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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Ihr freches Mundwerk hatte im Moment Pause. Ihre straffe Haltung gab ein wenig nach.
    „Ich habe nach den Lords gefragt“, meinte Morry drängend. „Kommen Sie noch mit ihnen zusammen?“
    „Ich war bisher nur einmal bei ihnen“, sagte Daisy Horway kleinlaut. „Das war in der letzten Woche, als wir im Hafenasyl unser Wiedersehen feierten.“
    „Richtig“, sagte Morry. „Sie sind ja eben erst aus dem Gefängnis gekommen. Sie waren in Holloway, nicht wahr?“
    „Ja“, sagte Daisy Horway.
    „Ein Jahr lang, nicht wahr?“
    „Nein, es waren nur neun Monate. Der Rest wurde mir auf Bewährung erlassen.“
    „Hm. Und wer hat Sie in diese feine Stelle eingeschmuggelt?“
    „Mr. Richard Cromwell. Er ist mein Bewährungshelfer.“
    „Ach?“, sagte Morry grinsend. „Ihr Bewährungshelfer. Ich dachte immer, für junge Mädchen kämen nur würdige Frauen in Frage. Seit wann nimmt man denn auch Männer für dieses Amt?“
    „Hören Sie“, fauchte ihn Daisy Horway mit blitzenden Augen an. „Mit mir können Sie ja Ihren Spott treiben. Ich bin vorbestraft, da steht man immer klein und armselig da. Aber Mr. Cromwell lassen Sie bitte aus dem Spiel, verstanden? Ich hätte mir keinen besseren Helfer wünschen können. Er allein hat mich wieder ins richtige Gleis gebracht. Und noch etwas, Kommissar. Dieser Mann ist Ihnen an Anstand und Bildung weit überlegen. An ihm könnten Sie sich ein Beispiel nehmen.“
    Kommissar Morry lächelte noch immer. Er war nicht im geringsten beleidigt. „Grüßen Sie mir die Lords“, sagte er zum Abschied. „Ich werde mich demnächst einmal wieder in Busters Hafenasyl umsehen. Hoffentlich laufen Sie mir dort nicht gerade in die Hände.“
    Sprachs, nahm Hut und Mantel über den Arm und ging mit federnden Schritten aus dem Speisesaal. Der Portier wollte ihm draußen in der Halle die Tür aufreißen, aber Morry winkte ab. Er wandte sich dem Büro des Geschäftsführers zu. Nach kurzem Klopfen trat er ein.
    „Ich komme eben von Daisy Horway“, sagte er freundlich zur Begrüßung. „Ich finde es nett, daß man auch vorbestraften Menschen eine Chance gibt. Sehr großzügig von Ihnen, Mr. Rembolt. Da haben Sie wirklich ein gutes Werk getan.“
    Er ließ sich in einem Sessel nieder, schlug die Beine übereinander und kramte eine Weile in seiner Brieftasche herum. „Hier“, sagte er endlich. „Das ist Ihre Karteikarte, Mr. Rembolt, die wir im Archiv des Erkennungsdienstes aufbewahren. Ich habe sie mitgebracht. Die Eintragungen sind Ihnen vermutlich bereits bekannt. Zwei Jahre Wandsworth, ein Jahr Pentonville und zehn Monate Dartmoor. Haben wir etwas vergessen? Haben Sie auch noch andere Anstalten von innen kennengelernt?“
    Clement Rembolt starrte verstört auf den Kommissar. Sein Gesicht war bleich und grünlich, als hätte er den Teufel persönlich bei sich im Zimmer gehabt. Er war unfähig, ein Wort zu sagen. Seine Zähne schlugen wie im Schüttelfrost aufeinander.
    „Wo ein Mann wie Sie Geschäftsführer ist“, fuhr Morry gedehnt fort, „da ist es auch kein Wunder, daß die Mörder ein und ausgehen, wie es ihnen beliebt. Sie haben hier ja einen Mann sitzen, der ihnen den Rücken stärkt.“
    Clement Rembolt hob abwehrend die Hände. „Ich habe mit den Morden nichts zu tun“, stammelte er verzweifelt. „Das dürfen Sie mir ehrlich glauben, Sir. Was in den Klubräumen geschieht, dafür bin ich nicht verantwortlich. Die Wölfe haben das vierte Stockwerk seit Jahren gemietet. Sie sind dort ihre eigenen Herren.“
    Morry nickte sanftmütig. „Wer hat Ihnen diese Stelle verschafft?“, wollte er dann wissen.
    „Der Rechtsanwalt William Farrington.“
    „Das können Sie leicht behaupten, lieber Freund. Sie wissen genau, daß der Anwalt tot ist. Ein Toter wird Ihnen niemals widersprechen.“
    „Es ist die Wahrheit“, verteidigte sich Clement Rembolt hartnäckig. „William Farrington hat mich hier untergebracht. Er wußte von meinen Vorstrafen. Ich habe ihm nichts verschwiegen. Er hat mich trotzdem genommen.“
    Kommissar Morry hörte kaum auf diese Worte. Seine Gedanken irrten unablässig zwischen Daisy Horway und diesem Mann hin und her. War es Zufall, daß man dieses Mädchen hier engagiert hatte? Oder sollten ihre Freunde . . .
    Morry folgte einer blitzschnellen Eingebung. „Kennen Sie die Lords in Busters Hafenasyl?“, fragte er wie aus der Pistole geschossen.
    Clement Rembolt sperrte entgeistert den Mund auf. Die letzte Farbe wich aus seinem Gesicht. „Ich . . . ich . .

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