Kommissar Morry - Die Stimme des Terrors
nicht so weit gekommen. Wenn ich einhunderttausend Dollar habe, übernehme ich das „Squash", dachte er. Mit den verdammten Marihuanazigaretten mache ich dann Schluß. Zu wenig Verdienst bei zu großem Risiko . . .
In der Diele hörte er ein Geräusch. Hatte sich nicht die Wohnungstür geöffnet? Er wandte sich um und ging hinaus. Ihm war so, als habe sich die Klinke der Badezimmertür bewegt. Er griff nach seiner Pistole und entsicherte sie.
„Kommen Sie heraus!" sagte er laut.
Nichts rührte sich. „Ich habe gesehen, wie Sie im Bad verschwunden sind!" sagte er. „Los, öffnen Sie die Tür!"
Schweigen. Er wurde plötzlich unsicher. Hatten ihm seine Sinne einen Streich gespielt? Das war die Schattenseite eines Lebens, das von illegalen Handlungen bestimmt wurde. Immer sah man sich bedroht und angegriffen. Er ging auf die Badezimmertür zu, zögerte, und riß sie dann mit einem Ruck auf. Im nächsten Moment knallte es. Ed sah den Feuerblitz ganz dicht vor seinen Augen. Wie durch einen Nebel hörte er, daß seine Pistole dumpf zu Boden fiel. Sein Oberkörper schwankte wie ein Halm im Winde hin und her. Mit weitaufgerissenen Augen musterte Ed den Täter. Es hat sich nicht gelohnt, dachte Ed bitter. Ich habe alles falsch gemacht. Es hat sich nicht gelohnt. . . Jeanette wußte nicht, wie viele Zigaretten sie geraucht hatte, als sie gegen elf Uhr aufstand und den Fernsehapparat abschaltete. Sie wußte nur, daß sie von dem Geschehen auf der flimmernden Bildröhre nichts, aber auch gar nichts, wahrgenommen hatte. Ich muß etwas unternehmen, dachte sie besorgt. Warum ist Roger noch nicht zurückgekehrt? Warum hat er nicht angerufen? Sie beschloß, Ed zu fragen. Sie trat an das Telefon und wählte die Nummer des Mixers. Es meldete sich niemand. Dann fiel ihr ein, daß er um diese Zeit ja längst im Dienst war.
Sie rief das „Squash" an. Der Geschäftsführer sagte ihr, daß Ed nicht da sei.
„Hat er seinen freien Tag?" erkundigte sie sich.
„Nein. Es ist sonst nicht seine Art, dem Lokalbetrieb unentschuldigt fernzubleiben. Vielleicht ist er über Land gefahren und hat eine Panne gehabt..."
Jeanette legte auf. Ihr Herz hämmerte unruhig. Dann rief sie bei Kitty O'Conners an. Niemand meldete sich. Schließlich dachte sie an Stuart. Sie wählte seine Nummer. Er war selbst am Apparat.
„Oh, Stuart!" sagte sie erleichtert. „Ich bin so froh, daß du da bist! Kannst du zu mir kommen?"
„Ist etwas passiert?"
„Ja. Du mußt sofort aufbrechen, hörst du? Es ist sehr dringend!"
„In einer Viertelstunde bin ich bei dir."
Er schaffte es, in genau dreizehn Minuten bei ihr zu sein. Sie war gerührt, als sie den Ausdruck von Besorgnis auf seinen Zügen wahrnahm. Er schloß sie in die Arme. „Liebling . . . was ist?" fragte er. „Du zitterst ja!"
Sie führte ihn in den Salon. „Roger ist zu Ed gegangen", berichtete sie ihm. „Vor drei Stunden. Roger ist noch nicht zurück. Ich habe Angst, daß ihm etwas zugestoßen sein könnte!"
„Ausgeschlossen", tröstete er sie. „Ed ist nur an Geld interessiert. Hast du versucht, Roger zu erreichen?"
„Ich habe bei Ed und bei Kitty angerufen. Ohne Erfolg. Ed ist übrigens nicht im ,Squash' erschienen."
„Das hat nichts zu bedeuten."
„Mir geht es nicht um Ed. Ich sorge mich um Roger. Ihm muß doch klar sein, daß ich mir seinetwegen Gedanken mache. Irgend etwas ist passiert, Stuart, irgend etwas ganz Schreckliches! Dummerweise kann ich nicht einmal die Polizei anrufen, weil ich ja nicht weiß, ob Roger mit seinem Vorhaben Erfolg hatte oder nicht."
„Von welchem Vorhaben sprichst du?"
„Roger wollte Ed beeinflussen."
„In welcher Weise?"
„Das ist mir nicht bekannt."
Stuart löste sich von Jeanette. „Das hätte ich mir denken können", sagte er mit leiser Bitterkeit. „Natürlich traust du deinem großartigen Bruder viel mehr als mir, nicht wahr? Aber Roger kann auch nicht zaubern. Er wird begreifen müssen, daß Ed nur mit Geld zu beschwichtigen ist..."
„Oder?"
„Ach, nichts."
„Du mußt es mir sagen!"
Stuart zuckte die Schultern. „Es ist kein Mensch, der mit menschlichen oder moralischen Argumenten zu bewegen ist. Du kannst ihn nur mit Geld überzeugen . . . oder mit Gewalt bezwingen!"
„Mit Gewalt?“
„Ja. Man muß ihn entweder vernichten wie eine Laus, oder man muß es sich gefallen lassen, von diesem Ungeziefer ausgelaugt zu werden!"
„Das kann doch nicht dein Ernst sein, Stuart!"
Lincoln lächelte matt.
Er blickte sie an und
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