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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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geschminkte Gesicht Lilly Ravens verzog sich zu einem hintergründigen Lächeln. „Sie können ruhig die Wahrheit erfahren, Cecil“, meinte sie gedämpft. „Wir sind ja alte Freunde, nicht wahr? In meinem Lokal verkehren Männer, die ab und zu mal ein Alibi brauchen. Manchmal benötigen Sie auch einen Schlupfwinkel, in dem sie ihre geklauten Herrlichkeiten verbergen wollen. Das tue ich natürlich. Ich bin diesen Leutchen immer behilflich. Es fällt ja auch stets ein Batzen für mich ab. Diesen Pelz zum Beispiel bekam ich erst letzte Woche von Slim Duckett. Ist ein alter Verehrer von mir. Aber Liebe kommt natürlich nicht in Frage. Wir verkehren nur geschäftlich miteinander.“
    „Haben Sie keine Angst, daß die Polizei einmal hinter dieses Treiben kommen könnte?“ Lilly Raven schnippte lässig ein Stäubchen von ihrem Abendkleid.
    „Ach was“, sagte sie gleichgültig. „Die Boys lassen mich nicht im Stich. Bei uns wäscht eine Hand die andere. Die Cops werden mir nicht gefährlich.“
    Cecil Harrow schwieg. Er steuerte den Wagen langsam durch die schmalen Gassen des Ostens. Seine Augen starrten angestrengt durch die Windschutzscheibe. Aber er sah nicht einmal, wohin er fuhr. Seine Gedanken waren weit entfernt. Sie irrten auf dunklen Wegen. Ruhelos und unstet wanderten diese Gedanken hinter seiner Stirn auf und ab. Ich kann nicht so lange warten, bis das Testament eröffnet wird, grübelte er verbissen. Ich muß Baldwin Huxley abschütteln. Er ist eine ständige Gefahr für mich. Erst wenn er sein Geld hat, wird er Ruhe geben. Die Gedanken wanderten weiter. Sie ließen sich nicht abschalten. Sie entwarfen ständig neue Pläne. Der Tresor, sinnierte er düster, enthält Schätze, die mich sofort von allen Sorgen befreien würden. Im Grunde genommen gehört er ja mir. Er ist mir noch nicht offiziell übergehen. Was 'Schadet es also, wenn ich ihn von ein paar kleinen Ganoven öffnen lasse? Ich bin ja deshalb noch kein Dieb. Ich hole mir nur einen Vorschuß von meinem späteren Erbe. Das kann kein großes Vergehen sein. Laut sagte er: „Was ist dieser Slim Duckett für ein Mann? Sie erwähnten doch eben seinen Namen. Kann man dem Mann vertrauen? Ist er verschwiegen?“ Lilly Raven ließ ein klingendes Lachen hören. „In meiner Bar wird niemand verzinkt“, sagte sie heiter. „Die Boys sind gut gedrillt. Wenn Slim Duckett einen Fischzug macht, decken ihm die anderen den Rücken. Umgekehrt ist es genauso. Einer für alle, alle für einen. Wir sind ein ausgesprochen sozialer Verein.“
    „Seltsam, wie Sie sich verändert haben“, murmelte Cecil Harrow grübelnd. „So fröhlich kannte ich Sie früher gar nicht. Sie haben anscheinend wirklich das große Los gezogen.“ Der Wagen hielt am Ende der Sobber Street in Poplar. Rechts zogen sich die Docks und Werften hin, zur Linken war winkliges Gemäuer und dahinter das Ufer der Themse. Cecil Harrow sog schnuppernd die Luft ein. Es roch nach Zwiebelsuppe und faulen Fischen. Dazwischen mischte sich der Geruch nach Teer und Rauch.
    „Scheußliche Gegend“, murmelte er angewidert. „Ich finde es unbegreiflich, daß Sie sich hier wohlfühlen können. Hier ist es doch nicht auszuhalten.“
    „Mit Geld in der Tasche läßt es sich überall leben!“ sagte Lilly Raven flüchtig. „Und nun kommen Sie, Cecil! Hoffentlich fühlen Sie sich wohl in meiner Kaschemme.“
    Es war wirklich eine Spelunke übelster Sorte, die Lilly Raven am Poplar Dock aufgezogen hatte. Nicht nur, daß sich der schmutzige Abschaum des ganzen Hafenviertels in ihren Räumen einfand — darüber hinaus war auch die Aufmachung billig und kitschig. Überall hingen alberne Blumengirlanden an den Wänden und dazwischen imitierte Kerzenleuchter und lächerliche Ölgemälde. Aus einem altmodischen Plattenspieler kam kreischende Musik. Aus der Küche strömten mächtige Qualmwolken herein, die nach ranzigem Fett und Knoblauch dufteten. Aber trotz allem — der Laden war brechend voll.
    „Wie finden Sie es hier?“ fragte Lilly Raven amüsiert.
    Cecil Harrow mühte sich verlegen nach einem Kompliment. Es wollte ihm absolut nicht über die Lippen. Er fand den Stall scheußlicher als alles, was er vorher gesehen hatte.
    „Setzen Sie sich hierher“, sagte Lilly Raven gönnerhaft. „Das ist der beste Platz meines ganzen Etablissements. Sie werden sich hier besser amüsieren als im Windmill Kabarett.“
    Cecil Harrow zwängte sich schnaufend in den engen Winkel und musterte scheu seine Umgebung. Es gab

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