Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
. . Sieh mich einmal an, Helena, und sage mir ehrlich . . . hat Henry Schulden gehabt?“
„Aber ich bitte dich“, rief entsetzt die schöne Frau aus, „was willst du damit sagen . . . glaubst du etwa?“
„Danach geht es doch nicht“, fiel ihr fast heftig Rechtsanwalt Mac Hunter ins Wort, „es geht darum, daß ich auf jeden Fall, verstehst du, Helena, auf jeden Fall Henry freibekommen will.“
„Jetzt, wo du mich danach fragst“, stammelte sie, „ich glaube, vor einem Vierteljahr hat Henry mir mal davon berichtet, daß er einige schwere Monate vor sich hat . . . Du weißt ja, ich verstehe nichts davon . . . aber dennoch, Mac, so etwas macht Henry nicht.“ Sie schwieg plötzlich, als sie den abwägenden Blick des Mannes fühlte.
„Es wird natürlich für mich schwer sein“, fuhr Mac Hunter nach kurzem Zögern fort, „die Vertrauenswürdigkeit der beiden Zeugen zu erschüttern. Wenn es Hinz oder Kunz wäre, dann Helena, wäre es leicht. Aber ein Sergeant Thomson . . . o lala, das wird noch eine schwere Nuß, und der Wirt vom Nightingale, der Mann ist auch über jeden Tadel erhaben. Leider besitzt er einen ausgezeichneten Ruf. Sieh mal, mein
Kind, wir sind jetzt unter uns, und es ist vielleicht besser, du weißt, wie schwer es für mich sein wird, Henry freizubekommen. Herrgott noch mal“, und er trommelte mit der Faust auf den Tisch, „aber dennoch werde ich es schaffen, denn ich weiß in meinem Innern, Henry muß unschuldig sein, und wenn alles gegen ihn spricht. Henry ist ein Ehrenmann, niemals würde er sich an fremdem Gut vergreifen.“
„Du nimmst mir eine Sorge vom Herzen, mein guter, lieber Mac! Deine Worte richten mich auf - . . wie soll ich dir jemals diesen Freundschaftsdienst danken.“
„Indem du deinen Kopf oben behältst, Helena“, sagte Rechtsanwalt Hunter, beugte sich ein wenig vor und küßte behutsam die Hand der schönen Frau. „Jetzt aber werde ich sofort Henry aufsuchen und dich später noch einmal anrufen. Vielleicht gelingt es mir, ihn noch heute freizubekommen ...“ Von der Tür aus winkte er noch einmal der schönen Frau zu, die ihm gläubig nachsah.
*
Es gelang Rechtsanwalt Hunter nicht, den Bankdirektor freizubekommen. Die beiden Zeugen blieben bei ihren Aussagen und ließen sich durch die Aggressivität und Redegewandtheit des Anwaltes nicht aus der Ruhe bringen. Fast eine Stunde hämmerte Mac Hunter in Gegenwart Henry Porters auf die Zeugen ein, benutzte alle Tricks, die ihm zur Verfügung standen, und man sah es seinem verbissenen Gesicht an, daß er noch immer nicht gewillt war, aufzugeben. Plötzlich erhob er sich, und ohne sich um die anderen zu kümmern, durchmaß er mit großen Schritten das Amtszimmer, wobei er zuweilen einen Blick auf die große Wanduhr warf. Noch einmal blieb er vor den beiden Zeugen stehen, und schon wollte Inspektor Slade das Verhör abbrechen, als ihm Mac Hunter mit einer heftigen Handbewegung zu schweigen gebot. „Einige Minuten nur noch, Inspektor, ich mache gleich Schluß. Gestatten Sie mir, daß ich Mister Webst noch zwei Fragen stelle . . . wenn er die zu meiner Zufriedenheit beantwortet, dann soll Schluß sein. Es ist doch auch in Ihrem eigenen Interesse, Inspektor, daß wir, soweit wir können, den Fall aufklären . . .“
„Für mich ist er schon aufgeklärt“, stieß überlegen Kenneth Slade aus und warf einen verächtlichen Blick auf Henry Porter. „Was gibt es da überhaupt noch, Doc, Sie drehen sich ja immer wieder im Kreis herum. Was die beiden gesehen haben, das haben sie gesehen ... sie wollen es auch beeiden . . . Ihr Klient behauptet, er hätte überhaupt nicht seinen Wagen benützen können, weil der Motor nicht angesprungen wäre ... So ein Blödsinn! Und zu seiner Überraschung konnte er heute früh auf einmal fahren . . . was soll ich darauf noch sagen . . . “
„Moment mal, wie schon gesagt, Inspektor, nur zwei Fragen . . . also“, und wie ein Raubtier sprang er auf den Wirt zu, „Sie wollen unter Eid aussagen, daß Sie Mister Porter mit seinem Wagen gesehen haben. Das können Sie ja gar nicht. Ich kenne Ihr Lokal, auch die Straßenlaterne, die vor Ihrem Hause steht ... ich habe selbst schon unzählige Male vor dem Stopschild gehalten ... ich gebe zu, daß Sie Mister Williams gesehen haben können, aber nie und nimmer Mister Porter, und ich bin bereit, es Ihnen zu beweisen. . . was sagen Sie nun Inspektor?!“
Der Inspektor sagte gar nichts. Er warf dem Anwalt einen wütenden Blick zu
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