Kommissar Morry - Opfer des Satans
Verbrechen bewogen haben könnte“, sagte Wachtmeister Kenton bedächtig.
„Welchen Grund?“ fragte Kommissar Morry neugierig, obwohl er die Antwort längst im voraus wußte.
Wachtmeister Kenton räusperte sich. Er glaubte, den Schlüssel zur Lösung des geheimnisvollen Mordes bereits in der Tasche zu haben.
„Die Sache ist ganz einfach, Sir!“ rief er laut über den Schreibtisch. „Lord Harrow ließ sich von den Lügen des Heimkehrers nicht täuschen. Er merkte, daß es nicht sein Sohn aus erster Ehe war, der da plötzlich ins Schloß hereinschneite. Er hätte ihn vielleicht noch in der gleichen Nacht davongejagt. Da geschah dann der Mord, Sir...“ „Das alles ist richtig“, sagte Kommissar Morry zustimmend. „Ich würde den Fall nicht anders konstruieren. Trotzdem klingt mir alles zu einfach, verstehen Sie, Kenton? Dieser Stanley Belmont darf uns doch nicht für dumm halten. Sicher wird er das auch nicht tun. Er müßte ja ausgesprochen dämlich sein, wenn er sich freiwillig der Polizei in die Hände geben würde.“ Wachtmeister Kenton blätterte oberflächlich die Akte durch. „Wir müßten eben einen Besuch bei Stanley Belmont machen, Sir“, brummte er nach einer Weile. „Dann werden wir ia sehen, welche Sprache er redet. Wenn er verwundet und gehbehindert ist, dann können wir ihn gleich mitnehmen.“
„Ja, wir werden uns diesen Stanley Belmont einmal anschauen“, sagte Kommissar Morry kurz. „Dieser Mann verdient unsere besondere Beachtung.“
7
Als Cecil Harrow an diesem Abend den Mitternachtsklub in Mayfair betrat, machte ihm der Empfangschef ernsthafte Vorwürfe. „Sie hätten heute lieber zu Hause bleiben sollen, Sir“, meinte er abweisend. „Es macht keinen guten Eindruck, wenn Sie so kurz nach dem Tode Ihres Vaters am Spieltisch sitzen.“
„Ach was“, murrte Cecil Harrow wegwerfend. „Es gefällt mir zu H^use nicht mehr, seit dieser angebliche Halbbruder eingetroffen ist. Ich kann den Kerl nicht ausstehen. Er ist ein Betrüger, glauben Sie mir. Hoffentlich kommt die Polizei bald hinter seine Schliche.“
Er hielt sich nicht länger in der Vorhalle auf, sondern ging rasch nach oben, wo hinter den schalldicht gepolsterten Türen die Kugeln rollten und die Karten auf den Tisch klatschten. Ein Klubdiener prüfte gewissenhaft seinen Ausweis.
„All right, Sir“, sagte der Livrierte kurz nachher. „Bitte, treten Sie ein!“
Cecil Harrow griff verstohlen in die Tasche, während er auf die Spieltische zuging. Seine Finger zählten instinktiv die Scheine nach, die er bei sich trug. Es waren wenig genug. Wenn er nicht schon bei den ersten Sätzen gewann, mußte er aufgeben.
Ich werde mich erst mit einem Schnaps stärken, dachte er. Etwas Alkohol kann nie schaden. Man sieht dann schärfer. Er schwang sich auf einen stelzbeinigen Hocker und ließ sich von der rotblonden Barfrau einen Gin einschenken. Er wollte den Schnaps eben genießerisch an die Lippen führen, da tauchte wie ein Gespenst Baldwin Huxley neben ihm auf.
„Prost“, sagte der stämmige Mann mit dem gelblich getönten Gesicht. „Ich sehe, Sie haben den Todesfall in Ihrem Hause gut überstanden. Ich wollte Sie eigentlich schon gestern in Harrow Castle aufsuchen, um mein Geld abzuholen. Aber dann dachte ich mir, es hätte noch Zeit bis heute Abend. Na also, da bin ich nun. Drücken Sie mir die Scheine in die Hand!“
„Der Teufel soll Sie holen“, knurrte Cecil Harrow erbost. „Was wollen Sie denn überhaupt? Ich erbe jetzt doch ein riesiges Vermögen. Wenn Sie klug wären, würden Sie noch ein paar Tage warten. Sie könnten dann die doppelten Zinsen einstreichen.“
„No“, sagte Baldwin Huxley mit krächzender Stimme. „Das ist kein Geschäft für mich, junger Mann. Wo einer stirbt, sterben bekanntlich mehrere. Könnte leicht sein, daß Sie als nächster um die Ecke marschieren. Und ich könnte dann bis in alle Ewigkeit hinter meinem Geld herlaufen.“
„Sie sind ein Narr“, keuchte Cecil Harrow erbost. „Ein idiotischer Narr. Man sollte Ihre schäbigen Erpressermethoden der Polizei melden. Wenn Sie erst im Gefängnis säßen, wäre der gemeinste Wucherer aus dem Weg geräumt,, den ich je in meinem Leben...“
Er konnte nicht weitersprechen. Baldwin Huxley faßte ihn grob an den Rockaufschlägen. „So können Sie mit mir nicht reden, junger Freund“, knurrte er bösartig. „Ich vertrage keine Späße von dieser Art. Wenn hier jemand ins Gefängnis marschiert, dann werden Sie es sein. Ich habe da
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