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Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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bin nämlich dort zufällig vorbeigekommen...“
    „Was redest du für dummes Zeug", bäumte sich Eddy auf und zog sein Taschentuch heraus, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. „Noch nie in meinem Leben habe ich freiwillig Scotland Yard betreten."
    Er hatte nicht bemerkt, daß ihm beim Herausziehen dies Taschentuches ein Zettel aus der Tasche geglitten war, den Joe Purdon sofort aufhob. Es war eine kleine Visitenkarte von Kommissar Morry. Der König der Unterwelt erbleichte, als er den Namen des gefürchteten Beamten las und konnte es nicht verhindern, daß seine Hand bebte. Dann aber packte er mit einer wilden Gebärde die Schulter des Taschendiebes, riß den schwachen Mann empor, fuchtelte ihm mit der Karte vor der Nase herum und schrie: „Hier ist der Beweis, Eddy. Wenn du jetzt nicht redest, mache ich kurzen Prozeß mit dir."
    „Lassen Sie die Waffe fallen", dröhnte plötzlich eine Stimme von der Tür her, „und auch du, Jim, nimm die Hände hoch du weißt, daß ich verdammt genau treffe. Ich nehme an, du bist noch nicht lebensmüde."
    Ein tödliches Schweigen breitete sich aus.
    „Kommissar Morry", rief mit tränenden Augen der Taschendieb Eddy aus. Er wollte auf den Kommissar zugehen, als dieser ihn anherrschte: „Aus der Schußlinie, Eddy — — du bist wohl wahnsinnig! Heb erst mal die Waffe auf, die Joe Purdon hat fallen lassen."
    Nur zu gern kam Eddy dieser Aufforderung nach, und als er den entsicherten Revolver des Königs der Unterwelt in der Hand hielt, wuchs sein Mut. Ohne zu zögern erklärte er dabei, „du weißt doch, Jim, solch ein Spielzeug kann gefährlich werden.“
    Joe Purdon hatte sich jetzt herumgewandt, blickte Morry furchtlos an und sagte:
    „Mein Ausflug in die Freiheit war ja nicht von langer Dauer gewesen. Hier haben Sie meine Hände, Kommissar, fesseln Sie mich!"
    Morry winkte ab. „Setzt euch mal an den Tisch, ich möchte mich mit euch noch ein wenig unterhalten. Es liegt wohl in Ihrem eigenen Interesse, Joe Purdon, daß wir zu einer Verständigung kommen."
    Verständnislos schüttelte der Gangsterkönig den Kopf. „Sie sind wirklich ein seltsamer Mensch, Kommissar Morry. Warum nehmen Sie mich eigentlich
    nicht sofort mit. Ich bin doch in Ihrer Hand "
    „Ich möchte mit Ihnen eine Vereinbarung treffen, Joe Purdon. Es ist etwas in mir, das sich dagegen sträubt, in Ihnen den Mörder des Juweliers zu sehen. Wenn Sie mir versprechen, Joe Purdon, in den nächsten Tagen dieses Haus nicht zu verlassen, dann ...“
    „Das bieten Sie mir an, Kommissar Morry", stammelte der Gangsterkönig ungläubig. „Soviel Vertrauen haben Sie zu mir, Kommissar Morry", rief er dann überschwenglich aus, „hier haben Sie meine Hände, sie sollen mir bei lebendigem Leibe abfallen, wenn ich mein Versprechen nicht halte."
    „Es ist ein Versuch, Joe Purdon, ich habe meine Gründe dafür, die ich Ihnen augenblicklich nicht auseinandersetzen kann. Daß Sie späterhin Ihre Strafe für den Einbruch abzubüßen haben, darum werden Sie nicht herumkommen, ich brauche Spielraum um den wirklichen Mörder zu finden."
    Langsam erhob sich Kommissar Morry. Als er die Tür erreicht hatte, wandte er sich noch einmal um und sagte: „Sicherlich werde ich morgen Abend hier vorbeikommen, ich klopfe sechsmal kurz hintereinander an die Fensterscheibe, damit Sie wissen, daß ich es bin. Aus Sicherheitsgründen wäre es besser, wenn Sie das Fenster verhängen würden, damit kein Lichtschein nach draußen fällt."
    Eddy schloß sich Kommissar Morry an. Nachdem sie das Grundstück verlassen hatten, stieß er den berühmten Beamten in die Seite und sagte: „Soll ich die beiden weiter beobachten, Kommissar?"
    „Ist nicht nötig", winkte Morry ab, „ich bin davon überzeugt, daß Joe Purdon sein Wort halten wird."
    „Hoffentlich", seufzte Eddy auf und beschloß dennoch, das Haus zu beobachten. An der nächsten Ecke verabschiedete er sich und schüttelte verwundert den Kopf, als Morry leise pfeifend seinen Weg fortsetzte.

    *

    Direkt an der Themse lag die Prunkvilla Howard Tailors. Der Mann besaß in London mehrere Goldwarengeschäfte und galt als einer der reichsten Männer der Stadt. Etwa hundertfünfzig Meter von dem Grundstück entfernt, erhob sich im Fluß eine kleine Insel. Sie war unbewohnt, und nur einem aufmerksamen Beobachter wäre es nicht entgangen, daß sich plötzlich das Schilf bewegte. Behutsam wurden die Pflanzen auseinandergedrückt. Ein Mann bewegte sich schrittweise vorwärts. Nach

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