Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
hatte er sich an einen Baum gepreßt und blickte mit scharfen Augen spähend umher. Da sah er es blitzen. Zwischen den Bäumen schimmerte es hell. Wie von einem Magneten angezogen, lief er weiter. Nach kurzer Zeit sah er eine hellerleuchtete Villa vor sich. Er zögerte weiterzugehen. Jetzt kam der schwierige Teil. Er mußte zu der Villa hinüber. Er warf einen Blick nach oben. Die Räume der ersten Etage lagen dunkel. Plötzlich hatte ex das Gefühl, als ob in einem der Zimmer für einige Sekunden der Strahl einer Taschenlampe aufblendete. Natürlich konnte er sich auch geirrt haben, aber dennoch . . . war etwa James Cooper bei der Arbeit? Er traute dem Boß so allerlei zu. Der brachte es glattweg fertig und arbeitete auf eigene Faust. Wäre auch gar keine so schlechte Gelegenheit! Unten war eine Gesellschaft, die lärmte und lustig war, während in den oberen Räumen eine himmlische Ruhe herrschte.
Er mußte sich Gewißheit verschaffen!
In großen Sprüngen überlief er den Rasen, der das Aufschlagen seiner Schritte dämpfte. Nun hatte er einen Vorbau erreicht. Mit gewaltiger Kraft zog sich Jack an dem Geländer hoch und schwang sich mit einem Satz darüber. Er befand sich auf einem Balkon. Ein greller Pfiff ließ ihn zusammenzucken. Noch dichter schob er sich an die efeuumrankte Mauer. Wie froh war er, daß er seinen dunklen Mantel übergezogen hatte. Hastig preßte er die Klappen seiner Jacke zusammen, damit sein weißes Hemd nicht hervorleuchtete. So konnte ihn unmöglich jemand sehen. Aber nichts ereignete sich. Dadurch mutiger geworden, beugte sich Jack ein wenig vor und blickte in den Raum hinein. Donnerwetter, die da drinnen lebten ja nicht schlecht! Es waren wenigstens zwölf Personen, die an einer Tafel saßen, und es sich wohl sein ließen. So müßte man es auch einmal haben. Wie unbeschwert konnten doch die Reichen leben. Sein Blick wurde starr. Befand sich nicht unter den Gästen James Cooper? Aber nein, er hatte sich geirrt, der Mann ähnelte ihm nur, er war vor allen Dingen ein wenig größer als der Boß und auch nicht so dick. Nun erhob sich der Gentleman und näherte sich einer Dame. Er schien sie zum Tanzen aufzufordern. Jack vernahm die leisen Klänge eines Radios. Auch andere Paare hatten sich erhoben. Donnerwetter, bildschöne Frauen befanden sich darunter. Überhaupt die eine, die sich mit einem aufreizenden Lächeln vor einem Gentleman verbeugte, war so schön, daß es ihm fast den Atem verschlug. Die wäre sein Fall! Aber niemals würde er wohl so eine Frau erobern können . . . Das war erste Gesellschaft! Wenn man in diesen Kreis eindringen wollte, mußte man Millionen hinter sich haben.
Jack vergaß für einige Minuten die Umwelt. Er ertappte sich sogar dabei, daß ihn der Anblick der Tanzenden erfreute. Plötzlich hatte Jack das Gefühl, beobachtet zu werden. Dort, der Mann links an der Tafel, starrte doch zum Balkonfenster hinüber . . . aber nein, er schien sich geirrt zu haben, denn plötzlich wandte er sich der Schönen zu, die seine Bewunderung erregt hatte. Zärtlich beugte sich die Frau ein wenig vor und streichelte behutsam das Haar des Mannes. Unwillkürlich seufzte Jack auf. Die Frau war wirklich von einer traumhaften Schönheit. Blondes, gewelltes Haar fiel bis auf die Schulter herab und bildete einen erregenden Kontrast zu den nachtdunklen Augen. Der Mann war beneidenswert. Schärfer betrachtete ihn jetzt Jack Braddock. Einen tollen Schädel hatte der Kerl. Die gewaltige Stirn war dominierend, und es machte gar nichts aus, daß er wenigstens zwanzig Jahre älter als
die Frau zu sein schien. Wo aber war James Cooper? Irgendwo mußte er doch stecken. Er schüttelte den Kopf. Es war einfach undenkbar, daß James jetzt vor dem großen Coup — bei dem es um Millionen ging — sich mit Lappalien abgeben würde. Jack war aber entschlossen, solange hier zu warten, bis James wieder auftauchte. Von hier aus konnte er den Park übersehen . . . auf jeden Fall würde er James entdecken, wenn dieser das Haus wieder verließ.
Auf einmal zuckte Jack zusammen, als er sah, wie der Begleiter der schönen Frau sich erhob und der Balkontür zuwandte . . . Sollte er fliehen? Aber da war es schon zu spät. Der Mann hatte die Balkontür aufgerissen, blieb im Rahmen stehen und atmete mehrere Male tief auf. Die schöne Frau befand sich an seiner Seite und flüsterte zärtlich:
„Wir bleiben nicht mehr lange, nicht wahr, Liebster? Solche Abende sind, finde ich, immer recht
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