gespenster, dachte Guy Hamper unruhig. Vielleicht ist meine Angst unbegründet. Aber wie ich Antony Fingal kenne, wird er mich noch heute Nacht . . .
    Das Schloß klickte leise auf. Die Tür öffnete sich. Aus dem dunklen Innenraum wehte muffige Zugluft. Zögernd und unschlüssig trat Guy Hamper ein. Sein Blick bohrte sich in das Dunkel. Furchtsam starrte er in alle Ecken. Wer garantiert ihm, daß Antony Fingal nicht bereits hier auf ihn wartet? Der Platz war günstig. Es war der ideale Winkel für einen lautlosen Mord. Bei jedem Geräusch zuckte er verstört zusammen. Selbst sein eigener Herzschlag erschreckte ihn. Seine gepreßten Atemzüge klangen laut durch das stille Gewölbe. Er sah die Kisten mit Dynamit, Ekrasit und Zeitzünderbomben. Er blendete seine Lampe auf und las hastig die Aufschriften. Schließlich belud er sich mit einer mittelgroßen Kiste. Sie drückte hart auf seine Schultern und war sdiwer wie ein Zentnergewicht. Geräuschlos und wachsam trat Guy Hamper den Rückzug an. Bisher war alles glatt gegangen, Die Posten schienen sich bei dem häßlichen Regenwetter in die warme Wachstube verkrochen zu haben. Guy Hamper begegnete niemandem. Kein Mensch trat ihm in den Weg. Wohlbehalten kam er bei Burt Holländer an.
    „Hat alles geklappt ?“
    „All right!“ murmelte Guy Hamper. „Ging leichter als gedacht. Die dunkle Nacht war verdammt günstig.“ Sie verstauten die Kiste im Lieferwagen und fuhren los. Burt Holländer grinste. „So billig habe ich selten mein Geld verdient. Was will denn dieser geschniegelte Laffe mit den Sprengkapseln? He, was hat er damit vor?“ Guy Hamper gab keine Antwort. So redselig er noch vor ein paar Stunden gewesen war, so schweigsam und verschlossen war er jetzt. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um Antony Fingal. Er mühte sich verzweifelt, seine Pläne zu durchschauen. Aber er kam nicht dahinter.
    „Was jetzt?“ fragte Burt Holländer. „Wo liegt die Garage? Haben wir weit?“
    Nein, sie hatten nur eine ganz kurze Strecke zu fahren. Die Garage lag in einem düsteren Gemäuer hinter dem Madras Viaduct. Sie war festgemauert und auffallend lang gestreckt. Anscheinend hatte der lange Schuppen früher anderen Zwecken gedient. Er sah aus wie ein Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr.
    „Hast du die Schlüssel?“ fragte Burt Holländer.
    Guy Hamper nickte. Er starrte argwöhnisch auf das dunkle Tor. Die Kehle war ihm plötzlich wie zugeschnürt. Das ist es, dachte er in einer blitzschnellen Eingebung. Ich sollte erst noch die Kapseln beschaffen. Er braucht sie ja dringend. Aber nun bin ich überflüssig. Er wird mir dort

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