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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Woran liegt das? Haben Sie kein Interesse mehr an unseren Geschäften?"
    Esther Harras öffnete die Lippen und sprudelte fieberhaft ein paar Ausflüchte hervor.
    „Ich werde noch heute nacht Harley Poole und Steff Selby verständigen, Sir! Sie sollen die Wohnung Henry Boswells duchstöbern und alle Schriftsachen an Ort und Stelle verbrennen. Sind Sie damit zufrieden, Sir?"
    „Nicht ganz", knurrte Alban Lampard. „Sie haben den Mann vergessen, den Sie für Henry Boswell hielten. Ich möchte bis Montag seinen Namen wissen. Geht das in Ordnung?"
    „Ja", murmelte Esther Harras mit tonloser Stimme. „Ich werde tun, was ich kann, Sir."
    Sie hörte ein Scharren neben sich, das Rascheln eines Mantels, einen schwerfälligen Schritt. Kurze Zeit später war sie allein.
    *

    Es war kurz vor Mitternacht, da bummelte Jack Havard gemütlich um das Rasenviereck am Highbury Place. Das Haus, in dem Henry bis zu seinem Tode gewohnt hatte, lag unmittelbar zur Rechten. Die Vorderfassade reckte sich dunkel in den Nachthimmel. In keinem der vielen Fenster war ein Lichtschein zu sehen. Ich sollte mir die Wohnung noch einmal ansehen, dachte Jack Havard. Vielleicht hat Henry doch einen Brief für mich hinterlassen. Vielleicht finde ich eine letzte Beichte, die das große Rätsel schnell und sicher löst. Er überlegte nicht lange. Er nahm seine Schlüssel aus der Tasche, fuhr mit dem Lift nach oben und ging durch den Korridor rasch auf die Junggesellenwohnung zu. Er sperrte die Tür auf. Er trat in den Flur ein und machte Licht. Wachsam und mißtrauisch horchte er in Richtung der Wohnzimmertür. War etwa auch heute wieder Besuch da? Gingen hier die Frauen ein und aus wie in einem öffentlichen Gebäude? Oder würde er diesmal einen Mann antreffen? Alban Lampard etwa? Oder einen seiner Helfer? Rasch und ruckartig stieß Jack Havard die Tür auf. Das Wohnzimmer lag dunkel vor ihm. Blitzschnell schaltete er das Licht ein. Erst dann trat er über die Schwelle. Seine Blicke streiften argwöhnisch durch den Raum. Es war niemand da. Das grüne Sofa, auf dem gestern Abend Esther Harras gesessen hatte, gähnte ihm leer entgegen. Na also, dachte Jack Havard erleichtert. Heute habe ich Zeit. Ich kann mich in aller Ruhe über die Schränke hermachen. Hoffentlich lohnt sich die Mühe. Er setzte sich an den Schreibtisch und nahm sich zunächst die mittlere Schublade vor. Er fand eine Schatulle, die sich leicht öffnen ließ. Als er den Deckel abhob, quoll ihm eine Menge Geld entgegen. Ganze Bündel von Scheinen raschelten zwischen seinen Fingern. Es waren mindestens fünfhundert Pfund. Kopfschüttelnd blickte Jack Havard auf die Banknoten nieder. Hier war also bereits etwas faul. Solange er sich erinnern konnte, hatte Henry nie Geld besessen. Wie oft hatte er sich ein paar lumpige Schillinge geborgt. Und nun plötzlich dieser Reichtum! Wenn ein Mann schon fünfhundert Pfund in der Schreibtischschublade aufbewahrte, dann hatte er bestimmt noch Tausende auf der Bank. Woher kam das Geld? War es ehrlich verdient? Wohl kaum. Es stammte sicher aus dunklen Quellen. Bestimmt war es der Lohn für verbrecherische Handlungen. Jack Havard legte das Geld zur Seite und machte sich über die Papiere her. Die Schublade enthielt eine ganze Flut von Schriftstücken. Briefe waren darunter, Rechnungen, belangloser Kram und verschlüsselte Nachrichten. Man muß das ganze Zeug in Ruhe durchsehen, dachte Jack Havard. Ich werde den ganzen Kram mit nach Hause nehmen. Vielleicht ist doch etwas Wichtiges dabei. Er wollte eben die nächste Schublade öffnen, da hörte er ein leises Schlüsselklirren an der Flurtür. Ein rostiges Knarren schloß sich an. Das Knipsen eines Schalters. Dann war wieder Stille. Im Nu war Jack Havard auf den Beinen. Er hastete auf die Tür zu. Er löschte das Licht. Dann drückte er langsam die Klinke nieder. Zoll um Zoll öffnete er die Tür. Ohne jedes Geräusch. Er beugte sich lauernd hinaus und spähte in den Korridor. Es war dunkel. Nicht einmal vom Treppenhaus fiel Licht herein. Hatte er sich getäuscht? Hatten ihm die Nerven einen Streich gespielt? War er noch immer allein in der Wohnung? Schritt um Schritt tappte er in den Korridor, um nach dem Lichtschalter zu suchen. Er stieß an den Garderobenständer. Es gab einen dumpf hallenden Ton. Erschreckt blieb Jack Havard stehen. Er suchte nach einer Rückendeckung. Er duckte sich und drückte sich an die Wand. Noch im gleichen Moment strich ein dünner Lichtblitz über ihn hin. Nur für den

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