Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod
Unwesen trieb. Plötzlich durchzuckte ihn ein furchtbarer Schreck. Man hatte ja sein Schlüsselbund entwendet, diese Erkenntnis trieb ihn zur Eile an, und so öffnete er behutsam die Tür und schob sich mit vorgehaltenem Revolver in den Raum hinein.
„Nehmen Sie die Hände hoch, oder ich schließe!"
Auch jetzt verlor der Eindringling nicht die Nerven. Während er das Tablett auf einen Tisch schob, ließ er Mister Tailor nicht ans den Augen.
„Haben Sie Mitleid mit mir", flüsterte er dabei, „ich bin kein gewöhnlicher Einbrecher meine unselige Sammelleidenschaft... vielleicht verstehen Sie mich...“
„Halten Sie den Mund, Sie Schurke Sie", knurrte ihn Howard Tailor wutentbrannt an, „Sie sind in meinen Augen ein ganz gemeines Subjekt. Sie wollen mir mein Eigentum stehlen, ich werde sofort die Polizei verständigen!"
„Tun Sie das bitte nicht", flehte der andere und ließ dabei die rechte Hand sinken.
Einen verächtlichen Blick warf der Juwelier dem Verbrecher zu und schritt zum Schreibtisch. Für eine Sekunde ließ er den Eindringling aus den Augen, und da schwirrte auch schon das Wurfmesser heran. Mit einem röchelnden Schrei sank Howard Tailor zu Boden.
„Das hättest du dir ersparen können, du Narr", zischte zwischen den Zähnen der Verbrecher hervor, „aber du wolltest es ja nicht anders. Nun kann ich in aller Ruhe mein Werk vollenden."
Er löste von dem Gürtel einen kleinen, wasserdichten Beutel und schob Stück für Stück der Kostbarkeiten hinein.
„Noch nie habe ich solch herrliche Steine gesehen“, flüsterte der Eindringling und streichelte unwillkürlich den prall gefüllten Beutel. Bevor er den Raum verließ, blickte er noch einmal umher. Dann verlöschte er das Licht, zog den Vorhang zurück, öffnete das Fenster und schwang sich hinaus.
*
Gut gelaunt kehrte der Gärtner Buddy Skelton mit dem Zimmermädchen Norma von einem Tanzvergnügen zurück. Das erste Mal waren die beiden zusammen aus gewesen, und das Herz des kräftigen jungen Mannes war übervoll, denn nie hatte er zu hoffen gewagt, daß das schöne Zimmermädchen Norma ihn erhören würde.
„War es nicht ein schöner Abend, Norma?" fragte er nun und öffnete leise die Gartentür.
„Ich freue mich", lächelte das junge Mädchen glücklich, „daß du endlich den Mut gefunden hast, mich um eine Verabredung zu bitten. Du weißt ja gar nicht, wie lange ich schon darauf gewartet habe."
„Ist das wirklich wahr, Norma?" forschte der junge Gärtner und zog das Mädchen an sich.
Eng umschlungen blieben sie stehen. Zärtlich neigte sich Buddy Skelton dem schönen Mädchen zu, um es zu küssen, als er sie plötzlich mit sanfter Gewalt von sich drückte und erregt hervorstieß: „Du, Norma dort drüben steigt doch ein
Mann aus dem Fenster — — — — aber natürlich", und schon stürmte er mit großen Schritten auf den Verbrecher zu, der mit finsterem Gesicht den neuen Gegner erwartete. Unwillkürlich glitt seine Hand zu der leeren Scheide, dann stieß er einen Fluch aus, duckte sich wie ein Raubtier und sprang Buddy Skelton an, bevor dieser ihn mit einem Hieb zu Boden schmettern konnte. Aber der junge Gärtner war ein sehr kräftiger Mann. Er verstand so einiges vom Ringkampf, und selbst als er zu Boden rollte, verlor er keineswegs die Übersicht. Hart packten seine Hände die Handgelenke des anderen,, der ihm die Kehle zudrücken wollte. Es gelang ihm, seinen Gegner fortzuschleudern. Schweratmend stand der Verbrecher da und zögerte eine Sekunde zu lange. Sicherlich wäre es ihm gelungen, sich davonzumachen, wenn ihm nicht der Gärtner zuvorgekommen wäre. Wie von einer Feder abgeschnellt, sprang Buddy Skelton empor und verhinderte so die Flucht des Mannes. Die Körper der Männer prallten aneinander. Ihre Füße stampften den Boden, und jeder versuchte, den anderen zu Fall zu bringen.
Buddy Skelton fühlte, daß er dem Verbrecher an Kräften überlegen war, aber dennoch entwand sich dieser jedem seiner Griffe, war geschmeidig wie eine schlüpfrige Schlange, und als bei einem neuerlichen Angriff die Hände des Gärtners wieder abrutschten, wußte er, daß der Verbrecher sich mit Öl eingerieben haben mußte. Nirgends fand er Halt, und so entschloß er sich, mit der geballten Faust den Kampf zu beenden. Diesmal schaltete der Verbrecher schneller. Er sah wohl, was der andere beabsichtigte, er unterlief den schweren Haken des Gärtners und rammte seinen Kopf in den Leib Buddy Skeltons. Stöhnend sank der Gäntner
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