Kommissar Morry - Die Stimme des Terrors
meine Worte an! Ich kann es dir nicht verübeln. Alles spricht gegen mich. Patrick, dessen Frau ich liebe, dringt mit einer Pistole in meine Wohnung ein. Hier wird er erschossen. Ich behaupte der Polizei gegenüber, es sei ein anderer gewesen. Nein, das würde mir kein vernünftiger Mensch abkaufen! Darum ist es besser, daß wir bei der abgesprochenen Version bleiben."
„Was hast du — was hast du mit ihm gemacht?"
„Mit Rockwell?"
„Nein, mit Patrick?"
„Ich habe ihn in seinen Wagen gelegt und den Wagen in einer verlassenen, von hier etwa drei Meilen entfernten Straße abgestellt. Auf Umwegen bin ich nach Hause zurückgekehrt. Ich bin sicher, daß mich niemand gesehen hat."
„Was ist, wenn man deine Fingerabdrücke entdeckt?"
„Natürlich habe ich Handschuhe getragen."
„Wo hatte Patrick seinen Wagen geparkt?"
„Auf der Auberry Road, das ist die schmale Straße, die die Südseite unseres Grundstückes begrenzt."
„Was ist, wenn sich jemand daran erinnert, Patricks Wagen dort gesehen zu haben?"
„Das kann mir ziemlich gleichgültig sein. Ich könnte erklären, daß es wahrscheinlich Patricks Absicht gewesen sei, mich zu besuchen, daß er aber in letzter Minute die Sinnlosigkeit dieses Vorhabens eingesehen habe und weggefahren sei."
„Man wird dich, wenn man den Toten findet, so oder so verdächtigen. Deshalb darf man Patrick nicht hier in Memphis finden! Ei' darf überhaupt nicht entdeckt werden! Er muß verschwinden — und zwar so, daß er einfach als verschollen gilt."
„Wie stellst du dir das vor? Was soll mit seinem Wagen geschehen?"
„Es ist noch nicht zu spät", meinte Kitty O'Conners hastig. „Setz dich in deinen Wagen. Fahre dorthin, wo Patricks Pontiac steht. Steige in den Pontiac und fahre den Toten aus der Stadt. Sage mir, wo wir uns außerhalb der Stadt treffen. Ich begleite dich, bis wir ein passendes Versteck gefunden haben und bringe dich dann zurück. Vielleicht finden wir eine verlassene Scheune, irgendeinen Platz im Wald oder am Fluß, wo wir den Wagen und Patrick für ein, zwei Tage verbergen können. Danach werden wir weiter sehen."
Du willst mir dabei helfen?" fragte er erstaunt.
„Was bleibt mir denn weiter übrig? Ich habe nur noch, eine Karte, auf die ich setzen kann, und das bist du. In dieser ersten und schwersten Prüfung unserer Liebe muß ich bedingungslos zu dir halten."
Er holte tief Luft und meinte: „Ich bin dir sehr dankbar für das Vertrauen, das du in mich setzt. Aber es ist meine Pflicht, dir zu sagen, in welche Gefahr du dich begibst! Wenn wir erwischt werden, sehen wir einer doppelten Mordanklage entgegen, denn man wird behaupten, daß wir Patrick beseitigten, weil er unserer Liebe im Wege war."
„Uns darf man eben nicht erwischen!"
„Ein Patrouillenwagen der Polizei, der mich aus irgendeinem nichtigen Grund anhält, kann schon das Ende bedeuten."
„Du mußt Patrick in den Kofferraum legen!"
„Das ist zu schwierig. Ich werde eine Decke über ihn breiten. Aber da ist ja noch das Wichtigste — wir vergessen den großen Unbekannten!"
„Welchen Unbekannten?"
„Den Mann, der Patrick tötete. Den Mann, der meine Mutter ermordete. Den Mann, der auf Lincoln schoß, und der gedroht hat, die Landvilles zu vernichten."
„Glaubst du denn, daß alle diese Verbrechen auf das Konto eines einzelnen Mannes kommen?"
„Ich bin davon fest überzeugt."
„Warum hätte er Patrick töten sollen?"
„Ihm ging es gar nicht um Patrick. Ihm ging es um mich! Ich vermute, daß er gekommen war, um mir einen ,Besuch' abzustatten. Auf dem Balkon wurde er zufällig Zeuge der Auseinandersetzung zwischen Patrick und mir. Der Fremde erkannte sofort seine Chance. Wenn er Patrick erschoß, mußte, nach Lage der Dinge, der Mordverdacht unweigerlich auf mich fallen! Allein aus diesem Grund mußte dein Mann sterben."
„Wie furchtbar!"
„Ja, es ist schrecklich. Aber wir haben keine Zeit, uns im Augenblick über den Unbekannten den Kopf zu zerbrechen. Jetzt kommt es darauf an, Patrick aus dem Weg zu räumen."
„Sage mir, wo sein Wagen steht..."
„Denver Road, in Höhe der Brightschen Fabrik, genau zwischen zwei Laternen."
„Okay, ich fahre sofort los. Hoffentlich ruft Rockwell in meiner Abwesenheit nicht an!"
„Das glaube ich nicht. Er wird jetzt darauf warten, von dir ein Lebenszeichen zu bekommen. Auf alle Fälle müssen wir uns beeilen. Es ist wichtig, zurück zu sein, ehe es hell wird."
„Das schaffen wir bestimmt."
*
Stuart Lincoln schloß die
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