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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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einem Abschiedsbrief."
    „Die Durchsuchung der Wohnung ist Angelegenheit der Polizei. Wir hätten sie wahrscheinlich morgen schon vorgenommen."
    „Morgen", sagte Jack Havard bitter. „Morgen ist es zu spät. Die ändern waren schneller. Sie haben gründliche Arbeit geleistet. Sie steckten einfach die Wohnung in Brand, um alle Schriftstücke restlos zu vernichten."
    Inspektor Palmer zuckte mit den Achseln.
    „Wir rechneten nicht mit diesem heimtückischen Vorgehen, Mr. Havard. Wir hatten auch keine Hoffnung, in der Wohnung des Toten irgend etwas Wichtiges zu finden. Vielleicht hat der Brand Ihnen allein gegolten. Sie kamen diesen Leuten in die Quere. Sie sollten zum Schweigen gebracht werden. Verstehen Sie mich, Mr. Havard? Es geht um Ihr Leben. Deshalb riet ich Ihnen ja, die Finger von diesem gefährlichen Geschäft zu lassen."
    „Gut", sagte Jack Havard gepreßt. „Ich willige ein, Sir! Wenn Sie mir alles über Henry erzählen, werde ich nie wieder einen Finger in dieser Sache rühren. Sie müssen mir aber die volle Wahrheit sagen. Das tragische Schicksal meines Vetters liegt mir nämlich sehr am Herzen."
    Wieder hob Inspektor Palmer die Schultern.
    „Ich würde Ihnen den Wunsch gern erfüllen, Mr. Havard. Aber ich weiß leider zu wenig von der Vergangenheit Ihres Vetters. Kommissar Morry sollte eigentlich den Fall bearbeiten, aber er ist zur Zeit mit dringenden Dingen beschäftigt. So hat er mir einstweilen die dünne Akte in die Hand gedrückt. Und ich . . . ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich noch immer auf der Stelle trete. Ich bin um keinen Schritt seither weitergekommen. Ich weiß so gut wie nichts von Henry Boswell. Ich weiß auch nichts von seinen Hintermännern."
    „Kennen Sie einen gewissen Alban Lampard?" fragte Jack Havard heiser.
    Der Inspektor stutzte. Er hob rasch den Blick. Er hüstelte ein wenig. Dann sagte er: „Wir wollen jetzt nicht darüber sprechen. Es hat keinen Sinn, Mr. Havard. Sie sind kein Detektiv. Sie werden von uns Nachricht erhalten, sobald wir genau wissen, was Ihren Vetter in den Tod trieb. Mehr kann ich Ihnen nicht versprechen. Genügt das?"
    „No", stieß Jack Havard grimmig hervor. „Das genügt nicht. Ich werde dann eben doch auf eigene Faust Weiterarbeiten. Auf jede Gefahr hin, verstehen Sie? Diese Schurken, die Henry in den Tod hetzten, wollten auch mir gern das Licht ausblasen. Es kümmerte sie verdammt wenig, daß ich völlig wehrlos einem gräßlichen Tod ausgeliefert war. Diese Teufelei werden sie mir bezahlen müssen, Sir. Das schwöre ich Ihnen." Er sank müde in die Kissen zurück. Er schloß die Augen. Er dachte nach. Er überlegte, ob er etwas von seiner Reise nach Mala Green erzählen sollte. Vielleicht gab er der Polizei einen wichtigen Fingerzeig, wenn er den Namen Lydia Brandon erwähnte. Er mußte immerfort an diese junge Frau denken. Er hielt sie für gefährdet. Er spürte es in jedem Nerv, daß sie in höchster Todesgefahr schwebte.
    „Wollten Sie etwas sagen?" fragte Inspektor Palmer gespannt.
    Jack Havard schüttelte den Kopf. Er hatte es sich anders überlegt. Er hielt es für besser zu schweigen.
    Noch am Abend des gleichen Tages verließ Jack Havard das Hospital. Er wollte nicht länger tatenlos in einem Krankenbett dahindämmern. Es drängte ihn förmlich, seinen hinterhältigen Gegnern den Kampf anzusagen. Einen Kampf auf Biegen und Brechen.

    6

    Es war Sonntagabend. Lydia Brandon hatte einen arbeitsfreien Tag hinter sich. Da es in dem kleinen Nest nicht einmal ein Kino gab, wußte sie nicht recht, wie sie die Zeit bis zum Schlafengehen totschlagen sollte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als in der einbrechenden Dunkelheit quer durch Wiesen und Felder spazieren zu gehen. Sie war unglücklich und hing trüben Gedanken nach. Ganz einsam und allein ging sie ihren Weg. Als sie nach Mala Green zurückkehrte, war es schon fast zehn Uhr. Die Parkside war finster und von regenschweren Wolken verhangen. Sie wirkte so düster wie die graue Villa, die nun ihre zweite Heimat geworden war. Als Lydia Brandon an einer dichten Hecke vorüberging, hörte sie plötzlich ein leises Geräusch zwischen den Sträuchern. Eine Hand griff nach ihr, zerrte sie von der Straße weg und riß sie in das verwilderte Gebüsch hinein. Lydia Brandon schrie entsetzt auf. Sie versuchte sich zu wehren. Sie schlug wild um sich. Aber ihre Kräfte erlahmten rasch. Zwei plumpe Hände bogen ihre Finger zusammen. Eine derbe Faust verschloß ihren Mund.
    Jetzt erst

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