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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Hausnummern in der York Street ab. Sie studierte die Glockenschilder. Es war ein leichtes für sie, den Namen Jack Havard zu finden. Er wohnte im Haus Nr. 44. Sie parkte ihren Wagen in der Nähe der Haustür und lehnte sich in die Polster zurück. Aus wachsamen Augen spähte sie über den Gehsteig. Immer, wenn eine Person das Haus zur Rechten verließ, schreckte sie aus ihrem Grübeln hoch. Sie werden ihn töten, dachte sie. Sie werden ihn auf gemeinste Weise in den Tod hetzen. Ich müßte ihn eigentlich warnen. Er hat nicht Schlechtes getan. Er ist bestimmt kein Aasgeier wie Alban Lampard und seine Helfer. Er hätte ein besseres Schicksal verdient als Henry Boswell. Vielleicht kann ich ihm einen heimlichen Wink geben, dachte sie. Er wird sicher schnell begreifen. Vielleicht macht er sich noch heute abend aus dem Staub. Dann können sie lange nach ihm suchen. Sie blickte durch die Windschutzscheibe. Dje Herbstdämmerung sank auf den Gehsteig nieder. Ein Mann strich an ihrem Wagen vorüber. Er trug einen dunkelgrauen Regenmantel, der ihn plump und häßlich machte. Es war Alban Lampard. Stechend und argwöhnisch glitten seine Blicke über sie hin. Es waren die giftigen Blicke einer Schlange. Esther Harras wußte genau, was das Auftauchen dieses Satans zu bedeuten hatte. Ich werde Jack Havard niemals warnen können, dachte sie entmutigt. Es hätte keinen Sinn. Sie verfolgen ihr Ziel mit teuflischer Beharrlichkeit. Würde ich schwach werden, so bliebe nur ein weiteres Opfer auf der Strecke. Zwei, drei Minuten ging Esther Harras vor dem Lokal auf und ab, dann trat sie ein. Schon von der Tür aus spähte sie hastig durch den dämmerig erhellten Raum. Sie sah Jack Havard hinter der Garderobenablage sitzen. Er las eine Zeitung und hatte eine Tasse Kaffee vor sich stehen. Esther Harras ging geradenwegs auf ihn zu. Vor seinem Tisch machte sie halt.
    „Ist es gestattet?" fragte sie mit einem verkrampften Lächeln. Jack Havard blickte auf. Ein flüchtiges Erkennen spiegelte sich in seinen Zügen.
    „Ach?" sagte er erstaunt. „Sie sind Miß Harras, nicht wahr? Nehmen Sie doch Platz! Ich werde mich gern für das Glas Gin revanchieren, das Sie mir damals in der Wohnung Alban Lampards reichten."
    Er sah ihr zu, wie sie graziös neben ihm in den Polstern Platz nahm. Sie war schön und verführerisch. Auch heute erinnerte ihre zarte Haut an die samtige Hülle eines reifen Pfirsichs. Wie bezaubernd sie ist, dachte er. Genauso anziehend und reizvoll wie Lydia Brandon. Ich möchte nur wissen, woher Alban Lampard diese Frauen nimmt. Er muß einen sicheren Blick für weibliche Schönheit haben. Er bestellte für Esther Harras ein Kaffeegedeck und ein Stück Torte. Dabei beobachtete er sie noch immer heimlich von der Seite.
    „Was macht unser Freund Lampard?" fragte er schmunzelnd. „Hat er wieder eine Botschaft für mich auf seinem Tonband hinterlassen?"
    Das Gesicht Esther Harras' wurde wächsern gelb. Sie konnte kaum noch atmen vor Beklemmung. Um ihre Kehle lag ein würgender Reif.
    „Die Botschaft hat gar nicht Ihnen gegolten", sagte sie gepreßt. „Ich habe damals einen unverzeihlichen Fehler gemacht. Sie hätten mir das nicht antun dürfen, Mr. Havard. Alban Lampard hetzt mich seither durch alle Höllen des Hohns und der Erniedrigung."
    „Warum lassen Sie sich das gefallen?" fragte Jack Havard erstaunt. „Gehen Sie doch weg von ihm. Kann ich etwas für Sie tun? Ich werde Ihnen gern helfen."
    Mein Gott, was ist das für ein Mann, dachte Esther Harras erschüttert. Wenn er wüßte, warum ich hier sitze. Ich darf ihm nicht die Wahrheit sagen. Ich würde nur mein eigenes Leben vernichten.
    „Entschuldigen Sie mich einen Moment", murmelte sie verstört. „Ich bin gleich wieder zurück."
    Sie verließ die Kaffeestube und ging hinaus in den Flur. Draußen betrat sie eine gläserne Telephonkabine. Sie nahm den Hörer. Sie wählte hastig eine Nummer. Nervös drehte sie die Scheibe.
    „Hallo!" raunte sie mit brüchiger Stimme in die Sprechmuschel. „Er ist es."
    „Na also", erklang die blecherne Stimme Alban Lampards. „Warum nicht gleich so, Miß Harras? Wo sind Sie?"
    „Im Cafe Tabarin."
    Stille in der Leitung. Alban Lampard rührte sich nicht mehr. Er sprach kein Wort.
    „Hallo!" rief Esther Harras nervös. „Was soll nun mit ihm geschehen? Soll ich ihn aufhalten? Muß ich bei ihm bleiben? Oder kann ich Weggehen?"
    „Sie bleiben", klang es durch den Draht. „Alles andere überlassen Sie uns. Steff Selby wird die Sache

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