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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Blomfield beachtete seine Worte nicht.
    „Professor Cavell", sagte sie, „lehrt Geographie und Völkerkunde an der hiesigen Universität. Er braucht eine Schreibkraft für seine wissenschaftlichen Arbeiten. Da ich perfekt Maschine schreibe, habe ich die Stelle bekommen."
    „Ach?" sagte Jack Havard wieder. „Wie interessant. Haben Sie sich die Stelle selbst ausgesucht?"
    Lydia senkte den Blick.
    „Alban Lampard verschaffte mir die Stelle."
    Jack Havard schob brüsk sein Bierglas zur Seite. „Dann weiß ich alles", sagte er aufgebracht. „Es wird wieder das alte Lied sein, nicht wahr? Dieser Professor ist ein weltfremder Junggeselle, der nie Zeit für eine Frau hatte. Aber nun sind Sie ja da. Sie werden ihn entsprechend betören. Er wird Sie mit seiner Liebe bedrängen und Ihnen nach einiger Zeit einen Heiratsantrag machen. Dann wird er eine Lebensversicherung abschließen und ein paar Tage später ..."
    Er brach ab. Er sah, daß Lydia Blomfield Tränen in den Augen hatte. Sie hielt beide Hände vors Gesicht. Sie schluchzte leise in sich hinein.
    „Habe ich Ihnen vielleicht unrecht getan?" fragte Jack Havard ärgerlich.
    „Ja“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Sie wissen gar nicht, wie Sie mich quälen mit Ihren häßlichen Reden. Ich habe mit Professor Cavell noch kein persönliches Wort gesprochen. Ich bin weit davon entfernt, ihn verliebt zu machen. Ich würde nie so etwas tun."
    „Aber Alban Lampard wird es für Sie erledigen! Verlassen Sie sich darauf. Wenn Sie schon wie Butter in seinen eigenen Händen sind und keinen eigenen Willen haben, so wird er auch diesmal sein Ziel erreichen."
    „Nein", sagte Lydia Blomfield überzeugt.
    „Doch", sagte Jack Havard hartnäckig.
    So trennten sie sich, ohne ein versöhnendes Wort gefunden zu haben. Es gab keine Brücke mehr zwischen ihnen. Er war voll Mißtrauen und Enttäuschung, und sie empfand nichts anderes als verletzten Stolz und dumpfe Bitterkeit. Sie hatte kaum das Lokal verlassen, da eilte Jack Havard auch schon in die nächste Telefonkabine. Er ließ sich mit Scotland Yard verbinden. Er verlangte Kommissar Morry an den Apparat.
    „Ich habe eine Neuigkeit für Sie", rief er erregt in die Muschel. „Sie erinnern sich doch an den Namen Lydia Brandon, Kommissar?"
    „Ja", erwiderte Morry gedehnt. „Das war die Dame, die Mr. Scott heiratete, nicht wahr? Was ist mit ihr?"
    „Sie ist eben dabei, einen neuen Betrugsfall zu starten. Der Mann, auf den sie es jetzt abgesehen hat, ist ein Professor und wohnt am Abbey Sguare in Bermondsey. Ich halte diesen Herrn für tödlich gefährdet."
    Der Kommissar schaltete sofort. Er hatte begriffen.
    „Halten Sie die Augen offen, Mr. Havard“, sagte er rasch. „Falls dieser Professor eine Versicherung bei Ihnen abschließen sollte, bedeutet das für uns höchste Alarmstufe. Benachrichtigen Sie mich dann sofort. Nehmen Sie auch Verbindung mit den anderen Versicherungsgesellschaften auf. Sagen Sie den Herren Bescheid. Erzählen Sie ihnen, was hier gespielt wird."
    „Ja", sagte Jack Havard. „Ich werde mich genau nach Ihren Weisungen richten, Kommissar." Damit war die Unterredung beendet. Die Falle stand offen. Es fragte sich nur noch, ob sie auch richtig zuschnappen würde.
    „Come in!" erklang es von drinnen. Es war eine dunkle, freundliche Stimme.
    Lydia trat ein. Sie blieb an der Tür stehen.
    „Heute gibt es doch sicher nichts mehr zu tun, Sir?" fragte sie. „Kann ich bitte auf mein Zimmer gehen?"
    „Bleiben Sie doch", sagte Professor Cavell mit einem gutmütigen Lächeln. „Legen Sie ab. Machen Sie sich's bequem."
    Lydia gehorchte nur widerstrebend. Sie hängte ihren Mantel an den Garderobenhaken. Sie strich Rock und Bluse glatt. Sie nahm zögernd auf einem Stuhl Platz. Sie sah scheu zu Professor Cavell hin. Er wirkte noch jung und lebhaft, trotz seiner fünfzig Jahre. Die klugen Augen strahlten Güte und Wärme aus. Das Gesicht war sympathisch und anziehend. Er holte eine Flasche aus der Kredenz und füllte zwei Gläser. „Zum Wohl", sagte er lächelnd. „Sie werden mich bisher für einen richtigen Stubenhocker gehalten haben, Miß Blomfield. Es stimmt ja auch, die Arbeit ist mir beinahe über den Kopf gewachsen. Ich bin bis heute nicht dazu gekommen, ein persönliches Wort mit Ihnen zu wechseln."
    „Mir wurde die Arbeit nicht zuviel", sagte Lydia scheu. „Ich schreibe gern für Sie, Professor! Die Themen sind sehr interessant und lehrreich."
    William Cavell schob seine Blätter und Schriftstücke

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