Kommissar Morry - Die Stimme des Terrors
Augen, als er das große Glas eisgekühlten Grapefruitsaftes mit einem langen, durstigen Zug leerte. Er stellte es ab und atmete tief. Vielleicht würde das helfen, seinen Kopfschmerz zu lindern. Er hatte einen Teil der Nacht in Joeys kleinem Hinterzimmer gesessen, um mit ein paar Männern zu pokern. Er hatte dabei sein letztes Bargeld verspielt. Es war eine Menge getrunken worden. Viel zuviel, dachte Stuart. Ich kann nichts mehr vertragen.
Er saß auf der Terrasse seines Hauses unter dem bunten Sonnenschirm und starrte mißmutig auf die Toastscheiben des gedeckten Frühstückstisches. Keinen Appetit, stellte er fest.
Die Türen, die ins Innere des Hauses führten, standen weit offen. Er hörte das laute Summen von Marys Staubsauger. „Aufhören, Mary!" brüllte er gereizt. „Du weißt genau, daß ich beim Frühstück meine Ruhe haben möchte!"
Das Summen verstummte. Seine Laune hatte sich um nichts gebessert. Die arme Mary konnte schließlich nichts dafür, daß er erst um elf Uhr frühstückte. Er hörte Schritte und wandte dann den Kopf. „Ein Herr wünscht Sie zu sprechen, Sir", sagte die rundliche, grauhaarige Negerin, die schon seinem Vater den Haushalt geführt hatte.
„Wer ist es?"
„Ich bin's", brummte ein großer, breitschultriger Mann, der aus dem dämmrigen Halbdunkel des Salons auftauchte und die Terrasse betrat. „Dein alter Freund Layman. Ich störe doch doch hoffentlich nicht?"
Stuart überhörte den leisen Hohn in den Worten und wies auf einen freien Stuhl am Tisch. „Nimm Platz, mein Junge", sagte er.
Dann schaute er Mary an, die den großen Mann mißbilligend musterte. „Es ist in Ordnung, Mary. Laß uns bitte allein."
Während die Negerin sich zurückzog, ließ sich Layman mit einem tiefer Seufzer auf den Stuhl fallen. Der Besucher hatte ein rundes, nahezu feistes Gesicht mit kleinen, dunklen Augen und derben, wulstigen Lippen. Er machte einen ziemlich derben, bulligen Eindruck. Bekleidet war er mit einem taubengrauen Anzug, einer blaukarierten Krawatte und braunen Wildlederschuhen. Auf seiner Stirn standen, obwohl es auf der Schattenseite des Hauses nicht sehr warm war, winzige Schweißtropfen.
„Hast du Lust, eine Tasse Kaffee mit mir zu trinken?" fragte Stuart.
„Danke, ich hab' schon gefrühstückt. Und zwar um sieben Uhr. Ein Mann in meiner Position muß früh auf den Beinen sein."
„Du brauchst mir nicht auf die Nase zu binden, wie tüchtig du bist. Ich bin spät ins Bett gekommen. War bei Joey. Mir brummt der Schädel."
„Viel getrunken?"
„Das übliche."
„Du kennst deine Grenzen nicht", meinte Layman. „Das ist dein Fehler. Du trinkst und spielst im falschen Moment. Oder hast du diesmal gewonnen?"
„Schön wär's!"
„Wieviel hat man dir abgeknöpft?"
„Dreihundert."
„Dann geht's ja."
Stuart Lincoln sagte bitter: „Für dich ist das freilich nur eine Kleinigkeit. Für mich ist's fast schon der Ruin. Ich bin im Moment nicht gut bei Kasse."
„Sagst du mir das nur, weil ich dir im Augenblick gegenüber sitze?"
„Aber nein..."
Layman starrte Stuart an. „Ich brauche endlich die fünftausend Piepen", meinte er nach kurzem Schweigen. Er sprach ganz ruhig und ohne die Stimme zu erheben. „Du weißt, daß die Frist längst abgelaufen ist. Ich habe auch meine Verpflichtungen, die erfüllt sein wollen und erwarte, daß du bis morgen zahlst."
Stuart schluckte. „Wie stellst du dir das vor?" fragte er. „Ich kann mir das Geld doch nicht aus den Rippen schneiden! Nein, Dirk, das ist völlig ausgeschlossen. Natürlich bekommst du dein Geld — aber bis morgen kann ich es nicht auftreiben."
„O doch", meinte Layman ruhig. „Das wirst du schon schaffen. Du mußt dich nur ein wenig darum bemühen."
„Es geht nicht."
„Warum borgst du dir das Geld nicht?"
Stuart lachte bitter. „Die Zeiten, wo ich bei jeder Bank kreditwürdig war, sind vorüber. Wer sollte mir das Geld wohl vorschießen?"
„Das ist nicht meine Sache."
„Hör mal, Dirk — du hast dein Geld doch noch immer von mir bekommen, nicht wahr? Im Moment sitze ich in der Klemme. Ich bitte dich darum, noch ein oder zwei Wochen zu warten."
„Nicht zu machen", unterbrach Dirk. „Morgen zahlst du!"
„Aber ich kann nicht!"
Layman seufzte. Er zog ein blütenweißes Tuch aus der Tasche und tupfte sich die schweißfeuchte Stirn ab. „Schade", meinte er. „Du weißt ja, was dir in diesem Fall blüht."
„Soll das eine Drohung sein?" fragte Stuart, ungläubig mit den Augen
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