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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Lampard stand unsichtbar hinter ihr, drohend und tückisch wie der Satan selbst.
    „Nehmen Sie mir doch nicht alle Hoffnung", bettelte es draußen. „Ich meine es doch gut mit Ihnen. Ich werde Ihnen alles zu Füßen legen, was ich besitze."
    „Was fragen Sie denn noch?" rief Lydia Brandon mit unnatürlich schriller Stimme. „Sie können mich zur Frau haben. Morgen schon, wenn Sie wollen. Haben Sie endlich verstanden?"
    Und gleichzeitig dachte sie an jenen Mann, der nun tot war und der ihr doch versprochen hatte, sich um sie zu kümmern.

    7

    Esther Harras war von tausend Qualen gefoltert, als sie nachmittags um vier Uhr an der Wohnungstür Alban Lampards läutete. Sie hatte Angst. Sie fühlte ihr Herz bis zum Halse schlagen. Ein zentnerschweres Gewicht lag auf ihren Schultern. Wenn er nur nicht zu Hause wäre, dachte sie. Welch ein Glück wäre das für mich. Ich könnte dann mit dem Wagen irgendwohin fahren, durch die herbstlichen Wälder, an die See, in irgendein kleines Hotel. Aber ihr Wunsch erfüllte sich nicht. Das Glockensignal war kaum verhallt, da öffnete sich auch schon die Tür. Alban Lampard stand vor ihr. Sein Gesicht blieb wie immer im Schatten. Es war nicht mehr als ein undeutlicher blasser Fleck. Das Wohnzimmer war verdunkelt. Schwere Rolläden lagen vor den Fenstern. Sie ließen kaum einen Lichtschimmer durch. Als Esther Harras zaghaft vor dem Schreibtisch Platz nahm, bemerkte sie erst, daß auch Harley Poole und Steff Selby anwesend waren. Die beiden schielten tückisch zu ihr her. Sie hatten ein faunisches Grinsen im Gesicht und freuten sich über ihre Furcht.
    „Heute ist Montag", fuhr Alban Lampard sie herrisch an. „Die drei Tage sind um, Miß Harras! Haben Sie den Mann gefunden, den Sie für Henry Boswell hielten?"
    Esther Harras verkrampfte die Hände. Sie rückte unruhig in ihrem Sessel hin und her. Ueber ihr schönes Gesicht lief ein nervöses Zucken.
    „Nein, Mr. Lampard", stammelte sie. „Ich habe ihn nicht gefunden. Wo sollte ich ihn auch suchen? London ist groß. Unter den acht Millionen Menschen ist es unmöglich, den . . ."
    „Sie arbeiten schlecht", zischte Alban Lampard vorwurfsvoll. „Ihre Tüchtigkeit läßt von Tag zu Tag nach. Sehen Sie einmal Ihre beiden Kollegen an. Sie sind viel klüger als Sie. Sie haben tadellose Arbeit geleistet."
    Steff Selby warf sich stolz in die Brust. Sein hölzernes Gesicht geriet in Bewegung. Hastig strich er sich die fuchsroten Haare aus der Stirn.
    „Wir haben", sagte er selbstbewußt, „die Wohnung Henry Boswells durchsucht und in Brand gesteckt. Dabei trafen wir einen Schnüffler an, der vielleicht Ihr Mann ist, Miß Harras! Wir schlugen ihn nieder. Er hatte verdammtes Glück, daß die Bullen von der Feuerwehr ihn aus der brennenden Wohnung schleppten."
    Esther Harras zuckte fröstelnd zusammen. Sie spürte wieder einmal die lauernde Nähe des Todes, der in der Wohnung Alban Lampards ein häufiger Gast war. Nervös und gehetzt verlangte sie nach einem Glas Gin. Sie stürzte das scharfe Getränk auf einen Zug hinunter.
    „Ihre beiden Kollegen haben noch mehr getan", knurrte Alban Lampard boshaft. „Schießen Sie los, Steff! Erzählen Sie der Dame, wie Sie alles in Erfahrung bringen konnten."
    Wieder reckte sich Steff Selby überheblich in seinem Sessel auf.
    „Wir haben", brummte er, „den Rettungswagen der Feuerwehr mit unserer Karre verfolgt. Die Fahrt ging zum Fever Hospital. Der Schnüffler wurde mit leichten Brandwunden in einem Krankenzimmer untergebracht. Wir konnten seinen Namen erfahren. Er heißt Jack Havard. Seine Wohnung liegt in der York Street in Marylebone."
    „Na?" fragte Alban Lampard höhnisch. „Wissen Sie nun Bescheid, Miß Harras? Alles weitere ist Ihre Sache. Sie werden sich noch heute davon überzeugen, oh dieser Jack Havard wirklich der Mann ist, der Sie damals auf den Leim führte. Wenn er es ist, dann werden Sie ihn in eine Falle locken und uns unverzüglich benachrichtigen. Ich erwarte Ihre Meldung noch heute nacht. Habe ich deutlich genug gesprochen?"
    „Ja", sagte Esther Harras und sie spürte, wie ein eisiger Schauer über ihre Haut kroch. „Ja, ich habe verstanden."
    „Gehen Sie jetzt", zischte Alban Lampard ungeduldig. „Machen Sie Jagd auf Jack Havard. Wir wollen diesen Mann noch heute zur Strecke bringen. Er ist zu gefährlich. Er darf keine Gelegenheit finden, unser Geheimnis auszuplaudern."
    Esther Harras verließ die Wohnung und fuhr mit ihrem Wagen nach Marylebone. Sie zählte die

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