Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
Hals gefallen wäre? Und daß ich den Alten geschafft hätte . . . na, das kannst du wohl annehmen, nicht wahr, Jack.“
Und Jack sah es ein. Er hatte nämlich schon zu oft bemerkt, daß es nicht wenige Frauen gegeben hatte, die dem Boß den Vorzug gaben. Demnach schien er doch eine Persönlichkeit zu sein. Jack wollte aber noch mehr wissen. Sie standen jetzt kurz vor der Entscheidung, und nun würde der Boß wohl kaum zurückzucken. „Wenn wir drüben alles ausgeräumt haben“, begann er von neuem, „wie wird dann alles geteilt, Boß? Dein Bekannter“, bei diesen Worten lächelte er spöttisch, „der wird wohl ganz schön mit drin sein, was?“
„Worauf du dich verlassen kannst“, kam die knappe Entgegnung, „er bekommt fünfzig Prozent.“
„Was?“ empörte sich nun Frank Milland, „fünfzig Prozent? Bist du wahnsinnig, Boß! Das kannst du uns doch nicht antun. Wir machen die Arbeit . . . nehmen die Gefahr auf uns... du finanzierst die ganze Angelegenheit ... so leicht möchte ich mir auch mal mein Geld verdienen.“
„Kannst du“, spottete James Cooper, „wenn du mir so eine hundertprozentige Sache annoncierst. Mein Gewährsmann bekommt fünfzig Prozent und damit basta! Wenn es euch nicht paßt, dann könnt ihr jetzt noch aussteigen. Ich kann die Sache auch allein machen, verstanden? Euch ist es wohl entgangen, ihr Idioten, daß es um Millionen geht. Was meint ihr wohl, welche Werte sich in dem Tresorraum befinden. Du sprichst von Gefahr, Frank? Daß ich nicht lache! Die ganze Sache ist ein Kinderspiel unter diesen Voraussetzungen. Noch heute Nacht holt uns Jim ab, und niemand weiß, wer diesen Coup gelandet hat.“
„Aber mich kennt man, Boß“, warf Jack Braddock ein.
„So?“ kam es gedehnt von den Lippen des Anführers, „man kennt dich hier nur unter dem Namen Jack Braddock. Auch weiß keiner im Städtchen, daß dein Haar gefärbt ist. Also rede keinen Unsinn, dich würde kein Mensch wiedererkennen. Mach dich nicht so wichtig . . .“
„Der Boß hat recht“, erklärte Frank Milland, „wir können wirklich froh sein, daß wir mit von der Partie sind. Der Mann, von dem er die Annonce hat, ist nicht mit Gold zu bezahlen. Meinetwegen, Boß, soll er seine fünfzig Prozent haben.“
Wieder war es Jack Braddock, der lauernd forschte:
„Wann holt sich denn dein Geschäftspartner seinen Anteil ab, Boß? Kommt er persönlich?“
„Natürlich . . . Punkt elf Uhr ist er hier... er bringt uns sogar mit seinem Wagen zu Jim. Um zwölf Uhr fliegen wir. Willst du noch etwas wissen?“
„Mit seinem Wagen?“ fragte ungläubig Jack Braddock. „Ist das nicht verdächtig?“
„Er hält natürlich nicht hier vor der Villa, du Idiot. Ist es etwa auffallend, wenn eine Persönlichkeit der Stadt nachts spazierenfährt? Ich glaube nicht . . . aber darüber laß du dir keine grauen Haare wachsen, Jack. Du wirst ihn jedenfalls heute selbst noch sehen und wirst auch noch erleben, daß er die Hälfte der Beute
überreicht bekommt . . . hier, in diesem Zimmer!
Noch was, Jack?“ peitschte auf einmal die Stimme des Anführers auf. „Jetzt habe ich nämlich genug von deiner Fragerei . . . Los, scher' dich an die Arbeit, es ist soweit.“
*
Eine halbe Stunde arbeiteten die beiden Gangster verbissen weiter. James Cooper stand am Fenster und beobachtete die Straße. Die Dunkelheit breitete sich aus. Es konnte höchstens noch eine Viertelstunde dauern, dann war der Durchbruch zum Tresorraum erzwungen.
Unwillig richtete sich Jack Braddock auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und brummte:
„Na Boß, willst du mich nicht einmal ablösen?“
„Mach weiter“, entgegnete James Cooper und ließ sich auf eine weitere Unterhaltung nicht ein.
„Mit dem Boß stimmt was nicht“, flüsterte Jack und stieß den Komplicen an, „der scheint ja nervös zu werden, das kennt man doch sonst nicht bei ihm.“
„Aufhören“, peitschte plötzlich die Stimme James Coopers auf.
„Was ist denn nun schon wieder los“, empörte sich Jack Braddock.
„Halt's Maul . . . hörst du nicht? Draußen fährt ein Wagen vorbei . . .“
„Na und?“ entgegnete wegwerfend Jack Braddock, „der stört uns doch nicht . . .“
„Der stört uns mehr, als du ahnst, denn der Mann, der jetzt den Wagen verläßt, ist der Bankdirektor. Er hat anscheinend die Absicht, den Wächter zu kontrollieren. Darauf habe ich nur gewartet. Einen größeren Gefallen hätte er uns nicht tun können. Also hört zu, boys, wenn er
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