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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Zimmer.“
    Kommissar Morry schwieg. Er dachte fieberhaft nach. Chris Longman hat also nicht gelogen, sinnierte er. Er hätte nur noch etwas länger vor dem Boardinghouse warten sollen. Dann wären wir unserem Ziel jetzt entschieden näher.
    „Wie sah der Mann aus?“ fragte er nach einiger Zeit. „Hat Stephanie Malet etwas von ihm erzählt?“
    Liz Etty dachte nach. Ein paar Falten gruben sich in ihre helle Stirn.
    „Groß, elegant, hochgewachsen“, kam es zögernd von ihren Lippen. „Stephanie war kindlich verliebt in ihren neuen Freund. Sie schwärmte von ihm. Nach ihren Worten soll er fabelhaft aussehen. Dunkel, fremdländisch, ernst und verschlossen.“
    „Die gleichen Worte sagten Sie mir schon einmal“, murmelte Morry grübelnd. „Damals handelte es sich um den Freund Kate Hugards. Erinnern Sie sich?“
    Liz Etty biß sich auf die Lippen. Ihr Gesicht wurde noch um einen Schein blasser.
    „Was sollen die vielen Fragen, Sir? Ist Stephanie etwas passiert?“ Das Glockensignal, das die Girls auf die Bühne befahl, enthob den Kommissar einer Antwort. Er stand plötzlich allein im Raum. Die Mädchen huschten durch den Garderobengang auf die Bühne. Früher war das nie ohne Kichern und scherzendes Gelächter abgegangen. Heute blieben sie stumm. Ein dunkler Schatten lastete über ihnen. Ein düsteres Rätsel hielt sie im Bann. Kommissar Morry wartete vor dem Eingang der Austern Bar auf die Rückkehr Inspektor Rhondas. Er mußte sich lange gedulden. Erregt ging er vor dem grauen Gebäude auf und ab. Es wurde zehn Uhr, bis der Inspektor endlich zurückkehrte. Er war völlig außer Atem. Schweißnaß klebten ihm die Haare in der Stirn. Mit dem Hut fächelte er über das erhitzte Gesicht.
    „Was gibt es?“ fragte Morry heiser. „Reden Sie doch endlich!“
    „Stephanie Malet war nicht da, Sir! Ich ließ mir ihr Zimmer öffnen. Das Bett war unberührt.. Ihre Zimmernachbarn wollen gesehen haben, daß sie in der Nacht noch einmal das Haus verließ. Seither ist sie nicht mehr zurückgekehrt.“
    Kommissar Morry fluchte leise zwischen den Zähnen.
    „Das genügt“, murmelte er grimmig. „Jetzt weiß ich endgültig Bescheid. Rufen Sie nochmals die Strompolizei an, Rhonda. Die Boote sollen sich sofort zum Einsatz fertigmachen. Wir müssen die Themse absuchen. Lassen Sie nachher den Sodom Wall absperren. Wir können keine Neugierigen bei dem traurigen Geschäft brauchen.“
    Die Suchaktion nahm ihren Anfang. Sechs Polizeikutter tuckerten mit abgedrosselten Motoren vom Wapping Point bis zur großen Brücke. Ihre Scheinwerfer griffen grell in die zähe Watte aus Ruß und Dunst. Das ölige Wasser zerteilte sich unter den wirbelnden Schrauben. Mit langen Rechen und Stangen wurde die schwarze Flut bis auf den Grund abgekämmt. Kommissar Morry hatte seinen Platz im Führungsboot. Er stand schweigsam neben dem Kommissar der Strompolizei. Sie redeten kein Wort miteinander. Sie starrten unablässig auf die Wasserfläche. Ihre Augen tränten vor Überanstrengung.
    „Wenn wir wenigstens Erfolg hätten“, murmelte Morry niedergeschlagen. „Eine Leiche, die zehn Tage im Wasser gelegen hat, nützt uns nichts mehr. Man kann die Verletzungen nicht mehr genau erkennen.“
    Die schwarzen Kutter, die wie gespenstische Schemen über den Fluß zogen, boten ein Bild von schauerlicher Eindringlichkeit. Dumpf und langgezogen hallten die Rufe der Streifenführer durch die Nacht. Dann und wann schrillte eine Pfeife, um die Boote an neue Plätze zu kommandieren. Kurz vor Mitternacht hatte die große Suchaktion endlich den gewünschten Erfolg. Am Schleusenrechen kurz vor dem Tunnel Pier fand man die Leiche einer weiblichen Person.
    „Hallo!“ riefen die Männer des erfolgreichen Bootes. „Suchaktion einstellen. Am Sodom Wall anlegen!“
    Die Kutter drehten ab und nahmen Kurs auf das berüchtigte Hafenviertel in Wapping. Genau an der Stelle, wo man Kate Hugard gefunden hatte, machten die Boote fest. Ein ganzes Dutzend von Konstablern und Sergeanten drängten sich am Geländer des Sodom Walls zusammen. Vorsichtig schaffte man den grausigen Fund an Land. Die stumme Last wurde auf einer Bahre dicht neben dem Geländer der Ufergasse abgelegt.
    „Es ist Stephanie Malet“, sagte Morry mit brüchiger Stimme. „Sie sieht aus, als schliefe sie nur. Das Wasser hat sie nicht im geringsten verändert. Selbst die Todesfurcht und die Angst vor ihrem Mörder haben ihr Gesicht kaum entstellt.“
    „Glauben Sie wirklich an einen Mord, Sir?“ fragte

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