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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Lord Harrow stand schweigsam vor seinem Sohn. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Er fühlte sich merkwürdig gehemmt.
    „Leg doch den Mantel ab“, bat er schließlich. „Und setz dich zu uns an den Kamin. Sicher willst du eine kleine Erfrischung zu dir nehmen. Angela wird den zweiten Diener wecken, damit er uns einen Imbiß serviert.“
    „Angela?“ wiederholte Stanley Belmont erstaunt. „Mein Gott, ist das wirklich Angela? Das ist doch nicht möglich, Vater. Als ich damals aus London wegging, war sie ein kleines Mädchen mit langen Zöpfen und großen Kinderaugen. Und jetzt ist sie ...“
    Angela Corday wurde glühendrot, als er mit festem Druck ihre zarte Hand umschloß. Sie spürte ihr Blut heiß zum Herzen strömen. Scheu und verlegen blickte sie in das dunkelgebräunte Männergesicht.
    „Ich hätte dich auch nicht wiedererkannt, Stanley“, sagte sie schüchtern. „Warum hast du auch niemals geschrieben? Wir alle glaubten, daß du längst nicht mehr am Leben wärst.“ „Es ist so“, bestätigte Lord Harrow gedankenvoll. „Wir bekamen kurz nach deiner Abreise eine Nachricht, daß du bei einem Jagdunfall dein Leben verloren hättest...“
    „Um Gottes willen“, murmelte Stanley Belmont erschüttert.
    „Ich hatte tatsächlich einen Jagdunfall. Es ging auch ziemlich hart am Tod vorbei. Aber ich wurde von Trägern gerettet und in ein kleines Wüstendorf gebracht. Kann sein, daß mich die Behörden für tot hielten. Ihre Nachricht erfolgte jedoch übereilt. Sie hätten sie zumindest später widerrufen sollen. Welch ein peinliches Versehen!“
    Lord Harrow horchte mit geschlossenen Augen der Stimme seines Sohnes nach. Sie klang ihm vertraut. Sie war ihm von früher her irgendwie bekannt. Und dennoch . . .
    Die Stimme Cecils verscheuchte seine Gedanken. Er fiel wieder einmal aus der Rolle.
    „Mich kennst du wohl nicht mehr? “ fragte er feindselig. „Ich muß schon sagen, daß mir deine plötzliche Heimkehr sehr verdächtig erscheint. Zehn Jahre hast du nichts von dir hören lassen, und nun erwartest du, daß wir dich mit lautem Hallo begrüßen. Dabei erkennen wir dich nicht einmal. Für mich bist du ein völlig Fremder.“
    „Immer noch der alte Cecil“, lächelte Stanley erheitert. „Genau so habe ich dich in Erinnerung. Stets ein wenig aufsässig gegen den älteren Bruder, immer gleich aufbrausend und aggresssiv. D u hast dich gar nicht verändert. Ich habe dich sofort wiedererkannt.“
    Der junge Harrow schwieg betroffen. Befand er sich tatsächlich im Irrtum? Hatte er dem anderen Unrecht getan? War es wirklich Stanley, der vor ihm saß? Oder trieb ein Fremder mit ihnen allen ein schamloses und frivoles Spiel?
    „Warum hast du nie geschrieben? “ erkundigte er sich argwöhnisch.
    „Ihr wißt es doch“, sagte Stanley Belmont verlegen. „Ihr wißt genau, warum ich damals aus dem Haus ging. Ich wollte nicht ewig der Anlaß für Zerwürfnisse und Streitigkeiten sein. Deine zweite Frau, Vater, die ich meinem Herzen nach nie Mutter nennen konnte, und ich waren. . .“
    „Ja, ich weiß“, wehrte Lord Harrow ab. „Ihr beide habt euch nie verstanden. Das war eine Feindschaft, wie man sie selten findet.“
    „Ich wäre auch nicht zurückgekommen, wenn diese Frau noch leben würde“, sagte Stanley Belmont hart. „Ich habe ihr noch immer nicht verziehen. Aber als ich dann in einer Zeitung eure Trauernachricht las, da veränderte sich natürlich für mich die Sachlage. Nun bin ich also wieder hier. Ihr billigt doch hoffentlich meinen Entschluß?“
    „Ich freue mich“, erklärte Lord Harrow impulsiv. „Ich freue mich wirklich. Nur mußt du mir etwas Zeit lassen. Ich bin ein alter Mann, Stanley. Deine Heimkehr kam so überraschend, daß ich sie erst im Innern verarbeiten muß.“
    „Natürlich, Vater“, entgegnete Stanley Belmont mitfühlend. „Ich habe mich auch ganz wie der verlorene Sohn gefühlt, als ich vorhin über die Schwelle deines Hauses schritt. Ich danke dir, daß du mich so nett und ohne jeden Vorwurf empfangen hast.“
    Eine halbe Stunde später zog sich Lord Harrow müde und erschöpft auf sein Zimmer zurück. Cecil hatte sich bereits vorher verabschiedet.
    Nun saßen nur noch Stanley Belmont und Angela Corday am Kamin. „Ich hoffe, daß wir wieder so gute Freunde werden wie früher“, sagte das Mädchen weich. „Es ist doch auch dein Wunsch, Stanley?“
    „Ja, es ist auch mein Wunsch“, gab Stanley Belmont leise zurück.

    5

    Die Heimkehr seines Stiefbruders änderte

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