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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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verlegen wie ein Primaner. „Kommen Sie mit?“
    Angela Sirion schlug strahlend die Augen auf. Heiß und zärtlich strömte es ihm aus ihren Blicken entgegen. Es gab keinen Zweifel, daß sie ihm sehr zugetan war.
    „Sie wissen, wie gern ich mit Ihnen ginge, Kommissar“, flüsterte sie weich. „Ich könnte mir nichts Schöneres denken. Aber es geht leider nicht. Ich muß mich um die Mädels kümmern. Das verstehen Sie doch? Oder nicht?“
    „Doch“, sagte Morry enttäuscht. „Ihr Pflichtgefühl macht Ihnen alle Ehre, Miß Sirion. Dann bis morgen. Gute Nacht!“ Er blickte seiner tüchtigen Assistentin noch eine Weile nach, dann machte er kehrt und ging auf den Mulatten Klub zu, um dort den beiden Dicken gründlich auf den Zahn zu fühlen.

    11

    Als Chris Longman an diesem Abend den Bouillonkeller am Sodom Wall betrat, sah er seine vier Freunde einträchtig am hintersten Tisch versammelt. Sie blickten ihm neugierig und erwartungsvoll entgegen. Sie hatten hungrige Augen und hofften, daß er Geld mitbrächte. „Warst du beim Kommissar?“ fragten sie wie aus einem Munde. „Hat er was herausgerückt? Wieviel Lappen hast du in der Tasche?“
    „Von den Cops haben wir nichts zu erwarten“, brummte Chris Longman träge. „Wir wollen Schluß machen mit der Zinkerei, Boys! Ein anständiger Spitzel stirbt heute den Hungertod.“
    „Was dann?“ fragten die ändern deprimiert. „Weißt du ein besseres Geschäft?“
    „Vielleicht“, murmelte Chris Longman und wechselte einen raschen Blick mit Buster Lorre. „Vielleicht brechen jetzt die goldenen Zeiten für uns an. Wartet bis elf Uhr! Dann kann ich euch mehr sagen.“
    Steff Milligan und Huck Polland drängten sich dicht an ihn heran. „Warum so geheimnisvoll?“ knurrten sie verdrossen. „Willst du mit Kokain handeln? Hast du das nötige Anfangskapital?“
    „Tut mir leid, Boys!“ sagte Chris Longman wortkarg. „Ich kann euch vorerst nicht mehr verraten. Wenn die Sache klappt, erzähle ich euch alles. Wir teilen wie immer. Ich haue euch bestimmt nicht übers Ohr.“
    Sie ließen ihn zufrieden. Sie kratzten ihre letzten Pennies zusammen und waren erst zufrieden, als eine mächtige Suppenschüssel auf dem Tisch stand. Gierig fielen sie über die dampfenden Teller her. Nur Chris Longman hatte keinen Appetit. Er blieb schweigsam und in sich gekehrt. Er rührte keinen Löffel an. Je näher es auf die elfte Stunde zuging, desto einsilbiger wurde er. Er konnte kaum noch ruhig sitzen. Am liebsten wäre er droben auf dem dunklen Sodom Wall hin und her gewandert. Mit überreizten Nerven wartete er auf das Erscheinen eines Boten. Als elf blecherne Schläge durch das Kellergewölbe hallten, horchte er verstört auf. Er ließ die Tür nicht mehr aus den Augen. Ständig lauschte er auf Schritte, die die Kellertreppe herunterkamen. Dann schlug plötzlich das Telefon hinter der Theke an. Chris Longman wußte sofort, daß er damit gemeint war. Er erhob sich. Hastig schritt er auf das Büfett zu. Der Wirt gab ihm ein Zeichen. Es stimmte also. Burt Lukin war pünktlich, wie er versprochen hatte. Dunkel klang seine Stimme durch den Draht, Er machte nicht viele Worte.
    „Kommen Sie“, raunte er. „Gehen Sie langsam den Sodom Wall hinunter. Ich warte auf Sie.“
    „Haben Sie das Geld dabei?“ fragte Chris Longman gierig.
    „Ja. Sie sollen Ihre sechshundert Pfund bekommen. Ich hoffe, daß Sie mich dann nie wieder belästigen.“
    Chris Longman warf rasch den Hörer auf die Gabel. In freudiger Erregung kehrte er an den Tisch zurück. „Es klappt, Boys!“ rief er mit glänzenden Augen. „Wartet hier auf mich! Ich komme bestimmt nicht mit leeren Händen.“
    Er gab Buster Lorre einen Wink und ging mit ihm auf die Tür zu.
    „Leider kann ich dich nicht mitnehmen“, zischelte er. „Es würde Burt Lukin sicher nicht gefallen, wenn wir zu zweit kämen. Ich hoffe auch, daß alles klappt. Sollte aber trotzdem etwas schief gehen, so lasse ich dir die Adresse dieses Burschen da. Hier, nimm diesen Zettel! Sollte ich in einer halben Stunde nicht zurück sein, so machst du dich auf den Weg nach Limehouse. Burt Lukin kann dir dann sicher sagen, wo ich mich aufhalte.“
    Buster Lorre nickte befriedigt und steckte den Zettel in die Tasche. Er las flüchtig die Adresse. Er behielt sie im Kopf. Er wußte, daß er sie nie vergessen würde.
    „Ich halte die Daumen, Chris“, brummelte er zum Abschluß. „Mach’s gut! Und sei vorsichtig!“
    Chris Longman stieg langsam nach oben. Er

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