Kommissar Morry - Der Judas von Sodom
abgekriegt.“
Steff Milligan stierte mit hungrigen Augen in die Küche hinaus, wo eben ein paar Speckseiten in der Pfanne brutzelten.
„Das wäre doch ein Geschäft“, meinte er habgierig. „Warum bleiben wir diesem Burschen nicht weiterhin auf den Fersen? Kennst du seine Adresse?“
Buster Lorre nickte. „Ja, ich habe sie genau im Kopf. Er wohnt an den Hopemaker Fields in Lime- house. Die Mietskaserne hat die Nummer 16.“
„Na also“, grunzte Steff Milligan hochbefriedigt. „Warum sollten wir das den Cops auf die Nase binden? Wir machen es genauso, wie Chris Longman. Wir statten dem Kerl einen Besuch ab.“ „Chris machte einen Fehler“, sagte Buster Lorre gedehnt. „Er ging allein. Das soll uns nicht passieren, Boys! Wir marschieren geschlossen. Der ganze Verein macht mit. Ist es euch recht so?“
„Und ob“, grinste Huck Polland. „Wir werden dem Kerl die Hölle heiß machen. Wenn er nicht freiwillig zahlt, stülpen wir ihm alle Taschen um. Schätze aber, daß er sich unser Schweigen etwas kosten lassen wird.“
„Wollen wir nicht erst noch eine Suppe essen?“ fragte Ronald Mursell unschlüssig.
„Es hat sich ausgelöffelt mit den Suppen“, brummte Steff Milligan siegestrunken. „Wenn wir später zurückkehren, bestellen wir uns ein halbes Schwein. Was sagt ihr, Boys?“
Sie waren alle wie verrückt. Sie standen auf und zogen ihre alten Winterklamotten an. Dann trotteten sie hintereinander die Treppe hinauf. Da es nach Limehouse nicht besonders weit war, gingen sie zu Fuß. Sie schafften die Strecke in sieben Minuten.
Vor der grauen Mietskaserne blieben sie stehen und spähten an der brüchigen Fassade empor. Keines der vielen Fenster war hell. Die Leute, die hier wohnten, schienen mit den Hühnern ins Bett zu gehen.
„Was macht das“, brummte Ronald Mursell einsilbig. „Wir trommeln den Kerl einfach aus dem Schlaf. Er wird schon wach werden, denke ich.“
Während sie noch berieten, öffnete Buster Lorre bereits die Tür mit einem Sperrhaken. „Steff, du gehst mit nach oben“, befahl er kurz. „Die beiden ändern warten hier vor dem Hauseingang. Sollten wir in zwanzig Minuten nicht auf der Bildfläche erscheinen, dann wißt ihr, was die Uhr geschlagen hat. In diesem Fal holt ihr uns oben ab. Kapiert?“
Ja, sie hatten alle verstanden. Es gab keine weiteren Worte mehr. Jeder wußte, was er zu tun hatte.
Steff Milligan und Buster Lorre traten in den Hausflur ein. Sie machten Licht. Schnaufend keuchten sie die steile Treppe empor. Erst im Dachgeschoß hielten sie an.
Buster Lorre zog an der altmodischen Zugglocke. Es scheppert laut in der stillen Wohnung. Aber weiter war nichts zu hören. Sie läuteten noch dreimal. Sie warteten etwa fünf Minuten. Als sich dann noch immer nichts rührte, brachen sie einfach die Tür auf.
„Der Kerl wird Augen machen“, grinste Steff Milligan. „Ich freue mich jetzt schon auf sein dämliches Gesicht.“
Lautlos drangen sie in den Korridor ein. Sie öffneten den ersten Raum zur Linken. Sie stießen nacheinander, alle anderen Türen auf. Burt Lukin war nicht da. Es war nirgends eine Spur von ihm zu sehen.
„So ein verfluchtes Pech“, schimpfte Buster Lorre verdrossen. „Was machen wir jetzt, he? Sollen wir hier auf diesen Burschen warten?“
„No, das hat keinen Zweck“, meinte Steff Milligan. „Wir hinterlassen ihm eine Nachricht. Er soll morgen nacht in den Bouillonkeller kommen. Los, schreib die paar Worte auf einen Zettel.“
Buster Lorre tat es. Mit einem kurzen Bleistift fummelte er auf einem Stück Papier herum. Diesen Zettel legte er mitten auf den Tisch.
„War das alles?“ fragte er dann verdrossen.
„No“, meinte Steff Milligan. „So billig machen wir es auch wieder nicht. Ein reicher Mann hat immer etwas Taschengeld im Haus. Stell dich an die Tür. Horch, ob er kommt. Ich nehme mir inzwischen die einzelnen Zimmer vor.“
Er begann mit dem Raum, in dem sie gerade waren. Er durchsuchte jeden Schrank, jede Schublade. Er fand eine Menge Zeug, aber kein Geld. Im nächsten Zimmer hatte er dagegen mehr Glück. Es war der Schlafraum Burt Lukins. Im Schrank hingen eine Menge Anzüge. Als Steff Milligan die Anzüge durchwühlte, fand er fast in jeder Tasche ein paar lose Scheine und Münzen. Es läpperte sich zusammen. Er hatte bereits eine Handvoll mittlerer Banknoten. In einer Schatulle fand er noch ein ganzes Bündel.
„He, Buster!“ rief er in den Korridor hinaus. „Der Ausflug hat sich rentiert. Warte noch eine
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