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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Leutchen noch auf waren, mußten sie sowieso gesehen haben, daß sich die Klinke bewegt hatte. Jebb Mackolin stieß rasch die Tür auf, griff nach dem Schalter und löschte das Licht. Dann erst huschte er über die Schwelle. Er schaltete seine eigene Lampe ein. Der Lichtkegel tänzelte über einen Küchenherd und einen wackligen Stuhl, der daneben stand. Eine alte Frau saß dort und hielt ängstlich ein Wäschekörbchen umklammert. Furchtsam blinzelte sie in das stechende Licht.
    „Ich tue Ihnen nichts", brummte Jebb Mackolin rasch. „Ich habe nur eine Frage an Sie. Wo ist der grüngelbe Zettel, der vor drei Wochen in Ihre Hände fiel? Haben Sie den Wisch noch? Oder holten Sie inzwischen die gelbe Tasche ab?"
    Die alte Frau hob verstört die Hände.
    „Was reden Sie denn da", jammerte sie mit dünner Stimme. „Ich weiß doch gar nichts von einem solchen Zettel. Ich weiß auch nichts von einer gelben Tasche. Wir haben keinerlei Kostbarkeiten im Haus. Sie können ruhig suchen."
    Jebb Mackolin wich enttäuscht an die Schwelle zurück. „Wo ist Ihr Mann?" fragte er kurz.
    „Er sitzt noch in der Wirtschaft", sagte die alte Frau offen. „Deshalb habe ich ja hier auf ihn gewartet. Er muß bald kommen."
    „Wie heißt die Wirtschaft?"
    „Zum Nachtfalter. Die Kneipe liegt gleich rechts neben dem Milchgeschäft."
    Das genügte Jebb Mackolin. Er warf die Tür hinter sich zu und stürmte hastig aus dem Haus. Vier, fünf Minuten wartete er in der Nähe, ob die Frau ihm folgen würde.
    Als das nicht geschah, ging er auf die kleine Kneipe zu und trat in die Schankstube ein. Er bestellte sich ein Bier und setzte sich weitab in die hinterste Ecke. Es waren nur noch wenige Gäste da. Sie saßen alle am runden Tisch und debattierten über die Morde, die seit einigen Wochen die ganze Nachbarschaft in Aufregung hielten.
    „Trinken Sie noch ein Bier, Mister Bernet?" fragte der Wirt.
    „No, danke. Ich habe kein Geld mehr. Übermorgen gibt es erst die neue Rente."
    Jebb Mackolin horchte auf. Der Mann mit der hohen Stirnglatze und dem zerfurchten Gesicht war also Thomas Bernet. Er ging jetzt. Es war eine Kleinigkeit, ihm bis zu seinem Haus zu folgen. Aber war es denn überhaupt nötig? Er hatte doch niemals die Tasche im Besitz. Wäre es so gewesen, dann hätte er sich auf jeden Fall noch ein Bier geleistet.
    „Sei vorsichtig, Thom", riefen ein paar alberne Burschen dem alten Rentner nach. „In dieser Gegend ist es nicht ganz geheuer. Sieh zu, daß du nicht einem Mann mit einer großen Pistole begegnest."
    Thomas Bernet setzte seinen Hut auf und griff nach seinem Stock.
    „Ich könnte schon längst was zu diesen Morden sagen, wenn ich wollte", brummte er mit verschlossenem Gesicht. „Aber ich habe bisher die Klappe gehalten. Vielleicht bin ich auch nur deshalb noch am Leben. Aber eins kann ich euch verraten: Dieses ganze Theater der letzten Wochen haben wir nur Mary Dixon zu verdanken."
    „Mary Dixon?" fragten die ändern im Chor. „Was soll das heißen? Die Frau wurde doch selbst ermordet."
    „Es ist aber so, wie ich sage", behauptete Thomas Bernet hartnäckig. „Es wird auch eines Tages noch herauskommen. Mary hatte einen Freund, der sie öfter besuchte. Ich habe ihn ein paarmal gesehen. Ich sah ihn auch in jener Nacht, als Mary Dixon ermordet wurde. Da kam er direkt aus ihrer Wohnung. Ich sah noch, wie oben das Licht ausging. Kurz nachher huschte dieser verdammte Bursche aus dem Haus und drückte sich schnell an uns vorbei. Das war der Mörder, sage ich euch. Ihr könnt euch drauf verlassen."
    „Warum erzählst du das nicht der Polizei?"
    Thomas Bernet winkte geringschätzig ab. „Ach was, Polizei", brummte er mürrisch. „Soll ich wegen den Cops den Mörder in mein Haus locken? Ich will lieber meine Ruhe haben. Die Polizei soll ihre Arbeit allein machen."
    Er hatte kaum die Gaststube verlassen, da warf Jebb Mackolin eine Münze auf den Tisch und ging ebenfalls. Es war neblig draußen. Der klare Sommerhimmel hatte sich stark bewölkt. Durch die Straßenschluchten strichen dunstige Schleier. Unauffällig ging Jebb Mackolin hinter dem Rentner her. Er hielt sich im Schatten der Häuser. Gewandt pirschte er sich an der Mauer entlang. Dann sah er plötzlich etwas, das ihm das Blut in den Adern stocken ließ. Er entdeckte einen dunklen Schatten hinter dem nächsten Mauervorsprung. Einen Schatten, der völlig regungslos verharrte. Es war ein Mann in mittleren Jahren. Sehr gut gekleidet, mit Hut und Sommermantel, eine

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