Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
und schwieg vorerst einmal verbissen. Er überlegte sich noch einmal die Worte des Anwalts, und da der Mann so sicher gesprochen hatte, wurde er selbst zum ersten Mal unsicher. Aber dann bäumte sich sein beruflicher Ehrgeiz gegen die bestimmende Art des Anwaltes auf, und er schrie wutentbrannt:
„Das beweisen Sie mal, Doc, da bin ich aber wirklich neugierig . . .“
„Ich brauche es nicht einmal“, rief triumphierend Mac Hunter aus, „sehen Sie sich doch einmal Ihre beiden Zeugen an . . . na, ihr seid jetzt unschlüssig, was? Ihr habt nur den Wagen gesehen und auch Mister Williams . . . gut! Stimmt doch, nicht?! Aber nie und nimmer war es euch möglich, Mister Porter am Steuer des Wagens zu sehen . . . na, habe ich recht?“ Die beiden Männer sahen sich hilflos an. Inspektor Slade sah seine Felle wegschwimmen.
„Nun rede schon, Thomson“, knurrte er seinen Untergebenen an, „hast du nun Mister Porter gesehen oder nicht?“
„Ich weiß nicht“, stammelte der riesige Beamte verwirrt, „aber wenn ich es mir jetzt genau überlege . . . Mister Hunter hat recht . . . aber darauf kann ich einen Eid ablegen, es war sein Wagen . . . und Mister Williams saß hinten auf dem rechten Sitz.“
„Stimmt das?“ peitschte die Stimme des Inspektors auf, und der blickte starr auf den Bankdirektor.
„Woher soll ich das wissen“, kam es erschöpft zurück, denn in der Zwischenzeit hatte der Inspektor ihn pausenlos vor dem Erscheinen Mac Hunters verhört. „Ich war doch nicht dabei . . .“
Der Inspektor hatte sich erhoben. Mit der Zigarre im Mundwinkel näherte er sich dem Wirt und fragte: „Mister Webst, wie ist es nun mit Ihnen . . . sind Sie auch unschlüssig geworden . . .? Hat es also wirklich Mister Hunter geschafft, euch durcheinanderzubringen?“ Nun blickte er seine beiden Zeugen an und knurrte: „Wenn auch die Beleuchtung schlecht gewesen sein mag, dennoch müßt ihr aber doch gesehen haben, wie der Fahrer des Wagens gekleidet war . . .“
Die beiden Männer warfen einen Blick auf den Verhafteten. Es schien ihnen sichtlich schwerzufallen, Mister Porter weiter anklagen zu müssen. „Ja“, entgegneten sie beide, „der Fahrer des Wagens trug solch einen hellen Mantel, wie ihn Mister Porter besitzt.“
„Das ist kein Beweis“, stieß der Rechtsanwalt aus, „die meisten Männer der Stadt tragen solch einen hellen Regenmantel. Auch Sie, Inspektor Slade . . . und dennoch würde ich es nicht wagen, Sie zu verdächtigen!“
„Wir wollen uns darüber nicht weiter unterhalten, Mister Hunter, die Tatsache aber bleibt bestehen, daß es sich um den Wagen Mister Porters gehandelt hat. Können Sie mir vielleicht erklären, wie ausgerechnet Mister Williams in den Wagen gekommen ist, doch sicher nur mit Einwilligung des Besitzers. Hat Pech gehabt, Ihr Mister Porter ... er war sich seiner Sache zu sicher, was?“
Einen harten Blick warf der Rechtsanwalt dem Inspektor zu.
„Triumphieren Sie nicht zu früh, einen Keil habe ich in Ihre Anklage getrieben . . . Sie werden noch Ihr blaues Wunder erleben. Morgen werde ich sofort mit dem Untersuchungsrichter sprechen.“
Herzlich verabschiedete sich Mac Hunter von seinem Freund und gab dem Verzweifelten einige aufrichtende Worte mit auf seinen Weg in die Zelle.
*
Trotz eindringlicher Vorhaltungen konnte Mac Hunter den Untersuchungsrichter nicht von der Unschuld Henry Porters überzeugen. Nachdem der Bankdirektor erfahren hatte, daß er weiter in Haft bleiben mußte, brach er zusammen. Inspektor Slade hatte nichts dagegen, daß der Anwalt den Verzweifelten in die Zelle begleitete. Mit einem trockenen Schluchzen warf sich Porter auf sein Lager und stammelte:
„Ich bin unschuldig, Mac, — — du mußt es mir glauben . . . Ich weiß, die Indizien sprechen gegen mich, aber es ist alles wahr, was ich gesagt habe. Der Wagen sprang nicht an . . .“
„Es sind zu viele Widersprüche, Henry“, sagte Mac Hunter eindringlich. „Du darfst nicht vergessen, daß du noch am Abend vor dem Bankgebäude vorgefahren warst . . . Elliot Brooks hat es ausgesagt . . . und dann behauptest du, daß er kurze Zeit später nicht ansprang. Ich glaube dir ja, aber es gibt zu viele dumme Zufälle, die gegen dich sprechen, und die dich derartig belasten, daß ich selbst nicht mehr aus noch ein weiß.“
Unruhig lief Mac Hunter in der kleinen Zelle hin und her. „Wie kann ich dir nur helfen“, sagte er mit einem erschütternden Gesichtsausdruck, „wo ist die Lücke, die ich
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