Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Praxisräume, um die Unterlagen zu holen. Sidney Romer blieb allein zurück. Er blickte unruhig auf die dunklen Fensterscheiben. Der Schein der rötlichen Stehlampe erschien ihm plötzlich feindselig. Sein eigener Herzschlag dröhnte wie ein lauter Hammer. Irgendetwas wird geschehen, dachte er in entsetzlicher Gewißheit. Ich täusche mich nicht. Es liegt ein Verhängnis in der Luft. Ich spüre es. Die kurze Abwesenheit des Doktors war genau einkalkuliert. Ich soll ein paar Minuten allein sein. In dieser kurzen Zeitspanne wird der Mörder . . .
    Seine Gedanken zerstoben, als hätte sie ein peitschender Windstoß auseinander gerissen. Sein Körper bäumte sich auf; seine Augen traten weit aus den Höhlen.
    Er hatte ein dumpfes Röcheln gehört. Es kam von der offenen Wohnungstür her. Ein erstickter Hilferuf folgte. Dann hörte man ein hartes Poltern. Klirrend fiel etwas auf die Steinfliesen des Flurs nieder. Dröhnend folgte der Fall eines schweren Körpers.
    Sidney Romer preßte entgeistert die Fäuste an die Schläfen. Stechende Schmerzen zermarterten sein Hirn. Er fühlte, wie sich die Zerrbilder des Wahnsinns über sein Gemüt senken wollten. Wirre Schatten tanzten vor seinen Augen auf und ab. Er hatte kaum noch die Kraft, sich zu erheben.
    „Hallo, Doc?“, rief er mit schriller Stimme. „Wo bleiben Sie denn? Sie müßten die Papiere doch längst gefunden haben. Das alles ist doch eine lächerliche Komödie.“
    Mit blinden Augen tappte er in den Korridor hinaus. Er war nicht mehr bei klarem Verstand. Er lallte fortwährend vor sich hin. Als er die Wohnungstür völlig aufzog und den ersten Schritt auf den Flur hinaus tat, blieb er wie gelähmt stehen. Unmittelbar zu seinen Füßen lag Inspektor Lawrence. Er war tot. Neben seiner starren Hand lag die Dienstwaffe. Er war nicht mehr zum Schuß gekommen. Der Mörder hatte schneller gehandelt. Der Kopf des Toten war gräßlich zugerichtet. Die linke Schädeldecke klaffte in einer formlosen Masse auseinander. Dickes Blut quoll aus der furchtbaren Wunde. Die Steinfliesen in der Nähe des Toten hatten sich rot gefärbt.
    „Mein Gott, haben Sie das getan?“, erklang da plötzlich eine erschreckte Stimme.
    Der erstickte Ausruf stammte von Dr. Vanmeren, der eben aus seiner Praxis kam. Seine Blicke irrten entsetzt zwischen Sidney Romer und dem Toten hin und her.
    „Wer ist das?“, fragte er verstört. „So reden Sie doch endlich! Man könnte glauben, Sie stünden mit dem Teufel im Bunde. Gestern drangen Sie in meine Wohnung ein, ohne daß ich Sie gerufen hätte. Heute machen Sie sich eines Mordes verdächtig. Haben Sie es getan oder nicht?“
    Die Fäuste Sidney Romers züchten in fiebernder Erregung. Am liebsten wäre er dem Arzt an die Kehle gesprungen. Aber dann mußte er einsehen, daß er viel zu kraftlos dazu war. Er lehnte sich hinfällig an die Wand und schloß die Augen.
    „Ihre Heuchelei wird Ihnen nur wenig nützen, Dr. Vanmeren“, sagte er in prophetischer Voraussicht. „Der Mörder, dem Sie dienen, wird sie am Ende nicht besser behandeln als den Rechtsanwalt William Farrington. Eines Tages werden Sie auf diesen Fliesen liegen. Denken Sie an meine Worte.“ Er entfernte sich langsam und trat am Ende des Ladogan Place in eine Telephonzelle ein. Von dort aus verständigte er die Mordkommission Scotland Yards.

    16

    Als Kommissar Morry am nächsten Morgen im Yard erschien, erwartete ihn bereits eine Ordonnanz mit der niederschmetternden Hiobsbotschaft.
    „Der Sektionspräsident hat schon zweimal nach Ihnen gerufen, Sir“, berichtete der Konstabler hastig weiter. „Er scheint bei gräßlicher Laune zu sein. Der Tod Inspektor Lawrences scheint ihn stark mitgenommen zu haben.“
    „Wundert Sie das?“, fragte Morry gepreßt. „Mir geht es nicht anders. Ich wollte, ich könnte die Uhr um zwölf Stunden zurückstellen. Dann würde ich anders handeln.“
    Er hatte kaum hinter seinem Schreibtisch Platz genommen, da schlug auch schon das Telephon an. Beklommen und in düsterer Ahnung griff Morry nach dem Hörer. Es war der Sektionspräsident. Seine Stimme schnarrte wütend durch den Draht. „Hören Sie, Morry“, fauchte er zornig. „Hat sich Inspektor Lawrence nicht immer an Sie um Rat gewandt? Hat er Sie nicht erst noch gestern gebeten, ihm bei der Aufklärung des schwierigen Falles behilflich zu sein?“
    „Stimmt, Sir“, murmelte Morry zerknirscht. „Ich habe ihm auch ein paar gute Ratschläge gegeben.“
    „Schweigen Sie!“, brüllte der andere

Weitere Kostenlose Bücher