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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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seufzend zur Seite.
    „Sie werden erstaunt sein, Miß Blomfield", sagte er abwesend. „Ich habe mir eben noch Gedanken über mein bisheriges Leben gemacht. Ich glaube, ich habe die Arbeit doch etwas zu ernst genommen. Sie ist nicht imstande, das Leben eines Mannes voll auszufüllen. Das merke ich erst, seit Sie hier sind. Wenn ich es so recht bedenke, sind meine Tage doch ohne eigentlichen Inhalt gewesen."
    Lydia blickte erschrocken auf.
    Was meint er denn damit, dachte sie unruhig. Ist er etwa genauso wie Norbert Scott? Sind sie denn alle gleich? Können sie mit einer Frau nicht Zusammenarbeiten, ohne immer gleich ihr Herz auszuschütten?
    „Es fehlte bisher die Wärme in diesem Haus", fuhr Professor Cavell leise fort. „Ich habe das früher nicht gemerkt. Aber jetzt weiß ich es. Bücher sind oft staubig und langweilig, aber Frauen bedeuten das eigentliche Leben."
    Er mußte seinen Monolog abbrechen. Das Telefon schrillte. Er nahm den Hörer ab. „Professor Cavell", murmelte er mit seiner dunklen Stimme. Gleich nachher gab er den Hörer an Lydia weiter.
    „Es ist für Sie", sagte er.
    Lydia Blomfield nahm den Hörer nur zögernd in die Hand. Ihre Stimme gab kaum einen Ton, als sie sich meldete. Sie schrak zusammen. Alban Lampard war in der Leitung. Seine Stimme flößte ihr wie immer Abscheu und Furcht ein.
    „Sie waren heute abend mit einem Mann zusammen", zischelte er lauernd. „Wer war das?"
    „Jack Havard."
    „Ach? Ausgerechnet dieser Schnüffler, den ich mehr hasse als die Pest. Haben Sie ihm etwas verraten?"
    „Nein", stammelte Lydia mit blassen Lippen. „Bestimmt nicht, Mr. Lampard. Ich hielt mich ja nur wenige Minuten bei ihm auf. Ich bin allein weggegangen ..."
    „Wenn Sie ein falsches Spiel spielen sollten, dann müßte es ja nur Ihr Bruder büßen", knurrte er wütend. „Er ist übrigens hier bei mir. Die Polizei ist ihm auf den Fersen. Kein Wunder, daß er nur noch ein schlotterndes Bündel ohne Nerven ist. Er weiß, was ihm blüht, falls man ihn erwischen sollte. Auf Mord steht der Galgen. Wenn ich der Polizei einen Wink gäbe, würde man ihn sofort …"
    „Nein", ächzte Lydia verstört. „Nur das nicht, Mr. Lampard. Ich habe doch alles getan, was Sie wollten. Ich werde auch weiterhin alles tun. Aber schonen Sie Edward. Lassen Sie ihn jetzt nicht im Stich ..."
    Sie legte mit einer kraftlosen Bewegung den Hörer auf. Sie war kreideweiß im Gesicht. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wäre in Tränen ausgebrochen. Ihre Stimmung war verzweifelt und hoffnungslos.
    „Kann ich Ihnen nicht helfen?" fragte Professor Cavell gutmütig. „Haben Sie Sorgen? Ich hörte eben, daß Sie ..."
    Lydia Blomfield stand hastig auf und rannte aus dem Zimmer. Sie hetzte eine Treppe hinauf. Sie zog sich in ihr eigenes Zimmer zurück. Wie immer verriegelte sie die Tür. Sie machte kein Licht und zog sich im Dunkeln aus. Als sie das Fenster öffnete, um die frische Nachtluft einzulassen, entdeckte sie einen Schatten unten im Garten. Es war ein Mann in dunklem Regenmantel. Er spähte zu ihr herauf. Kurz nachher zog er sich in einen Winkel der Hecke zurück. Es war nichts mehr von ihm zu sehen.
    Lydia Blomfield fühlte ihr Blut eiskalt durch die Adern strömen. Sie fror plötzlich bis ins Mark. Sie wußte nicht, daß es ein Beamter von Scotland Yard war, den sie eben gesehen hatte. Niemand hatte es ihr gesagt. Sie schloß das Fenster, zog die Vorhänge zu und stand dann ratlos in der Finsternis. Ihre Blicke irrten zur Tür und wieder zum Fenster zurück. Sie hatte Angst. Eine bange Ahnung legte sich schwer auf ihr Herz. Sie fürchtete, ihre Zukunft würde immer dunkler und dunkler werden. Und wenn man es recht bedachte, ahnte sie mit sicherem Instinkt ihren Untergang. Es sollte gar nicht mehr lange dauern. Der Tod stand schon vor der Tür.

    16

    Esther Harras konnte in dieser Nacht lange nicht einschlafen. Sie lag in ihrem weichen Bett und drehte sich ruhelos von einer Seite auf die andere.
    Sie mußte immerfort an jenen Mann denken, dessen Leben unter einem drohenden Schatten stand und das sie unbedingt behüten mußte, da es ihr kostbarer erschien als alle anderen Dinge der Welt. Vielleicht hat er jetzt endlich ein sicheres Versteck gefunden, dachte sie. Vielleicht ist es ihm gelungen, Alban Lampard und seinen Helfern ein Schnippchen zu schlagen. Ich würde ihm von Herzen Ruhe und Sicherheit wünschen. Sie schloß die Augen und drehte sich wieder der Wand zu. Es war heiß im Zimmer. Sie hatte vergessen,

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