Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Titel: Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
wie dieser trippelte er dahin und zog das linke Bein ein wenig nach.  
    „Nur ein paar Schritte“, entgegnete Jack Braddock und deutete auf das Nebengebäude, „wir sind gleich am Ziel.“
    Mit einer jähen Handbewegung hielt er den Komplicen zurück und zischte:
    „Die junge Frau da drüben, die jetzt auf uns zukommt, ist Mia Yellow, deine Haushälterin. Du weißt, wie du dich ihr gegenüber zu verhalten hast . . .“
    Zum Teufel, der Boß ist ja im Haus ... du mußt sie für Montag abbestellen . . . Laß dir den Schlüssel geben und erkläre ihr, daß ich dein neuer Untermieter bin und daß du sie darum benötigst.“
    Jack lief es kalt über den Rücken, als er daran dachte, was geschehen wäre, wenn Frank — wie zuerst geplant worden war — allein zum Bankhaus hinübergegangen wäre. Auf keinen Fall hätte er Mia erkannt . . . ein Glück nur, daß er den Komplicen begleitet hatte.
    Zögernd näherte sich Mia Yellow den beiden Männern. Fassungslos blickte sie auf den geliebten Mann, der sich an der Seite Mister Williams befand und sich mit diesem angeregt unterhielt. Alles hätte sie für möglich gehalten, nur das nicht. Der alte Sonderling sprach mit niemandem im Städtchen . . . grüßte nicht einmal die Nachbarn und benahm sich derartig aggressiv, daß man dem Unhöflichen möglichst aus dem Wege ging.
    „Gut, daß ich dich noch treffe“, meckerte Frank Milland und betrachtete wohlgefällig die junge Frau. „Dich hätte ich heute beinahe ganz vergessen.“ Nun deutete er auf Jack Braddock und fuhr fort. „Den Gentleman kennst du ja, Mia... ich habe mich doch entschlossen, ihn bei mir wohnen zu lassen. Mister Braddock ist ein sehr interessanter Mann und hat vor allen Dingen recht viel Ahnung von Briefmarken . . . wir verstehen uns ausgezeichnet. Sei also bitte so lieb und gib Mister Braddock den Hausschlüssel . . .“
    „Aber ich wollte doch“, stammelte Mia verwirrt, als ihr Jack herzlich die Hand drückte, „die Zimmer aufräumen . . .“
    „Ach, das hat Zeit bis Montag, Mia ... du kannst so gegen elf Uhr kommen.“
    Frank Milland konnte es nicht lassen, mit zitternder Hand die Wange der jungen Frau zu streicheln. „Du bekommst natürlich den Tag heute auch bezahlt, Mia ... du sollst nicht zu Schaden kommen. Also, bis Montag . . . Auf Wiedersehen, mein Kind.“
    Verwundert blickte Mia Yellow den beiden Männern nach. Sie errötete, als Jack sich noch einmal umwandte und ihr verstohlen zuwinkte. Das war es aber nicht, was sie durcheinandergebracht hatte, vielmehr das Verhalten Mister Williams, dessen Geiz sie zur Genüge kannte. Aus freien Stücken wollte er ihr einen ausgefallenen Arbeitstag bezahlen? Dieser Geizkragen, der jeden Penny hundertmal umdrehte, bevor er ihn ausgab? Sie begriff ihn nicht, und mehr als ihr lieb war, beschäftigten sich ihre Gedanken auf dem Heimweg mit ihm. Sollte das vielleicht schon der Einfluß des geliebten Mannes sein, der ihn so verwandelt hatte? Es gab keine andere Möglichkeit . . . Aber wie hatte es nur Jack geschafft, den Sonderling zu überreden, daß er bei ihm wohnen konnte. Na, das würde er ihr ja später erzählen ... Im Grunde genommen konnte sie mit dieser Entwicklung nur zufrieden sein, denn nun hatte sie häufig Gelegenheit, den geliebten Mann zu sehen.
    Mia war von ihrem Jack begeistert. Er war wirklich ein vorbildlicher Gentleman. Auch beim letzten Beisammensein — sie waren bis zehn Uhr abends spazierengegangen — hatte er sich keine Freiheiten herausgenommen. Wohl hatte er sie zärtlich geküßt . . . aber mehr auch nicht. Durch seine zurückhaltende Art hatte Jack natürlich das Herz der jungen Frau in Flammen gesetzt, die sich mehr denn je danach sehnte, mit ihm für immer vereint zu sein.
    Ganz andere Gedanken beschäftigten Jack Braddock. Als sie die Stufen, die ins Bankgebäude führten, empor schritten, zischte er Frank zu:
    „In Zukunft tätschele die Kleine nicht auf der Straße. Das fällt auf!“
    „Hab dich nicht so albern“, knurrte der Gangster zurück, „wir haben jetzt bestimmt andere Sorgen, als über die dumme Gans nachzudenken. Also los, rein, wir wollen mal sehen, wie die Sache läuft . . . paß aber schön auf, verstanden!?“
    Jack hatte sich schon wieder beruhigt. „Okay, Frank“, stieß er zwischen den Zähnen hervor, „also, auf in den Kampf.“
    Als die beiden Männer den großen Schalterraum betraten, blieb den meisten Angestellten vor Überraschung der Mund offen stehen. Verständnislos sahen sie sich

Weitere Kostenlose Bücher